Teach Me How To Kill You » Review

Seit Anfang des Jahres hat „CARLSEN“ ein hochinteressantes Sub-Label am Start: „Hayabusa“. Zielpublikum dafür sollen vor allem etwas ältere Leser sein. Nun habe ich zum ersten Mal einen Titel von ihnen vor mir liegen, den Psycho-Thriller „Teach Me How To Kill You“. Ich bin sehr gespannt.


Worum es bei „Teach Me How To Kill You" geht:


Der junge Herr Sato unterrichtet Biologie und ist außerdem Klassenlehrer der 10. Alle Mädchen verehren ihn dort. Intelligent, eloquent, attraktiv, hilfsbereit und ein Mörder. Zugegebenermaßen weiß von dem letzten Fakt nur seine Schülerin Riko und aufgrund dessen bekommt auch nur sie eine ganz spezielle Art von Einzel-Nachhilfe.


Sato hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, japanische Serienmörder aufzuspüren und in Form von Selbstjustiz zu beseitigen. Bis es dazu kommt, muss Riko allerdings im Vorfeld reichlich Hausaufgaben büffeln, d. h. alle vorhandenen Indizien und Beweise rekonstruieren, wodurch schließlich ein eindeutiges Täterprofil erstellt und der Killer gestellt werden kann. Zu gern würde sie selbst in die Rolle des Todesengels schlüpfen, diese Psychopathen ihrer gerechten Strafe zuführen, aber ihr Sensei bremst sie zurzeit immer noch aus. Das Nachwuchstalent müsse noch einiges lernen, bevor es tatsächlich in seine Fußstapfen treten darf.


Grundvoraussetzung des Tötungsaktes ist stets, das Ziel auf die gleiche Weise ins Jenseits zu Befördern, wie dies schon bei dessen eigenen Opfern geschehen ist. Lasst uns das am Beispiel des „Fang mich-Mörders“ veranschaulichen:


Seine Methodik sieht vor, kurzhaarige, zierliche und eher introvertierte Schülerinnen an den Füßen und Händen zu Fesseln und sie danach im Rahmen der eingeschränkten Möglichkeiten um ihr Leben fliehen zu lassen. Dabei werden sie mit kleinen, nicht tödlichen Stichen fortlaufend verletzt, bis sie irgendwann langsam und qualvoll verbluten.


Mittels dieser Herangehensweise wird der Spieß sozusagen umgedreht, in den letzten Augenblicken seines Lebens wird das perfide Spiel des Täters gegen ihn verwendet, er soll daran psychisch und mental endgültig zerbrechen.


Aber warum um alles in der Welt begibt sich Riko unter die Fittiche von jemandem mit einem so kranken Doppelleben? Der Grund könnte erschreckender kaum sein. Sie ist Vollwaise, da ihre Eltern angeblich selbst Serienkiller waren und ebenso von Sato aus dem Weg geräumt wurden. Für Mutter und Vater möchte das Mädchen eines Tages blutige Rache nehmen und ihren jetzigen Lehrmeister dafür bezahlen lassen. Makaberer weise ist dieser über die angestrebte Vendetta komplett einvernehmlich im Bilde und meint, Riko könne das ja mal gern versuchen, falls es ihr denn gelingen sollte...


Einschätzung


Beim Lesen dieses Mangas kam mir gleich einer meiner Lieblingsfilme in den Sinn: „Lèon, der Profi" Der titelgebende Assassine (Jean Reno) unterrichtet hier die 12-jährige Mathilda (Natalie Portman), welche auf diese Weise den Mörder ihrer Eltern töten möchte. Mit dem feinen Unterschied, dass in unserer Geschichte der Mentor selbst dann die erforderliche Liquidierung vornahm.


Die wahren Absichten warum Sato eine Person, die ihm eigentlich ans Leder möchte, so in seine Nähe lässt, bestärkt und sogar dafür trainiert, bleibt uns bislang ein Rätsel und sorgt für einen stetig steigenden Spannungsaufbau. Ich hoffe inständig auf einen rundum gelungenen Twist, wenn schließlich die Auflösung von allem präsentiert wird.


Band 1 hat mich sehr geflasht und es wäre extrem schade, wenn die Story ihr unglaubliches Potenzial verschenkt bzw. meiner persönlich hohen Erwartungshaltung nicht gerecht werden.


