Fragtime » Review

Geschichten, in denen es um die Manipulation der Zeit geht, haben mich schon immer auf besondere Art und Weise fasziniert. Wenn dieses Konzept dann auch noch in einem Girls-Love-Manga aufgegriffen wird, kann ich ja fast nur begeistert sein.


Dank „TOKYOPOP“ gibt es Satos Zweiteiler „Fragtime“ nun auch bei uns und so bekommen wir die Geschichte eines Mädchens mit einer ganz besonderen Gabe: Sie kann die Zeit anhalten.


Worum es bei „Fragtime“ geht:


Band 1


Was würdest du tun, wenn du die Zeit anhalten könntest? Für viele ist dies eine rein hypothetische Frage, pure Spielerei mit der eigenen Fantasie. Doch Misuzu Moritani beschäftigt sich tagtäglich damit, da es für die junge Schülerin Realität ist. Einmal am Tag kann sie für 3 Minuten die Zeit anhalten und tut dies, seit sie diese Fähigkeit im Grundschulalter entdeckt hat, auch regelmäßig. So entkommt sie aus allerhand unangenehmen Situationen, geht jedem Konflikt und selbst möglichen Gesprächen aus dem Weg. Sie hat zu viel Angst verletzt zu werden oder etwas falsch zu machen, so dass sie quasi unfähig wird, soziale Kontakte zu knüpfen.


Mit der Zeit beginnt sie dann aus Neugier und Langeweile Leute zu beobachten, während die Zeit still steht. Für gewöhnlich schlendert sie in der Schule umher, schaut in Zimmer, liest Nachrichten anderer Schüler mit oder Ähnliches. Eines Tages sieht sie dabei ihre hübsche Klassenkameradin Haruka Murakami und will die Gelegenheit nutzen um zu erfahren, was das beliebteste Mädchen der Schule wohl unterm Rock trägt. Wirklich nur aus blanker Neugier. Als Murakami sie jedoch plötzlich fragt was das soll, bekommt das schüchterne Mädchen einen Schock fürs Leben. Anscheinend ist Haruka als einzige immun gegen Moritanis Fähigkeit. Wie ist das möglich? Sie entschuldigt sich und sagt, dass sie bereit ist alles zu tun, um ihr Verhalten wieder gut zu machen.


So kommt es, dass Misuzu für Haruka ab und an die Zeit anhält, und die beiden unternehmen immer mehr miteinander. Doch auch wenn das Mädchen mit den besonderen Kräften ihre neue Kameradin kein Stück durchschauen kann, kommen die beiden sich schnell gefährlich nah.


Band 2


Moritani wird das Gefühl nicht los, dass die Wirkungsdauer ihrer Fähigkeit die Zeit anzuhalten immer kürzer wird. Bildet sie sich das nur ein? Und wenn es so wäre, wie sollte sie das jemals Murakami erzählen? Zwar sind sie in gewisser Weise ein Paar, aber welchen anderen Grund sollte es dafür wohl geben als die Sache mit der Zeit?


Als sie unter Zuhilfenahme eines Vergleichs die freundliche Kobayashi aus ihrer Klasse um Rat fragt, meint diese, dass eine solche Sache schnell aus der Welt geschaffen werden sollte. Natürlich bemerkt Murakami auch, dass ihre Freundin etwas vor ihr verheimlicht, und als diese versucht es zu erklären will sie es gar nicht hören, sondern rennt davon.


Moritani versteht sie nicht. Ihre Gefühle, ihre Denkweise, ihr ganzes Leben ist für sie ein absolutes Rätsel. Deshalb beschließt sie noch einmal zu fragen, ob sie Haruka nach der Schule zu Hause besuchen darf. Sie will mehr über ihre Freundin erfahren. Diesmal willigt sie tatsächlich sofort ein, mahnt Moritani jedoch auf sehr seltsame Weise, nicht unter ihrem Bett herumzuschnüffeln. Gerade so, als wollte sie genau das provozieren. An diesem Tag erfährt Misuzu ein Geheimnis, durch welches sie alles in Frage stellt. Können die beiden überhaupt noch zusammen sein? Nur eines ist sicher, nämlich dass sich schnell etwas ändern muss, bevor beide Mädchen an ihren Gefühlen zerbrechen…


Einschätzung:


Irgendwie muss ich sagen, dass dieser Manga letzten Endes ein ganzes Stück mehr mit menschlichen Abgründen zu tun hatte, als ich ursprünglich dachte. Lähmende Angst vor jeglicher Form von Konflikt, Mobbing, die krankhafte Annahme man müsse alles tun um von allen gemocht zu werden, weil das eigene Leben sonst keinen Sinn hätte… All das und mehr sorgt dafür, dass einen diese Liebesgeschichte auch nach dem Lesen noch eine Weile beschäftigt und zum Nachdenken anregt.


Neben diesem wirklich starke psychologische Denkanstöße bietenden Aspekt fällt auch die dezent eingesetzte Erotik positiv auf. Auch wenn das spontane Ausziehen von Murakamis Bluse mitten im Klassenzimmer erstmal alles andere als subtil wirkt und auch Dinge wie das Hochheben des Rocks wahrlich nicht als diskret zu bezeichnen wären, so herrscht hier doch meist eine angenehme Balance zwischen jugendlicher, vorsichtiger Unschuld und dem gewissen Prickeln angedeuteter Nacktheit. Es wird einem nichts aufgedrängt, und trotzdem hat man nicht wie in manch anderer Girls-Love-Geschichte das Gefühl, dass Händchen halten und schüchtern gucken schon das Ende der Fahnenstange sind.


Zum Zeichenstil würde ich sagen, dass er mir wirklich gut gefällt, auch wenn ich ihn nicht zwingend als sehr detailliert oder unverwechselbar bezeichnen würde. Mir schien es bisweilen, als würde das Hauptaugenmerk eher auf gefühlvoller Mimik und Gestik liegen, was allerdings auch gut gelungen ist und der Geschichte so mehr Ausdrucksstärke verleiht.


Auch wenn ich das Ende sehr gelungen finde, ist es ein bisschen schade, dass nach Band 2 schon Schluss ist. Dieser Manga hat mich auf sehr vielen Ebenen angesprochen und erhält in meiner persönlichen Sammlung sicher einen besonderen Platz.


Fazit:


Schöne, in zwei Bänden abgeschlossene Girls-Love-Geschichte mit einem Hauch Erotik und viel mehr Tiefgang, als man zu Beginn erwarten würde. Regt zum Schmachten, aber auch zum Nachdenken an. Eine klare Empfehlung von mir!


Hier geht es zur „Leseprobe von Fragtime“!


Quelle „TOKYOPOP


Produktdetails
Titel Fragtime
Genres Girls Love, School Life, Slice of Life
Autor Sato
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab Jahre
Seitenanzahl 196
Serie Fragtime
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-8420-5684-8
Verlag TOKYOPOP
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / TOKYOPOP


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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