Eine Hymne an das Bier

Bier, das Getränk schlechthin, mit einer weitreichenden Tradition. Das behaupten jedenfalls Jonathan Nennessy, Mike Smith und Aaron Mc Connell, die für die Graphic Novel »The Comic Book Story of Beer«, zu Deutsch »Bier« verantwortlich sind. Dass wir das Werk nun auf Deutsch genießen können, verdanken wir »PANINI«, was nicht nur Markus Raupach gefällt, dem Bierautor und Gründer der Deutschen Bierakademie. Es gefällt mit Sicherheit auch meinem Schwiegervater, der seinerzeit nicht begeistert war, dass ich kein Bier geschweige den Alkohol trinke. Abends ein Bierchen, das muss einfach sein, so denkt nicht nur er. Für viele Biertrinker ist es fast unvorstellbar, auf dieses Gebräu zu verzichten. Tja, für mich halt nicht. Mal sehen, ob sich das durch diese Lektüre ändert.

Die Graphic Novel berichtet von der Entstehung des Biers, weit vor der Geburt Christi bis in die Gegenwart. Dabei wird teils auf historische Ereignisse, archäologische Funde und Zeitepochen, sei es in Bildern als auch in Textform, zurückgegriffen. Man erhält also nicht nur einen Einblick in die Geschichte des Biers, sondern auch in die Geschichte der Menschheit, nur ein wenig anders, als wir es aus dem langweiligen Geschichtsunterricht kennen. Es wird natürlich auch über Inhaltsstoffe philosophiert und den Brauprozess an sich. Das, was hier drinsteht, deckt sich mit dem, was uns ein Bierbrauer im vergangenen Jahr erzählte, als er uns sein selbst gebrautes vorstellte.

Jetzt weiß ich endlich, dass der Spruch, Bier sei flüssiges Brot, nicht nur eine Floskel ist. Ziemlich spannend, muss ich zugeben.

Was viele nicht wissen, China war damals der Welt in vielem weit voraus. Genauso wie heute hatte der Rest der Welt nichts zu lachen. So gab es laut Buch ein ähnliches Gebräu, welches aus Reis gewonnen wurde, was man durch einen archäologischen Fund herausfand. Das war weit vor der Geburt Jesu. Man ist sich allerdings fast sicher, dass dies nicht die Geburtsstunde des Biers war. Man vermutet, dass das erste Bier wohl in der Zeit der Jäger und Sammler gebraut wurde. Selbstverständlich nicht nach den heutigen Maßstäben, was jedem klar sein dürfte. Es war wohl ein ähnliches Gebräu. Manche behaupten sogar, dass es wegen des Biers zur Landwirtschaft und dem Ackerbau kam. Eine witzige Vorstellung, dass es unsere heutige Kultur nur wegen des Biers gibt, da unsere Vorfahren anfingen, Ackerbau zu betreiben, um mehr Bier zu trinken. Tja, wer weiß. Das werden wir wohl niemals herausfinden.

Welche Gedanken mir sehr gefallen, Bier hat Freundschaften besiegelt, Verträge begossen und Konflikte beendet, egal, wie schwerwiegend sie auch waren. Stellt euch vor, wie schön es gewesen sein muss, wenn man nach einer Schlacht gemeinsam seine Wunden bei einem Humpen Bier leckte.

Da fällt mir eine Anekdote ein, die mir meine Mutter erzählte und vortrefflich passt. In meiner Kindheit gab es noch Antennen, die auf den Dächern standen, wenn man fernsehen wollte. Internet, das kannten wir nicht, geschweige den Streaming. Genau so war es auch bei meiner Mutter, als sie noch ein Kind war. Ihr Vater hatte selbige aufs Dach gebaut und das Kabel an der Häuserwand hinunter in die Wohnung gelegt. Nun ergab es sich, dass der Nachbar dieses Kabel anzapfte. Laut ihrer Erzählung ist ihr Vater (mein Opa) sauer zum Nachbarn, um ihm die Meinung zu geigen. Stunden später kam er gut gelaunt zurück und hatte nur Gutes zu berichten. Sie haben den Konflikt beim Bierchen geregelt.

Und heute? Heute gibt es Reinheitsgebote, die genau beschreiben, wie welches Bier gebraut werden muss, um seinen Namen zu tragen. Es gibt eine echte Bierkultur und Hotspots, die Biertrinker wenigstens einmal in ihrem Leben besuchen sollten. Wo man diese findet, das erfährt man durch dieses Werk.

Die Graphic Novel ist sehr textlastig. Anders als gewohnt schaut man sich nicht nur die vollfarbigen Bilder an und liest ein paar Informationen. Wenn ihr also neugierig seid, was denn noch alles Wissenswerte in diesem Werk zu finden ist, dann empfehle ich euch, nehmt euch Zeit, viel Zeit, am besten bei einem kühlen Bierchen.

Bleibt nur noch eine Frage offen. Hat sich meine Sichtweise auf das Bier geändert? Ja, definitiv. Ich habe viel gelernt und denke nun anders über Biertrinker (nicht Säufer). Vielleicht werde ich gelegentlich mal ein Bierchen probieren und zur kommenden Jugendweihe mit meinem Sohn und meinem Schwiegervater anstoßen. Sie würden sich mit Sicherheit darüber freuen.

Wie denkt ihr über Bier? Seid ihr leidenschaftliche Genießer oder könnt ihr mit dem Gebräue überhaupt nichts anfangen? Hinterlasst gerne einen Kommentar.

Dann mal Prost.

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag/Publisher für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.