Arjuna sollte im Lehrplan von Schulen aufgenommen werden

Wir alle können sicher einen oder mehrere Anime aufzählen, die uns ganz besonders geprägt, inspiriert oder in wenigen Fällen vielleicht sogar unsere Weltanschauung verändert haben. Ein solches Beispiel ist bei mir das gesellschaftskritische Fantasy-Drama „Arjuna“ aus dem Jahr 2001. Hierzulande wurde es seinerzeit von „OVA Films“ auf den Markt gebracht.


Worum es in „Arjuna“ geht:


Sie geht an die Highschool, übt in ihrer Freizeit Kyudo, die Kunst des traditionellen japanischen Bogenschießens, aus und steht kurz davor, mit ihrem Klassenkameraden Tokio zusammenzukommen.


Juna Ariyoschi ist ein ganz normales Mädchen, das verträumt in den Tag hinein lebt und sich um nichts groß Gedanken machen muss. Eines Tages bittet sie ihren Schwarm, mit ihr gemeinsam ans Meer zu fahren - nicht den verdreckten, industriellen Containerhafen der Großstadt, den sie jeden Tag sehen kann, sondern das echte, naturbelassene Meer. So machen sie sich beide auf den Weg dorthin und könnten nicht glücklicher sein. Doch plötzlich erleiden sie einen Verkehrsunfall. Tokio kommt unbeschadet davon, doch Juna ist schwer verletzt und stirbt… scheinbar. Sie findet sich in einer Art Welt zwischen Leben und Tod wieder, als ihr der mysteriöse Junge Chris in einer Astralgestalt erscheint. Er zeigt ihr Bilder von vertrockneten Landschaften, Hungersnöten, Massentierhaltung, Umweltverschmutzung... von all den menschengemachten Problemen, welche die Erde langsam aber sicher sterben lassen werden. Doch es besteht noch Hoffnung: Juna besitzt verborgene innere Kräfte, und wenn sie lernt diese zu trainieren und einzusetzen, kann sie als sogenannte Inkarnation der Zeit den Untergang des blauen Planeten verhindern.


Chris verfügt selbst über die gleiche magische Veranlagung, allerdings hat sein jahrelanger Kampf gegen die Raaja, gigantische Würmer, die stets bei einer drohenden Umweltkatastrophe auftauchen, ihm körperlich schwer zugesetzt, so dass er fast immer an einen Rollstuhl bzw. ein Atemgerät gebunden ist und nur noch über Telepathie kommunizieren kann. Wenn die mit der Situation dezent überforderte Schülerin diese Aufgabe annimmt und sich in den Dienst der Öko-Organisation S.E.E.D. stellt, kann er sie zurück ins Leben bringen.


Juna nimmt den Deal an, und als sie wieder erwacht, ist nichts mehr wie vorher. Ihr wird ein Krummjuwel, der Tropfen der Zeit, in die Stirn eingesetzt. So wird sie mit der Erde synchronisiert und nimmt Missstände ökologischer wie sozialer Natur von ihr wahr. Fortan kann sie nicht mal mehr in einen Hamburger hineinbeißen, ohne das Leid zu sehen, das auf seinem Weg bis ins Fast Food Restaurant verursacht wurde.


Langsam beginnt die Teenagerin ihre Fähigkeiten Stück für Stück zu entdecken und sich der großen Bürde und Verantwortung ihrer Aufgabe bewusst zu werden. Die Veränderungen seiner Freundin stellen allerdings auch die Liebe des konsumverwöhnten Tokio auf eine harte

Probe.


Einschätzung


Die 13teilige, relativ unbekannte und nicht auf einer Mangavorlage basierende Anime-Serie „Arjuna“ lief bei uns Anfang 2000 auf Viva und Vox, allerdings habe ich erst gut 15 Jahre später durch meinen besten Kumpel von ihr erfahren und mir kurze Zeit später die schon oben erwähnte DVD-Box gekauft. Was ich damals und im Zuge dieser Review nun erneut sah, hat mich tief und nachhaltig beeindruckt. Hier handelt es sich um einen echten Geheimtipp, der seine Gesellschaftskritik nicht durch die Blume, sondern schonungslos direkt, in visuell hypnotischen Bildern und nicht zuletzt auch argumentativ stark untermauert, ja sogar sinnvolle Ideen und Lösungen für Themen bereithält, die heute noch wichtiger als zu seinem Erscheinen sind: Umweltschutz, Permakultur, Genmanipulation, Technisierung, Kritik an der Pharmaindustrie und dem japanischen Schulsystem, Konsumverhalten usw. Eben nicht der berühmt-berüchtigte erhobene Zeigefinger, sondern eine klare und konstruktive Message, die den Autoren spürbar am Herzen lag. Um der Botschaft der Serie zu entsprechen, wurde zudem komplett auf die Veröffentlichung von Merchandising verzichtet.


Bis in die Nebenrollen sind hier Charaktere zu finden, die über eine interessante Hintergrundgeschichte verfügen. Selbst wenn sie manchmal nur kurz angedeutet wird, kann das schon einen spannenden Einblick in ihre Persönlichkeit ermöglichen.


