Monster im Schafspelz Rezension/Review

„Monster im Schafspelz“ (羊の皮を着たケモノ / Hitsuji no Kawa wo Kita Kemono), ein Manga von Kyugo, veröffentlicht bei HAYABUSA, taucht mutig und kompromisslos in die dunkleren Facetten menschlicher Beziehungen ein. Die Geschichte beginnt scheinbar harmlos mit einer klassischen Dreieckskonstellation, entwickelt sich jedoch rasch zu einem psychologisch vielschichtigen Drama, das weit über die üblichen Erzählmuster des Boys-Love-Genres hinausgeht. Wenn ihr euch nicht mit oberflächlicher Romantik zufrieden gebt, sondern bereit seid, euch auf eine tiefgründige und emotional fordernde Handlung einzulassen, dann bietet dieser Titel eine außergewöhnliche Erfahrung.

Die Geschichte von „Monster im Schafspelz“:

Im Mittelpunkt der Handlung steht Daichi Kusakabe, ein zurückhaltender Student, der sich zunehmend von dem Verlobten seiner Schwester Mana, Jun Igawa, fasziniert zeigt. Jun ist charismatisch, erfolgreich und wirkt auf den ersten Blick wie der perfekte Schwiegersohn. Doch Daichi hegt Zweifel: Warum interessiert sich Jun ausgerechnet für Mana, die sich zu Hause kaum engagiert und Daichi regelmäßig ausnutzt?

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als Jun Daichi zu einem gemeinsamen Bier einlädt. Im Laufe des Gesprächs zeigt sich Jun verständnisvoll und hilfsbereit, insbesondere in Bezug auf Daichis verstorbenen Vater und seine berufliche Zukunft. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich mehr: Jun nutzt Daichis Unsicherheit und emotionale Verletzlichkeit aus, was schließlich in einer gemeinsamen Nacht endet, nach der Jun seine Bisexualität offenbart.

Kurz darauf verschwindet Jun spurlos und nimmt das Ersparte von Mana und Daichi mit. Die verzweifelte Suche nach ihm führt Daichi in einen Club, in dem erotische Praktiken wie Bondage und sexuelle Dominanz ausgeübt werden. In der Hoffnung, Jun wiederzufinden, lässt sich Daichi auf diese Welt ein und wird Teil eines Systems, das ihn emotional und körperlich herausfordert.

Einschätzung:

„Monster im Schafspelz“ besticht durch seine Fähigkeit, Erwartungen zu unterlaufen und euch in eine moralisch ambivalente und emotional intensive Welt zu entführen. Kyugo meistert es mit psychologischer Tiefe und erzählerischer Raffinesse, eine Geschichte zu erschaffen, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Die Charaktere sind gebrochen, aber glaubwürdig, ihre Handlungen oft fragwürdig, aber nachvollziehbar. Besonders Daichi, der Protagonist, überzeugt durch seine Entwicklung vom naiven Studenten zum innerlich zerrissenen Suchenden.

Die Geschichte wirft Fragen auf, die weit über das Genre hinausgehen: Wie viel kann ein Mensch vergeben? Was bedeutet emotionale Abhängigkeit? Und wie erkennt man, ob jemand wirklich ehrlich ist oder nur eine Rolle spielt? Diese tiefgründigen Fragen machen den Manga zu einem Werk, das lange nachhallt.

Fazit:

„Monster im Schafspelz“ (羊の皮を着たケモノ) ist kein gewöhnlicher Boys-Love-Manga. Er ist intensiv, unbequem und emotional aufwühlend – und gerade deshalb so lesenswert. Wenn ihr euch auf eine tiefgründige Geschichte mit komplexen Charakteren und moralischen Grauzonen einlassen möchten, dann bietet dieser Band eine außergewöhnliche Lektüre. Die düstere Atmosphäre, die überraschenden Wendungen und die psychologische Tiefe machen ihn zu einem Highlight für erfahrene Fans des Genres.

Wer bereit ist, sich auf eine Geschichte jenseits von Romantik und Leichtigkeit einzulassen, wird hier fündig – und vielleicht sogar bewegt.

Leseprobe zu „Monster im Schafspelz“. Quelle: HAYABUSA

Wir möchten uns ganz herzlich beim Verlag / Publisher für das Rezensionsexemplar und die tollen Bilder bedanken!