Zombie 100: Bucket List of the Dead » Review

Zombie-Storys sind seit Jahrzehnten ein elementarer Bestandteil der Horror-Popkultur, nicht zuletzt auch im Gebiet des Mangas oder Animes. Vieles davon kann mittlerweile langweilen und ist nur eine zigmal wieder aufgewärmte, abgedroschene Geschichte. Aber was wäre, wenn der Protagonist sich über die Zombie-Apokalypse freut, ihr Beginn fast schon der schönste Tag seines bisherigen Lebens ist? Diese skurrile und unterhaltsame Ausgangssituation finden wir in der Manga-Serie „Zombie 100: Bucket List of the Dead“, welche bei „CARLSEN“ gestartet ist.


Worum es bei "Zombie 100: Bucket List of the Dead" geht:


Ein Leben für die Arbeit? So hatte sich der 24jährige Akira Tendo diesen Job wahrhaftig nicht vorgestellt. Anfangs schien es noch, er habe das große Los gezogen. Büroangestellter im Produktionsbereich einer Weltfirma und dazu noch die wunderhübsche Buchhalterin Frau Otori als Kollegin, in die er sich Hals über Kopf verknallt. Leider sind das Seifenblasen, welche rasend zerplatzen, denn das Girl seiner Träume gibt sich lieber dem schmierigen Chef hin. Auch beruflich wird ihm klar, dass er hier definitiv auf's Kreuz gelegt wurde. Seine Arbeitsstelle entpuppt sich als skrupelloser Ausbeutungsbetrieb inklusive kaum vorhandenen Pausen und Urlaub. Die Krönung ist der mickrige Hungerlohn. Wo ist er hier nur hin geraten?


Nach drei Jahren der Qual, in denen er aufgrund des psychischen Drucks immer noch keine Kündigung eingereicht hat, wendet sich das Blatt. Die gesamte Weltordnung bricht zusammen. Überall tauchen plötzlich Zombies auf, mit Menschen als kulinarischem Favoriten auf der internationalen Speisekarte. Akira kommt in Anbetracht dieser Umstände zur einzig richtigen Schlussfolgerung:


"Juhuu, ich muss nie wieder arbeiten!"


Fröhlich und gut gelaunt genießt er nun seine neugewonnene Freiheit. Erstes Ziel: Frau Otori endlich seine Gefühle gestehen! Ärgerlicherweise steht sie ihm bei der romantischen Geste als schleimiger, sabbernder Zombie gegenüber und hat minimal von ihrer Attraktivität eingebüßt. Pech, aber nichts wovon sich unser gut gelaunter Freund die positive Stimmung verderben lässt.


Er beschließt eine Liste mit 100 Dingen anzulegen, die er gerne machen möchte, bevor er möglicherweise eines Tages selbst gebissen wird. Da wäre zum Beispiel den Bauch mit teurem Sushi vollstopfen, im Onsen relaxen und ein Cosplay machen.


Als Nächstes soll seinem besten Kumpel Kencho nach Ewigkeiten mal wieder ein Besuch abgestattet werden, während den ehemaligen Angestellten der Gedanke umtreibt, wer wohl dieses schöne Mädchen in den schicken Workout-Klamotten neulich beim "Einkaufen" war...


Einschätzung:


Dieser Manga weckte mit seinem erfrischend anderem Plot schnell mein Interesse. In vielen Teilen wurde meine Erwartungshaltung an ihn auch erfüllt. Leider gab es auch das eine oder andere, was nicht alles cool war. Einige Elemente wirken im Gesamtkonzept mehr als unrund.


Grundsätzlich stützt sich der Reiz der Geschichte auf den Umstand der männlichen Hauptfigur, eine eigentlich hochdramatische Lage als persönlichen Jackpot zu betrachten. Denn nun ist er frei von den Fesseln seines Jobs und kann jeden Wunsch anpacken, den er sich schon immer erfüllen wollte. Getreu dem Motto: So eine Apokalypse ist ja nicht das Ende der Welt! :) Das funktioniert überraschend gut, ist charmant und sorgt für viele witzige und absurde Momente. "Zombie 100: Bucket List of the Dead“ versteht es, den Leser kurzweilig und humorvoll zu unterhalten. Keine große intellektuelle Herausforderung, sondern eher zum Abschalten und Seele baumeln lassen geeignet.


Das, was dieser Manga sein will, macht er gut. Aber ist er sich darüber denn selbst vollkommen im Klaren? Eine befriedigende Antwort hierzu konnte ich noch nicht finden. Zwischendurch tauchen immer mal vermeintlich nachdenkliche Szenen auf. Etwa wenn Akira der Ernst der Lage kurz bewusst zu sein scheint oder Kencho über die Fehler seines Lebens sinniert. Solche Mixturen aus Ernst und Comedy weiß ich persönlich durchaus zu schätzen, nur macht es hier wie gesagt einen nicht ganz glaubwürdigen und irgendwie unrunden Eindruck. Wenn der Plot neben dem komischen ebenso einen tiefgreifenden Aspekt besitzen möchte, sollte er diesen auch entsprechend vermitteln und konkretisieren.


Zweiter Kritikpunkt ist die Benennung von „Action“ als Hauptgenre, in Band 1 bekommen wir davon nämlich praktisch keine zu sehen. Es gibt weder Kämpfe bzw. Konfrontationen mit den Zombies noch großartig dramatische Fluchtversuche. Wer auf Fights in Richtung „Highschool of the Dead" gehofft hat, dürfte (zumindest Stand jetzt) sehr enttäuscht sein. Von Katana-Schwertkämpferinnen oder nerdigen Waffennarren fehlt hier jede Spur. Selbstverständlich kann es sich im Laufe der Handlung noch anders entwickeln, aber nach meinem aktuellen Kenntnisstand ist diese Genrebezeichnung leider irreführend und unglücklich gewählt für den geneigten Käufer.


Interessanterweise sorgen die eben genannten Fragezeichen dafür, dass ich zumindest den zweiten Band auf jeden Fall lesen möchte, um zu erfahren, woran man hier wirklich ist.


Zeichnerisch fühlte ich mich übrigens an eine Mischung aus „One Piece" und „Fairy Tail" erinnert, was nicht kritisch gemeint ist, sondern eher ein angenehmes Gefühl von Vertrautheit in einem weckt. Harmonisch und passend für das Werk.


Fazit:


Einerseits kann ich „Zombie 100: The Bucket List of Dead" als einen kreativ humorvollen Manga für Zwischendurch wirklich empfehlen. Hatte definitiv meinen Spaß damit. Fehlende Action und einige hüftsteif daherkommende dramatische Szenen trüben auf der anderen Seite das Gesamtvergnügen nicht unerheblich. Lockere Lektüre für einen Nachmittag zum Relaxen ist es dennoch allemal.


Produktdetails
Titel Zombie 100: Bucket List of the Dead
Genres Horror, Comedy
Autor/Zeichner Haro Aso, Kotaro TAKATA
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 16 Jahre
Seitenanzahl 160
Serie Zombie 100: Bucket List of the Dead
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-646-71989-5
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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