Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft » Review

Nach dem gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1957 schuf „Minetaro Mochizuki“ mit „Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft“ seine ganz eigene Variante der Geschichte, die man wohl als eine Art modernes Märchen bezeichnen könnte. Erschienen ist das Werk hierzulande bei „CARLSEN“ und zeigt auf ganz eigene Art, was im Leben wohl das Wichtigste ist.


Worum es bei „Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft“ geht:


Für den jungen Zimmermeister Shigeji hätte es wohl kaum schlimmer kommen können. Nicht nur ist die Zimmerei seiner Familie niedergebrannt, bei dem Unglück kamen auch noch seine Eltern ums Leben. Als wäre das nicht genug, erwarten nun natürlich alle, dass er die Zügel in die Hand nimmt und das Geschäft wieder aufbaut. Dazu ist er auch entschlossen, allerdings weigert der eigenbrötlerische 26-jährige mit dem eindrucksvollen Bart sich in vielen Punkten, Hilfe anzunehmen, und das obwohl er und seine Kollegen sie bitter nötig hätten. Mit seiner Art stößt er die Leute um sich herum nicht selten vor den Kopf.


Als eine alte Bekannte namens Ritsu vorbeikommen soll, um allen etwas unter die Arme zu greifen, ist Shigeji zumindest froh, dass es keine völlig Fremde ist. Allerdings stellt die Sache sich für ihn trotzdem schnell als Problem heraus. Die junge Frau kommt nicht allein. Im Schlepptau hat sie fünf Kinder aus einem Waisenhaus, das ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen ist. Die Tatsache, dass diese Kinder offensichtlich eher Gefallen daran haben, andere Kinder oder Tiere zu quälen, als sich irgendetwas sagen zu lassen, und auch sonst inakzeptables Verhalten an den Tag legen, hilft nicht gerade dabei die Situation zu entspannen.


Shigeji will, dass sich das Amt mit qualifiziertem Personal um die Kinder kümmert, und Ritsu ist verzweifelt. Diese fünf waren füreinander der einzige Halt und man würde sie sicher trennen. Letztlich willigt Shigeji ein, sie zu beherbergen, bis es eine andere Lösung für das Problem gibt. Selbst mit viel Fantasie und Wohlwollen fällt es jedoch schwer, die Reaktionen der Kinder als Dankbarkeit zu interpretieren.


Trotz dieser Umstände muss der junge Zimmermann sich nach wie vor um diverse Aufträge kümmern, wobei selbst das Finanzieren notwendiger Materialien bisweilen schon ein Problem darstellt.

Es bleibt die Frage, wie alle Beteiligten letztlich mit der prekären Gesamtsituation umgehen und wie das alles enden soll.


Einschätzung:


Dies war mal wieder einer dieser Manga, bei denen ich vor dem Lesen keine Ahnung hatte, was ich erwarten soll. Was ich bekam, war letztlich eine Geschichte, die gleichermaßen sehr unwahrscheinlich und doch natürlich wirkte.


Bei vielen Charakteren hatte ich schnell das Gefühl, dass sie sich im Lauf der Zeit zu sehr speziellen Persönlichkeiten entwickeln und den Leser überraschen dürften. So beispielsweise der Vater von Shigejis Bekannter Yuko, der eine unglaubliche Begeisterung für seine Tochter an den Tag legt. Stellenweise ist man sich unsicher, ob man das süß oder schlichtweg verstörend findet. Oder aber die Waisenkinder. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie bis zum Schluss unausstehlich bleiben, und selbst wenn würde das auf jeden Fall für konstante Spannung bis zum Schluss sorgen.


Die Panels sind sehr übersichtlich angelegt und scheinen oft relativ groß. Der Zeichenstil wirkte auf mich tendenziell schlicht und erwachsen, ich würde ihn fast schon als semirealistisch bezeichnen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass er sehr gut zu dieser Art von Geschichte passt, bin ich persönlich nicht gerade hin und weg. Das dürfte allerdings reine Geschmackssache sein.

Auch habe ich das Gefühl, dass mehr oder minder unwichtige Nebencharaktere zeichnerisch stark als solche zu erkennen sind und nicht unbedingt den optisch besten Eindruck machen, aber vielleicht ist das auch Absicht.


Ungeachtet dessen habe ich den Manga mit steigendem Interesse verfolgt, schon allein weil ich eine solche Geschichte bisher noch nicht gelesen habe. Ich würde auch sehr gern wissen, in wie weit diese Adaption, abgesehen von der zeitlichen Einordnung, von der Vorlage abweicht.


Viele, teils kurze und vielleicht unscheinbare Szenen haben mich zum Nachdenken angeregt und legen die Vermutung nahe, dass hinter Chiisakobee ein ganzes Stück mehr steckt, als man zu Beginn vermuten würde. Ich denke da beispielsweise an einen Teekessel, hinter welchem man das Universum sieht ...


Fazit:


Eine gleichermaßen alltäglich wie unwahrscheinlich wirkende Geschichte über Menschlichkeit, deren wahre Tiefe sich zunächst womöglich nicht ganz erschließt. Wie alles ausgehen könnte lässt sich kaum erahnen.


Hier geht es zur „Leseprobe zur von Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft“!


Produktdetails
Titel Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft
Genres Graphic Novel, Romance, Slice of Life, Drama
Autor Minetaro Mochizuki
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 14 Jahre
Seitenanzahl 216
Serie Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-72095-5
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Wir interessieren uns für Qualitätsjournalismus

Als Journalismus bezeichnen wir von Animeszene.de unsere publizistische Arbeit, mit dem Ziel dich mit relevanten Informationen zum Themengebiet Anime und Manga zu versorgen, insbesondere Reviews, die unsere ehrliche Meinung widerspiegeln. Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, auserlesene und sachliche Artikel für dich zu veröffentlichen, hinter denen wir auch stehen und die wir selbst als interessant erachten. Wir schreiben nicht um des Schreibens willen, sondern weil wir Freude daran haben.

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!