Barfuß durch Hiroshima - Kinder des Krieges » Review

Wir alle lieben Mangas für Ihre faszinierenden fiktiven Welten, in denen wir uns so gerne verlieren. „Barfuß durch Hiroshima - Kinder des Krieges“ spielt in keiner dieser fiktiven Welten. Diese Geschichte ist knallharte Realität eines der schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte.


Keiji Nakazawa“, selbst Überlebender des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, veröffentlichte dieses eindringliche und stark autobiografische Werk erstmals 1973. Hierzulande ist es bei „Carlsen Manga“ in vier Bänden erschienen.


Worum es in „Barfuß durch Hiroshima - Kinder des Krieges“ geht:


Der sechsjährige Junge Gen Nakaoka lebt mit seinem Vater, der hochschwangeren Mutter und vier Geschwistern im Hiroshima des faschistischen Japans, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Familie hat wie so viele in der armen Bevölkerung mit großer Hungersnot zu kämpfen. Manchmal können sie tagelang kaum etwas zu Essen auftreiben. Zudem muss ständig mit einer plötzlichen Flucht in die Schutzkeller vor den Bombardierungen durch alliierte Streitkräfte gerechnet werden.


Die Niederlage Japans zeichnet sich immer weiter ab. Doch da Propaganda und Ideologie der Regierung allgegenwärtig in die Köpfe von Schülern, Soldaten und allen anderen indoktriniert werden, kann dies kaum jemand erkennen. Nicht so Gens Vater - der überzeugte Pazifist schaut hinter diesen Schleier der Täuschung und weiß genau, dass dieser Krieg nur der machtbesessenen Führung zugute kommt und auf dem Rücken einfacher Leute wie den Nakaokas ausgetragen wird. Als er dies offen kundtut, sich gegen die örtliche Militärkaserne positioniert, wird er für einige Zeit eingesperrt und gefoltert. Selbst nach seiner Entlassung verunglimpft man die gesamte Familie als Verräter. Sie werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und müssen zahlreiche Repressalien wie Einkaufsverbote oder Konfiszierungen über sich ergehen lassen.


Zwei von Gens Brüdern verlassen die Stadt: Koji meldet sich freiwillig, gegen den Willen der Eltern, bei der Marine, um damit hoffentlich den Ruf seiner Familie wieder rein waschen zu können. Akira wird hingegen zur Sicherheit auf das Land geschickt.


Tag für Tag versucht die Familie über die Runden zu kommen. Sie versuchen sich trotz der schweren Lage immer noch so viel Lebensfreude und Hoffnung wie möglich zu bewahren. Leider konnte sie niemand auf die Hölle vorbereiten, die am 6. August 1945 um 8.15 Uhr über sie hereinbrechen sollte...


Einschätzung


„Keiji Nakazawa“ (der infolge der Ereignisse zeitlebens an durch Strahlenbelastung hervorgerufener Leukämie litt) begründete mit „Barfuß durch Hiroshima“ das Genre des pāsonaru komikku Mangas, welche auf historischen Gegebenheiten beruhen. Gen sieht die Hiroshima-Katastrophe durch dessen Augen, sozusagen eine Identifikationsfigur für Leser und Autor. Dabei ist es laut Vorwort sein größter Wunsch, dass Gen vielleicht eine Inspirationsquelle für eine bessere, humanistische und pazifistische Welt ohne Krieg und Massenvernichtungswaffen sein kann.


In Zeiten eines weltweiten Rechtsruck, nuklearem Wettrüsten von USA, Nordkorea und Russland sowie einem immer noch nationalistisch geprägten Japan könnte das Thema dieses Mangas nicht aktueller und gesellschaftlich relevanter sein.


„Barfuß durch Hiroshima“ hat mich emotional tief berührt und mitgenommen. Der Autor transportiert in seinem Manga die Katastrophe schonungslos, direkt und in drastischen Bildern. Menschen und Tiere, die brennend und schreiend davon rennen, denen die Haut langsam vom Körper geschmolzen wird... Ich musste beim Lesen zwischendurch Pausen einlegen, da ich einfach nicht weiterlesen konnte. Selbst die Review, die ich gerade verfasse, geht mir schwer von der Hand.


Genau solch eine Wirkung braucht es, um ein wichtiges, authentisches Zeitdokument zu schaffen. Der Zeichenstil mag eigen und schlicht wirken, aber darin liegt zeitgleich seine Genialität, den harten Alltag und die Gefühle der handelnden Personen darzustellen.


Fazit


Auch die Schattenseiten unserer Geschichte dürfen nicht in Vergessenheit geraten und sich erst recht nicht wiederholen. „Barfuß durch Hiroshima“ ist ein Plädoyer für das Streben nach einer Welt des Friedens und toleranten Miteinanders. Wenn wir alle aus den Kriegen der Vergangenheit und Gegenwart lernen würden, könnte der Traum, für den „Keiji Nakazawa“ so lange gekämpft hat, eines Tages Wirklichkeit werden.


Empfehlenswert ist auch der Anime.


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Quelle » YouTube «


Produktdetails
Titel Barfuß durch Hiroshima - Kinder des Krieges
Genres Drama
Autor Keiji Nakazawa
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 14 Jahre
Seitenanzahl 304
Serie Barfuß durch Hiroshima
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-77501-6
Verlag CARLSEN Verlag
Kaufmöglichkeiten - Direktlink amazon / Thalia / CARLSEN Verlag


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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