Märchenwelten » Review

Sicher werden einige denken, dass es in der realen Welt kaum etwas Märchenhafteres gibt als die Liebe. Ob nun wegen ihrer schönen oder der schaurigen Aspekte. Daran knüpft Yoko Makis Kurzgeschichtensammlung „Märchenwelten - I LOVE SHOJO Short Story Collection“ an. Dieser „Oneshot“ im Programm von „TOKYOPOP“ ist randvoll mit sieben romantischen Geschichten frisch vom Schulhof.

Worum es bei „Märchenwelten“ geht:

In „Hörst du mich, mein Prinz?“ ist Ann Sakuta mehr oder minder heimlich in den wohl berühmtesten Jungen der Schule verliebt, der von allen nur Prinz genannt wird. Leider hat er schon eine feste Freundin. Als er ihr jedoch trotzdem etwas näher kommt, kann sie es kaum fassen und versucht, seine Nummer 1 zu werden. Aber ist das wirklich eine gute Idee?

Etwas eigenartig und völlig in ihrer eigenen Welt, so ist das namensgebenden „Fräulein Yuri“ in Geschichte 2. Nachdem sie als neue Mitschülerin in die Klasse der allseits beliebten Manami kommt, kann diese mit ihr zunächst nicht viel anfangen und auch sonst niemand. Doch nach einem gewissen Ereignis auf dem Schulhof scheint sich zwischen den beiden eine besondere Freundschaft zu entwickeln.

Als Nächstes geht es bei „Wir und die Liebe“ um die 13-jährige Oto, die in ihren Mitschüler Saito verliebt ist, seit dieser sie einmal gerettet hat. Doch Aufgrund eines Missverständnisses denkt er, sie sei in seinen Kumpel verliebt und behandelt sie aus gekränktem Stolz heraus abweisend. Können die beiden trotzdem noch zueinander finden?

Als der Valentinstag naht, beschließt Kayu, die Protagonistin aus „Survival“, Schokolade zu machen. Schließlich will sie ihrem Freund welche schenken, auch wenn dieser sie deswegen aufzieht. Als sie plötzlich mehr und mehr Kontakt zu einem stillen Jungen aus ihrer Klasse hat, schmeckt ihrem Freund das gar nicht. Doch der unauffällige Junge mit der Brille hat ein Geheimnis, welches das Pärchen in Staunen versetzt.

In der Geschichte „Daily News“ geht es um die beiden Zwillingsschwestern Aguri und Naru, welche schon immer unzertrennlich waren. Als Naru sich jedoch in den neuen Jungen in ihrer Klasse verliebt, kommt es zu Spannungen zwischen den Mädchen. Als Aguri nämlich versucht ihr den Typen auszureden, weil sie etwas Schlimmes über ihn erfahren hat, denkt Naru, dass ihre Schwester ihr die neue Liebe nicht gönnt und ihn für sich haben will. Die Freundschaft der beiden wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Sterne stehen fragwürdig für das sehr ungleiche Duo in „14R“, wo die Schulsprecherin und der Unruhestifter in ihrer Klasse heimliche Gefühle füreinander hegen, von denen jedoch natürlich niemand etwas erfahren soll. Der Vertrauenslehrer, welcher auf die meisten Schüler keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck macht, versucht subtil, die beiden zueinander zu führen, und entdeckt sich dabei quasi selbst neu.

Chika Itokawa hinterlässt bei ihren Mitschülern den Eindruck, dass sie sich für niemanden außer sich selbst interessiere. In „Wo Träume schweben“ erfährt ein Lehrer zufällig von der großen Leidenschaft des stillen Mädchens: Musik. Durch ein Versehen hört die ganze Schule ihr Lied, das sie nicht nur spielt, sondern auch selbst geschrieben hat. Alle sind begeistert, doch sie traut sich nicht zu erzählen, dass das Lied von ihr ist, da ihre Familie ihr das Gefühl gibt, eh nie eine Musikerin werden zu können. Ob es ihrem Lehrer gelingt, ihr Mut zu geben um ihren Traum wahr zu machen?

Einschätzung:

Ich muss sagen, dass ich mich aufgrund der Dicke erst fast nicht an diesen Manga ran getraut hätte und dachte, soviel Schulmädchen-Romanze am Stück würde ich im Kopf nicht aushalten. Und auch wenn Romance nach wie vor nicht gerade mein Lieblings-Genre ist, konnte ich diesem Oneshot einiges abgewinnen. Nicht zuletzt weil einige der Geschichten vergleichsweise etwas „düsterer“ sind und manche auch einen größeren Fokus auf Freundschaft oder das Verwirklichen der eigenen Träume legen. Natürlich gibt es auch die klassischen Shoujo-Schulhof-Szenarien, also insgesamt gibt es eine gute inhaltliche Balance.

Der Zeichenstil ist so klassisch Shoujo wie es nur irgendwie geht, hier passt alles wie die Faust aufs Auge. Ich muss nur leider sagen, dass ich persönlich die Figuren nicht von jenen aus einem anderen, ähnlichen Manga unterscheiden könnte, aber ich denke ausgeklügeltes, individuelles Design ist hier auch wirklich nicht das Hauptthema.

Worum es eigentlich geht, das sind die Emotionen, die kleinen Alltagsdramen junger Menschen, und diese werden klasse eingefangen und liefern alles von Wut und Eifersucht bis hin zu Liebe und purem Glück.

Meine persönlichen Favoriten waren im Übrigen „Fräulein Yuri“, schon allein wegen den leichten Tendenzen Richtung Shoujo-Ai, und die Abschlussstory „Wo Träume schweben“. Beide vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne romantisch, aber sie haben mich letztlich am meisten berührt.

Fazit:

Ob Liebe, Freundschaft oder Selbstverwirklichung, dieser Manga bietet Shoujo-Fans eine breite Auswahl schöner Kurzgeschichten im Schulsetting und dürfte für fast jeden Liebhaber des Genres einen Blick wert sein.

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.