Geistergeschichten aus Japan » Review

In den letzten Jahren habe ich so Einiges aus dem Land der aufgehenden Sonne gelesen. Nun gesellen sich „Geistergeschichten aus Japan“vom „Verlagshaus Jacoby & Stuart“ dazu. Enthalten sind einige Geistergeschichten, die alle für sich richtig Freude bereitet haben, wenn man das so sagen darf. Und anders als bei uns, wo man froh ist, wenn man die letzte Seite erreicht hat, regen diese Geschichten zum Nachdenken an.


Der Traum eines Sommertags:


In dieser Geschichte geht es um einen Fischer mit dem Namen Urashima Taro, der vor einigen hundert Jahren sein Heimatdorf Suminoje verlassen hat. Das tat er nicht, weil er weg wollte, sondern weil er einfach fischen war.


Es war ein schöner Sommertag, das Meer war ruhig und duftete nach Salz. Nur die Fische, die wollten ihm einfach nicht an die Angel gehen. Stattdessen verfing sich eine Schildkröte an seiner Angel. Nun ist es aber so, dass die Schildkröte dem Drachengott des Meeres geweiht ist und außerdem werden die Schildkröten viele hundert, ja man behauptet sogar tausend, Jahre alt. Es wäre also eine Sünde sie zu töten. Aus diesem Grund befreite der Fischer das arme Tier und ließ es wieder frei.


Mit der Zeit überkam den Fischer die Müdigkeit. Er schlief in seinem Boot ein. Da tauchte plötzlich aus den Fluten ein schönes Mädchen auf, das sich dem Boot langsam näherte. Sie weckte behutsam den Fischer und sagte zu ihm: Fürchte dich nicht. Ich bin die Tochter des Drachengottes und mein Vater hat mich zu dir geschickt, weil du so ein gutes Herz hast. Komme mit mir und ich werden deine Blumenfrau werden, wenn du es willst. Der verwunderte Fischer wusste im ersten Moment nicht was ihm geschah. Das einzige was er mit Sicherheit wusste, dieses Mädchen war das schönste Wesen was er je gesehen hatte. Sie wurden Mann und Frau.


Die Jahre vergingen. Mit der Zeit bekam der Fischer immer mehr Sehnsucht nach seinem Dorf und seinen Eltern. Er wollte sie unbedingt wiedersehen. Diesen Wunsch zu erfüllen ist gar nicht so einfach…


Der Junge, der Katzen zeichnete:


In einem Dorf lebte ein armer Bauer mit seiner Frau. Jedes der Kinder war fleißig und packte mit an. Nur der Kleinste, er war offenbar nicht für die harte Arbeit gemacht. Er war zwar sehr klug, klüger sogar als alle seine Brüdern und Schwestern, aber er war halt auch ziemlich schwach. Seine Eltern überlegten hin und her, was sie bloß mit dem Kleinen machen sollen. Man entschloss sich den Priester im Dorf zu fragen, ob dieser den Kleinen nicht in seine Obhut nehmen möchte. Das Ziel war es, dass der Kleine auch ein Priester wird. Und genau so kam es auch.


Die Zeit floss wie das Wasser dahin. Der kleine Junge, der gar nicht mehr so klein war, lernte alles was der Priester ihm beibrachte. Er war sogar richtig gut beim Lernen. Der Junge hatte aber sehr zum Leidwesen des Priester einen ganz ungewöhnliches Hobby. Er zeichnete Katzen, egal wo auch immer Platz war. Selbst die alten Schriftrollen verzierte er, was der Priester nicht sonderlich witzig fand. Und so ergab es sich, dass der Priester den Jungen des Klosters verwies bzw. er sagte ihm, er möge sich einer anderen Ausbildung zuwenden. Nur solle er endlich damit aufhören ständig diese Katzen zu malen. Was niemand ahnen konnte: genau diese Zeichnungen würden dabei helfen ein ungeheures Übel zu vernichten.


Einschätzung:


So also sehen Geistergeschichten aus Japan aus? Sie sind so anders als jene, die wir aus unseren Gefilden kennen. Beim Lesen kam mir immer wieder der Gedanke, dass diese Geschichten eher lieblich sind. Das hat mir ehrlich gesagt richtig gut gefallen. Natürlich gibt es auch Blut, Monster etc. Nur wirken diese durch die ganz besondere Erzählweise nicht so blutrünstig wie man es sonst so kennt oder sieht. Wenn ich so darüber nachdenke, ich könnte sie bedenkenlos meinem elfjährigen Sohn vorlesen. Er würde zwar hier und da einige Fragen stellen, der Rest passt aber problemlos.


Die Geschichten lassen sich gut von der Hand lesen, egal ob zuhause oder in Bus und Bahn. Nur die erste Geschichte, die war irgendwie ganz schön verwirrend. Sie erzählt eine Geschichte in der Geschichte. Das hat mich am Anfang ganz schon angestrengt, da ich auf so etwas nicht vorbereitet war. Ab der zweiten Geschichte lief es dann besser.


Hervorheben möchte ich den qualitativ sehr aufwendigen Druck. Schon allein das Cover ist von der Haptik etwas ganz besonderes. Das Geistergesicht wurde direkt auf dem Hardcover abgedruckt. Der Titel des Buches und das Ornament auf der linken Seite wurden direkt auf/in einen festen Stoff gestanzt und blau metallisch hervorgehoben. Das gefällt mir richtig gut. Im Bus haben sich ständig die Reisenden umgedreht, um nach dem Buch in meiner Hand zu schauen.


Das Innenleben ist qualitativ auf gleich hohem Niveau. Die Geschichten wurden auf dickem Papier sehr sauber abgedruckt. Die Sauberkeit möchte ich hier ganz klar hervorheben, da sie richtig ins Auge sticht. Das gilt auch für die farbigen Bilder. Meinen Respekt an den Verlag! So etwas Sehenswertes bekommt man selten für sein Geld.


Ich freue mich sehr, dass ich dieses Buch lesen und fühlen durfte.


Hier geht es zur „Leseprobe von: Geistergeschichten aus Japan“!


Quelle „Verlagshaus Jacoby & Stuart


Produktdetails
Titel Geistergeschichten aus Japan
Genres Geschichten, Sagen, Märchen
Autor Lafcadio Hearn
Einband Hardcover
Altersempfehlung 14 Jahre
Seitenanzahl 192
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-96428-062-6
Verlag Verlagshaus Jacoby & Stuart
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / Verlagshaus Jacoby & Stuart


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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