Dialoge mit mir selbst Band 2 » Review

Zum nunmehr dritten Mal durfte ich mich über ein neues Werk von Kabi Nagata freuen, und zum dritten Mal bin ich bewegt und begeistert! Auch der zweite Band von „Dialoge mit mir selbst“ ist ein autobiographischer Seelenstrip, der an die Nieren geht. Doch was genau erwartet den Leser bei dieser besonderen Neuerscheinung von „CARLSEN“? In dieser Review findet ihr es heraus!


Worum es bei „Dialoge mit mir selbst Band 2“ geht:


Das Leben ist stets voller Höhen und Tiefen. Doch nicht zuletzt wegen ihrer psychisch instabilen Verfassung scheint es Kabi Nagata oft schwer zu fallen, die Höhen unbeschwert anzuerkennen und mit den Tiefen nach gesellschaftlichen Standards adäquat umzugehen.


Auch soziale Kontakte sind nach wie vor ein höchst schwieriges Thema. Die Frau, welche ihr in Band 1 näher kommen wollte, möchte sie beispielsweise im zweiten gar nicht mehr zum Thema machen. So leid es ihr tut, aber nichts was ihr zu diesem eigentlich so lieben Menschen zu schreiben einfällt, wäre sonderlich nett.


Dann ist da noch diese komplizierte Sache mit ihrer Familie.


Nachdem sie so stolz war, ihr Elternhaus verlassen und eine eigene Bleibe gefunden zu haben, dauert es nicht lang, bis sie wieder bei Mama, Papa und Oma an der Tür klopft. Und so sehr diese Situation sie auch belastet, so muss sie doch feststellen, dass ihre Familie sie scheinbar wesentlich mehr liebt als sie dachte. Auch sie selbst spürt plötzlich überwältigende Gefühle für diese Menschen.


Besonders als sie mehrfach versucht, sich in einer psychiatrischen Klinik helfen zu lassen, spürt sie diese starke Verbindung zu ihren Eltern, die vermutlich schon immer da war, die sie aber nie wirklich wahrnehmen konnte.

Nichtsdestotrotz bricht sie den ersten Aufenthalt so schnell ab wie sie ihn angetreten hat, und beim zweiten scheint sich jeder Tag ins Unendliche zu ziehen und sie versinkt immer weiter in sich selbst und ihren negativen Emotionen.


Ungesunder Alkoholkonsum, soziale Isolation, eine Überdosis Tabletten, Klinikaufenthalte, Selbstverletzung, Hass auf den Manga, in den sie so viel Herzblut und Zeit investiert hat. Durch all das und so vieles mehr muss sich Kabi Nagata kämpfen, immer in Begleitung eines inneren Kritikers, der ihr kaum einen Erfolg zugesteht sondern immer nur auf das deutet, was schief läuft.


Trotz all dieser Strapazen gibt diese Mangaka die Hoffnung nicht auf. Sie will ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und meistern, komme was da wolle.


Einschätzung:


Ich persönlich denke, wer den Vorgänger mochte, wird auch diese Fortsetzung lieben.

Es ist und bleibt erstaunlich, wie es Kabi Nagata gelingt, trotz all dieser furchtbaren Erlebnisse, die sie so ungeschönt beschreibt, letzten Endes ein Gefühl von Hoffnung beim Leser zu hinterlassen.


Stilistisch gesehen reiht sich dieses Werk nahtlos bei seinen Vorgängern ein. Abgesehen von der kleinen in Graustufen gehaltenen Bonus-Story (welche etwas „Manga-typischer“ aussieht) bleibt es beim gewohnt minimalistischen Stil mit dem Farbschema schwarz-weiß-rosa. Meiner Meinung nach ist genau dieser Stil perfekt dafür geeignet, die Geschichte authentisch zu bebildern. Man hat quasi das Gefühl, ein gezeichnetes Tagebuch zu lesen, und in gewisser Weise ist es ja auch so.


So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man vom Anfang bis zum Schluss mit der Protagonistin mitleidet, sich andererseits aber auch mit ihr freut.

Nicht wenige der an sich so unspektakulär gezeichneten Bilder haben einen sehr starken Eindruck bei mir hinterlassen. Als erstes kommt mir da in den Kopf, wie Kabi Nagata auf einen Stapel Belegexemplare ihres eigenen Mangas einschlägt, bis ihre Hände und die Bücher selbst voller Blut sind. Es ist bestürzend darüber nachzudenken, wie sie ihr eigenes Werk aufgrund äußerer Faktoren bisweilen gehasst hat, vielleicht gerade, weil es sinnbildlich für ihr eigenes Leben stand.


Nicht nur bietet dieser Manga einen guten, wenn auch teils unschönen Einblick in das Leben psychisch kranker Menschen, er liefert auch viele wichtige Denkanstöße, besonders für Betroffene und Angehörige. Ich bleibe dabei, meiner Meinung nach sollten möglichst viele Leute diesen Manga lesen um das Verständnis für Krankheiten wie Depressionen bei Außenstehenden zu verbessern und Betroffenen vielleicht etwas Mut zu machen. Letztere sollten jedoch eine gewisse Vorsicht walten lassen, da einige Szenen sich eventuell negativ auf den eigenen Seelenzustand auswirken könnten.


Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass mir auch die fiktive Bonusgeschichte mit mehr als nur subtiler Gesellschaftskritik sehr gut gefallen hat. Gerade wenn man bedenkt, wie schwer Kabi Nagata sich anfangs mit Geschichten tat, die nicht auf wahren Begebenheiten basieren. Das zeigt ihre persönliche Entwicklung und verstärkt so das positive, leicht ermutigende Gefühl am Ende.


Fazit:


Für Fans von Kabi Nagata ist dieser Band obligatorisch. Wer ihre Werke noch nicht kennt, bei Mangas inhaltlich auf einen gewissen Mehrwert achtet und sich mit dem Thema psychische Erkrankungen auseinandersetzen möchte, dem möchte ich „Dialoge mit mir selbst“ wärmstens empfehlen!


Produktdetails
Titel Dialoge mit mir selbst
Genres Drama
Autor Kabi Nagata
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 15 Jahre
Seitenanzahl 176
Serie Dialoge mit mir selbst
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-73137-1
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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