Lady Snowblood - Kind der Rache » Review
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Frank -
18. April 2020 um 14:33 -
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Kult-Regisseur „Quentin Tarantino“ höchstpersönlich ist großer Fan dieses Mangas und nennt ihn eine seiner Hauptinspirationen für „Kill Bill“. Als Fan stand für mich fest: den muss ich lesen!
Also habe ich mir das Rezensionsmuster besorgt, habe es mir gemütlich gemacht und mich so richtig in die faszinierende Welt von „Lady Snowblood“ vertieft. Erschienen ist dieses interessante Machwerk bei „Carlsen Manga“.
Worum es in „Lady Snowblood“ geht:
Zum Beginn der japanischen Meiji-Zeit (ab 1868 im uns bekannten gregorianischen Kalender) steht die ländliche Bevölkerung vor einem Aufstand: Die Wehrpflicht für alle gesunden 17- bis 39-jährigen Männer wurde eingeführt, womit ihnen „ihr Blut“, die Zukunft ihrer Familien genommen wird. Besonders die weiß gekleideten Regierungsbeamten, welche diese einziehen, sind verhasst. Ein Lehrer, der sich einfach nur unglücklich in der Garderobe vergriffen hatte, und sein fünfjähriger Sohn werden als Zielscheibe des wütenden Mobs. Sie werden von den entlohnten Männern Gishiro Tsukamoto, Banzou Takemura, Tokuichi Shouei und der Frau Okono Kitahama regelrecht abgeschlachtet. Gattin und Mutter Sayo muss nicht nur den Tod ihrer Lieben völlig konsterniert und hilflos mitansehen, sie wird von den Tätern auch noch mehrere Tage vergewaltigt. Nun könnte sie den Kopf in den Sand stecken. Das tut sie aber nicht. Sie sinnt nach Rache. So gelingt es ihr, Shouei aufzuspüren. Sie bringt ihn einfach um, weshalb sie schließlich festgenommen und in ein Frauengefängnis gesperrt wird.
Sayos Lebenskräfte schwinden, geschwächt von den Misshandlungen und der Trauer. Selbst im Gefängnis besteht ihre Sehnsucht nach Hass und Rache. Ihr Wunsch nach Rache ist so groß, dass sie es schließlich schafft, einen Wärter zu verführen. Mit ihrem letzten Atemzug bringt sie ein „Kind der Rache“ auf die Welt. Ihr Name lautet Yuki.
20 Jahre später: Yuki ist eine gefürchtete Attentäterin. Mit Schwertkunst, Intelligenz und ihren femininen Reizen erledigt sie jeden Auftrag zu voller Zufriedenheit ihrer Auftraggeber, ohne ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren: Rache an den Mördern ihrer Familie, auf dass der Schnee sich rot färbe, blutrot.
Einschätzung
„Kazuo Koike“ war mit seinem Werk „Lady Snowblood“ aus den 70ern ein Wegbereiter des „Gekiga“, ein Zeichenstil, der auf realistische Darstellungen von Figuren, Gewalt und Sexualität setzt. Letztere beide auch ausgesprochen explizit, aber stets im Sinne der Dramaturgie, ohne auf Schauwerte oder einen Exploitation-Zweck reduziert zu werden.
Herausragend umgesetzt wird dabei der historische Kontext der damaligen Zeit. Japan war in einem moralischen Zwiespalt gefangen, zwischen einer möglichen Annäherung an die westliche Moderne und der Bewahrung eigener Tradition. Yuki tritt als Symbol dieses Konflikts, als emanzipierte, selbstbewusste Frau auf, wie man sie dort nur selten vorfand.
Die perfekt sitzende Maskerade der klassischen Rollenverteilung lockt das vermeintlich starke Geschlecht immer wieder in ihr Spinnennetz, was angenehm zynisch inszeniert wurde und der anspruchsvollen Handlung dieses Klassikers keinen Abbruch tut.
Fazit
„Lady Snowblood“ ist ein stilbildender Meilenstein des realistischen und historischen Mangas für Erwachsene. Ich habe den ersten Band regelrecht verschlungen und werde die weiteren Veröffentlichungen auch noch meiner Sammlung hinzufügen.
Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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