Natürlich wird hier ganz gezielt moralische Ambivalenz eingestreut, da die beiden Hauptfiguren zwar schlechte und verdorbene Menschen zur Strecke bringen, aber rechtfertigt ein vermeintlich nobles Ziel denn tatsächlich dazu, Selbstjustiz anzuwenden? Eine Frage, die man natürlich klar mit einem Nein beantworten muss und trotzdem ertappt man sich dabei, ihnen Erfolg zu Wünschen bzw. bei der Erfüllung des jeweiligen Plans mitzufiebern.


Kontroverse Themen anzusprechen war schon immer ein signifikanter Bestandteil von guter Kunst. „Teach Me How To Kill You" ist da keine Ausnahme und wird unter seinen Fans zu spannenden und vielschichtigen Diskussionen einladen.


Was die verschiedenen Serienmörder angeht, wird es nie langweilig. Man bekommt alle möglichen Abgründe der menschlichen Seele in ihrer ganzen Grausamkeit präsentiert. Teilweise benötigt man deshalb ziemlich starke Nerven und noch stabilere Mägen. Mich stört es nicht, aber so ein Stil ist eben nicht jedermanns Sache.


Grundsätzlich wird ein solcher Fall häufig recht schnell abgehakt, ähnlich temporeich wie die Attentate in „Lady Snowblood“. Dynamisch wird so unser Adrenalinspiegel angefeuert, allerdings besteht gerade dadurch Gefahr, einem Charakter nicht ausreichend Tiefe zu geben, bevor er das Zeitliche segnet und zumindest in einer Stelle im Buch stoß mir dies ziemlich sauer auf.


Nicht zu kurz kommen sollte außerdem die besondere Beziehung zwischen Riko und ihrem Klassenlehrer, die Seite, welche er tagsüber den Schülern zeigt, ist schließlich keine Farce, sondern gleichermaßen Teil seiner Persönlichkeit, wie der andere, dunkle Aspekt davon. Es handelt sich um 2 komplett gegensätzliche Schablonen eines Mannes. Sinnbildlich hierfür steht, dass er immer bevor er jemanden umbringt seine Brille abnimmt, ein Schalter wird quasi umgelegt, das Tier im Inneren erwacht. Im gleichen Atemzug möchte er aber auch seinen Schützling vor Unheil bewahren und sie liegt ihm spürbar am Herzen.


Riko verunsichert das zusehends in den doch eigentlich vor Hass so lodernd brennenden Rachegelüsten. Sie fühlt sich hin- und hergerissen. Darf man jemanden der so nett und fürsorglich ist, überhaupt hassen? Und was ist, wenn er Recht hat, was den kriminellen Hintergrund ihrer Eltern angeht?


Von offensichtlichen Zweifeln geplagt, aber trotzdem stark und listenreich. So würde ich den faszinierenden Charakter der Teenagerin am besten zusammenfassen.


Deutlich weniger Mühe wird sich in punkto Figurenzeichnung leider bei den übrigen Mädels aus ihrem Freundeskreis gegeben. Ziemlich langweilig und auch nicht relevant und bedeutend für die Handlung. Ich würde mir wünschen, dass daran noch ein bisschen gefeilt wird.


Nicht nur die schon erwähnte Brutalität sorgt für ein beklemmendes Gefühl. Atmosphärisch und zeichnerisch ist hier alles düster, aber ebenso ziemlich realistisch „erwachsen“ gehalten. Ich verstehe, warum der Titel ins Sortiment von „Hayabusa“ passt.


Als kleines Extra enthält Band 1 übrigens eine stylische Postkarte.


Fazit


Es ist nicht zu leugnen, dass es 2, 3 Kritikpunkte gab, die mich an diesem Manga stören. Insbesondere betrifft das einige zu Oberflächlich behandelte Nebenfiguren. Dem hypnotisierenden Sog von „Teach Me How To Kill You" tut dies aber nur gering Abbruch. Es ist eine packende Geschichte mit wirklich viel Potenzial und ich möchte am liebsten jetzt schon wissen, wie es in Band 2 weitergeht!


Produktdetails
Titel Teach Me How To Kill You
Genres Psycho-Thriller
Autor/Zeichner Sharoh Hanten
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 16 Jahre
Seitenanzahl 226
Serie Teach Me How To Kill You
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-646-72244-4
Verlag HAYABUSA (CARLSEN)
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / HAYABUSA (CARLSEN)


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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