Positiv hervorzuheben sind da vor allem noch die kleine Cindy, Chris’ Assistentin, die alles tun würde um ihn vor Unheil zu beschützen, sowie die Halbchinesin Teresa Wong, welche sich den Zielen von S.E.E.D. aus ganz eigenen, hochdramatischen Gründen verschrieben hat.


Es sollte außerdem nicht der Eindruck entstehen, dass Tokio ein sturer und ignoranter Typ ist.

Im Gegenteil: er liebt seine Juna über alles und verhält sich stets sehr aufopferungsvoll ihr gegenüber. Nur ist diese neue Welt, in die sie sich begeben hat, leider sehr weit von seiner eigenen entfernt, was natürlich Konfliktpotential mit sich bringt. Ich denke daher auch, nicht wenige Zuschauer könnten sich hier gut mit der Rolle von Tokio identifizieren, zumindest mir ging es damals in vielerlei Hinsicht so.


Nicht unerwähnt bleiben sollte des Weiteren die visuelle und audiovisuelle Inszenierung. Die Raja, als Metapher für das Fehlverhalten der Menschheit gedacht, wurden auf durchsichtiger Folie (Fachausdruck: Cel) animiert, ebenso werden gerade bei schnelleren, actionlastigeren Sequenzen öfter Computeranimationen verwendet.


Speziell und für den ein oder anderen sicher gewöhnungsbedürftig, ist der Einsatz von Realszenen, etwa um die Schönheit und auch Zerstörung der Natur aufzuzeigen. Es ist und bleibt Geschmacksache. Als Brücke um zu verdeutlichen, dass dieser Anime sich mit wahrhaftigen Problemen beschäftigt, empfand ich es nach einem kurzen Anlauf aber als wirklich gelungen und passend.


Der Soundtrack, komponiert von der großartigen Yoko Kanno, verdeutlicht mir einmal mehr, warum sie meine favorisierte Anime-Komponistin ist. Ich liebe an ihrem Stil, dass sie eben gerade an kein bestimmtes Genre gebunden ist. Wunderschön, vielschichtig und auch in seiner bloßen Anzahl von gut 60 verwendeten Musikstücken ein echter Genuss für die Lauscher. :)


Optisch sind Animationen und Zeichenstil ihr Alter durchaus anzusehen, was einer von vielen Gründen ist, warum ich mir eine digital überarbeitete Bluray-Neuveröffentlichung wünschen würde, aber nichtsdestotrotz ist er gut guckbar.


Was hat „Arjuna“ denn nun an meiner persönlichen Weltanschauung eigentlich verändert?


Er hat stark dazu beigetragen, dass ich Flexitarier geworden bin, also nur noch selten und nach Möglichkeit nur ausgewähltes Fleisch esse. Außerdem im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten auch Bio-Produkte mit einzubeziehen und generell den eigenen Konsum etwas zu hinterfragen. Dennoch nehme ich mir die Freiheit, PVC-Figuren und eine große Sammlung an physischen Medien zu besitzen.


Es geht auch gar nicht darum, „perfekt“ sein zu müssen, als Eremit und Aussteiger im völligen Einklang mit der Natur zu leben, wie es an einem Beispiel auch in der Serie vorkommt, sondern einfach mal zu schauen, welchen Beitrag jeder von uns in Zeiten von Klimawandel und Co. leisten kann, um die Schönheit unseres Planeten zu erhalten oder ihn vielleicht sogar zu einem besseren Ort zu machen.


Fazit


Leuten, denen ich „Arjuna“ empfehle, sage ich immer: „Dieser Anime sollte im Lehrplan von Schulen aufgenommen werden!“ und genau diese Aussage fasst es perfekt zusammen. Hier haben wir ein Meisterwerk mit einer unglaublich wichtigen Message, tollen Charakteren und einem bombastischen Soundtrack vorliegen.


Unbedingte Empfehlung!


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


Quelle „YouTube


Produktdetails
Titel Arjuna
Genres Action, Drama, Science Fiction, Magical Girl
Regisseur Shôji Kawamori
Medium DVD, Blu-ray
FSK ab 16 Jahre
Spieldauer 400 Minuten
Serie Arjuna
Sprache Deutsch, Japanisch (Untertitel: Deutsch)
Publisher OVA Films
Kaufmöglichkeiten amazon


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Publisher für das Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

Wir interessieren uns für Qualitätsjournalismus

Als Journalismus bezeichnen wir von Animeszene.de unsere publizistische Arbeit, mit dem Ziel dich mit relevanten Informationen zum Themengebiet Anime und Manga zu versorgen, insbesondere Reviews, die unsere ehrliche Meinung widerspiegeln. Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, auserlesene und sachliche Artikel für dich zu veröffentlichen, hinter denen wir auch stehen und die wir selbst als interessant erachten. Wir schreiben nicht um des Schreibens willen, sondern weil wir Freude daran haben.

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!