Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit » Review

Mit » Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit « hat Carlsen Manga ein einzigartiges und wichtiges Werk in unsere Bücherregale gebracht. Es handelt sich um eine Biografie der etwas anderen, aber auf jeden Fall besonderen und berührenden Art.

Worum es bei » Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit « geht:

Kaum hat sie ihren Schulabschluss gemacht, ist die Zeichnerin Kabi Nagata mit dem sogenannten Ernst des Lebens konfrontiert / völlig überfordert. Das Studium bricht sie nach einem halben Jahr ab. Im Job klappt es auch nicht. Mehr und mehr verfällt sie in Depressionen. Sie will doch nur ein normales Leben führen und ihre Eltern glücklich machen. Oder? Tatsächlich stellt sich heraus, dass sie nie darüber nachgedacht hat, was sie selbst eigentlich will und vor allem braucht. Immer ging es nur darum, anderen zu gefallen. Dinge die ihr selbst gefallen könnten, hat sie sich selbst vehement verboten. Auswärts essen, Kuchen, Alkohol. S. Se. Sexualität? Unmöglich, so etwas gab es bei ihr gar nicht! Sie konnte mit 28 Jahren nicht einmal dieses Wort schreiben. Also. dieses eine. mit S. oh Gott oh Gott.

Abgesehen von Geschichten über schwule Pärchen hatte sie sich mit der Materie nie beschäftigt. Könnte es nicht langsam Zeit dafür sein? Schnell findet sie heraus, dass ihre Neigung wohl eher beim anderen Ufer liegt. So entschließt sich die zwischenmenschlich überforderte Frau, eine lesbische Prostituierte zu engagieren. Aber natürlich ist das alles gar nicht so einfach, wie man in der Theorie denken könnte.

Einschätzung:

Eins vorweg: dies ist kein typischer Girls Love Manga, auch wenn es Szenen gibt, in denen Frauen miteinander intim werden. Es ist eben eine Autobiografie, was man beim Lesen merkt. Depressionen, Selbstverletzung, Essstörung und und und. Es wird nichts beschönigt. Und trotzdem zieht einen diese Not-Coming-out Geschichte nicht nach unten, im Gegenteil. Trotz aller authentisch dargestellten Schwierigkeiten schafft die „Protagonistin“ es immer wieder auf die Beine. Sie erzählt ihre Geschichte mit Humor.

Die Geschichte wurde ursprünglich online veröffentlicht, was man auch merkt. Der Zeichenstil ist ausgesprochen schlicht, bringt aber genau das rüber, was er soll, ohne abzulenken. In gewisser Weise ist das Werk sogar farbig. Eine Coloration in Weiß-Rosa zieht sich durch den gesamten Manga.

Es gibt so viele Menschen, die mit Depressionen und ähnlichem zu kämpfen haben. Ihnen wird in der Regel Unverständnis entgegen gebracht. Diese Menschen begreifen oftmals nicht, dass das nichts damit zu tun hat, dass es „jedem mal schlecht geht“. Im schlimmsten Fall machen solche Leute den Betroffenen nur noch mehr Druck. Beiden Parteien würde ich diesen Manga ans Herz legen. Jenen, die nicht an einer „normalen“ Beziehung interessiert sind, kann dieser Manga durchaus Mut machen: Ihr seid nicht allein! Die andere Partei, die schnell mit Vorurteilen am Start ist, kann dank des Mangas » Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit « lernen und verstehen lernen.

Man könnte dank dieses mutigen Seelenstrips unglaublich emotional werden und wohl viele angeregte Gespräche führen. Doch letztlich wird jeder seine eigenen Gedanken, seine eigene Sicht haben.

Fazit:

» Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit « ist schonungslos, authentisch, humorvoll und bewegend. Dieser Manga spricht Dinge an, die sonst tabu sind. Ich kann diese Geschichte jedem Interessierten wärmstens empfehlen.

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.