Der Mann meines Bruders » Review

Noch immer gibt es einige Menschen, die selbst wenn sie es gar nicht böse meinen, beim Gedanken an eine Beziehung zwischen zwei Männern unangenehm erschaudern. Oder Männer, die denken, dass jeder Schwule automatisch jeden Kerl anbaggert, was natürlich nicht so ist. Daran musste ich beim Lesen von „Der Mann meines Bruders“ denken, welcher bei „Carlsen Manga“ erschienen ist.


Worum es bei „Der Mann meines Bruders“ geht:


Yaichi lebt allein mit seiner kleinen Tochter Kana in einem Haus in Japan. Nachdem sein Zwillingsbruder Ryoji vor einiger Zeit gestorben ist, kommt Familienbesuch aus dem Ausland. Es handelt sich um Mike, den Mann seines Bruders. Dieser stellt einiges auf den Kopf. Auch wenn Yaichi wusste, dass sein Bruder schwul war, weiß er nun nicht so richtig, wie er mit der Situation umgehen soll. Noch dazu wenn das Kind plötzlich Fragen stellt wie „Ach, zwei Männer können heiraten?“.


Als guter Gastgeber lässt Yaichi den Kanadier Mike im alten Zimmer seines Bruders wohnen. Sie unternehmen viel miteinander und verstehen sich ganz gut, so wie Freunde halt. Besonders Mike und Kana verstehen sich prächtig. So ein Onkel aus dem Ausland ist für das kleine Mädchen aber auch etwas worauf man stolz sein kann. Sie wundert sich allerdings, dass die Eltern ihrer Freunde so gar keine Ahnung von „Männern die Männer lieben“ haben, oder nichts dazu sagen wollen. Das gilt auch für Yaichi. Er kann sich nicht helfen. Wenn er an ein Liebespaar denkt, dann besteht dieses aus einer Frau und einem Mann, PUNKT. So ganz selbstverständlich eben, oder?


Einschätzung:


Ich bin sehr froh, dass eine Befürchtung, die ich vor dem Lesen hatte, nicht eingetreten ist. Ich hatte Angst, dass sowas kommt wie: Oh, der Mann des verstorbenen Bruders und der Bruder der ihm so ähnlich sieht. Das schreit doch sofort nach ner neuen Romanze! Nein! Dieses Geschichte ist nicht ausgebaut. Die Charaktere, die Geschichte, nichts davon wirkt als wäre es aus Zwang für ein bestimmtes Ergebnis irgendwie zusammengewürfelt worden. Es wirkt wie eine wahre Geschichte aus dem Leben. Natürlich bin ich hier nur in den Genuss des ersten Bandes gekommen und weiß nicht wie es weitergeht, aber im Moment habe ich ein gutes Gefühl, dass diese Serie alles richtig machen wird.


Wer Berührungsängste mit der Darstellung von Intimität zwischen zwei Männern hat, den kann ich hier beruhigen. „Der Mann meines Bruders“ bietet eine gute Möglichkeit, sich mal in die Materie einzulesen, ohne dass solche Szenen auch nur angedeutet werden. Es ist einfach eine berührende Geschichte von einem Mann, der die Familie seines verstorbenen Geliebten kennenlernen will und dem Bruder, der die Sache nicht so ganz versteht.


Besonders gespannt bin ich ja ob Yaichi irgendwann seine Vorurteile abbauen kann. Ob er den Nachbarn gegenüber nochmal richtig stellt, dass dieser große Ausländer mit seinem Bruder eben nicht nur „befreundet“ war?


Ein schöner Bonus des Manga ist „Mike’s Gay Culture Kurs“, in dem man einige interessante Dinge über die Geschichte und Rechte gleichgeschlechtlich lebender und liebender Menschen erfährt. Selbst das Shirt, welches Mike auf dem Cover trägt, hat eine tiefere Bedeutung. Darauf wäre ich von selbst wohl nicht gekommen. Genau genommen hätte ich mir über sein Shirt überhaupt keine Gedanken gemacht, wäre dies nicht erwähnt worden.


Ich finde es großartig, dass Carlsen einen solchen Manga ins Programm aufgenommen hat. Ich denke, dass er für viele eine wichtige und gute Lektüre zum Thema Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Liebe sein wird.


Fazit:


„Der Mann meines Bruders“ bietet eine berührende Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Ob Protagonist und einige Leser ihre Vorurteile hier verlieren werden?


Klare Empfehlung meinerseits!


Produktdetails
Titel Der Mann meines Bruders
Genres Drama, Romantik, Alltag
Autor Gengoroh Tagame
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 15 Jahre
Seitenanzahl 180
Serie Der Mann meines Bruders
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-76012-8
Verlag CARLSEN Verlag
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN Verlag


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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