Yunas Reise zum Ich » Review

Den gängigen Normen einer Gesellschaft nicht zu entsprechen wird selbst im 21. Jahrhundert noch von vielen Menschen mit Missbilligung, Hass und Spott geahndet. Dabei haben viele Leute, die “anders sind als die meisten“, bereits mehr als genug Kämpfe auszutragen, auch ohne diese Diffamierung durch ihre Mitmenschen. Mit Yuna Hirasawas “Yunas Reise zum Ich - My Sex Change Experience“ liefert uns “CARLSEN“ eine ganz besondere Geschichte über eine Transfrau und ihren steinigen Weg ins Leben mit ihrem gewünschten Geschlecht. Warum dieser Manga gleichermaßen emotional bewegend, witzig UND informativ ist und weshalb ihr ihn definitiv lesen solltet, erfahrt ihr hier!

Worum es bei “Yunas Reise zum Ich“ geht:

Viele Menschen mit GIS (einer Geschlechtsidentitätsstörung) haben große Probleme im Leben, und nicht wenige von ihnen treibt das Dasein mit dem falschen Körper in den Suizid. Auch Yuno, beziehungsweise Yuna, denkt über diese Option nach. Allerdings will sie alles daran setzen doch noch glücklich zu werden und sie selbst sein zu können. Sterben, so dachte sie, könnte sie ja dann immer noch, wenn es nicht funktionieren sollte.

So kommt es, dass sie sich für eine geschlechtsangleichende Operation nach Thailand begibt, doch nicht nur das ferne Land mit der zum Teil ganz anderen Kultur bereitet ihr gewisse Schwierigkeiten. Schon das Gespräch mit dem Arzt, der die GIS-Diagnose stellen soll, ist mehr als unangenehm. Dann sind da noch die verachtenden Blicke unzähliger Fremder, die diesen “jungen Mann in Frauenkleidung“ einfach nur als abstoßend empfinden. Dazu kommt die Angst vor der OP. Denn auch wenn sich Yuna ganz sicher ist was sie will, so ist ein solcher Eingriff doch auch nicht ganz ungefährlich. Außerdem ist das ganze Unterfangen auch noch unsäglich teuer.

All das und noch so vieles mehr macht Yunas Weg zum Frau-sein reichlich beschwerlich, dennoch verliert sie nicht ihren Humor und besinnt sie sich auf die Menschen, die sie bei ihrer Reise bedingungslos unterstützen. Egal ob das nun stichelnde Geschwister sind oder übereifrige thailändische Krankenschwestern, deren Japanisch-Kenntnisse sich auf Anime-Floskeln beschränken. Kann die junge Transfrau es so an ihr Ziel schaffen und endlich ganz sie selbst sein?

Einschätzung:

Obwohl ich mir schon vor dem Aufschlagen dieses Mangas relativ sicher war, dass er mir gefallen würde, schaffte er es trotzdem noch mich positiv zu überraschen und meine Erwartungen zu übertreffen. Hier habe ich wirklich innerhalb kürzester Zeit verschiedenste Emotionen erlebt. Von lautem Lachen über Schreck und Bestürzung bis hin zu Rührung im positiven wie im negativen Sinne war so ziemlich alles dabei. Hier spürt man einfach, wie besonders und persönlich die Geschichte für die Mangaka ist.

Sie selbst sagt, dass es im Laufe des Entstehungsprozesses viele Änderungen gab, nicht zuletzt, weil es hier einfach um ein recht sensibles Thema geht. Letzten Endes entschied sie sich für eine Art des Erzählens, bei der jeder Leser die Möglichkeit haben sollte sich seine Meinung selbst zu bilden, anstatt dass sie sich als “Stimme der Trans-Gesellschaft“ inszeniert und mit erhobenem Zeigefinger sagt “so und so hat das zu sein“. Neben den persönlichen Erfahrungen mit Geschlechtsdysphorie, Hormontherapie, Operationen und dergleichen liefert Yuna Hirasawa hier auch viele Hintergrundinformationen, die zum besseren Verständnis der Thematik beitragen. Da ich selbst Kontakt mit Trans-Personen habe, weiß ich bereits das ein oder andere was Fachbegriffe oder Verfahren angeht, dennoch habe auch ich nun viel Neues gelernt.

Was ich hier ebenfalls hervorheben möchte ist der Humor, der trotz der insgesamt eher ernsten Thematik zu keiner Zeit fehl am Platz wirkt. Besonders die Darstellung der unglaublich motivierten und motivierten Krankenschwestern im thailändischen Krankenhaus und Yunas Reaktionen auf selbige haben mich nicht selten zum Lachen gebracht. Ich finde es immer wieder sehr beeindruckend wenn es einem Mangaka gelingt Ernstes, Trauriges, Lustiges und Schönes wirklich stimmig zu kombinieren. Das ist hier definitiv auf einem Niveau gelungen, wie ich es besonders bei Einzelbänden selten erlebt habe.

Dies ist eines dieser Werke, die ich wirklich jedem ans Herz legen würde, weil es einfach einen unglaublichen Mehrwert mitbringt. Unterhaltsam und lehrreich wird hier für mehr Verständnis und Bewusstsein gesorgt was Transsexualität angeht. Ich freue mich sehr, dass “CARLSEN“ viele derartige Geschichten nach Deutschland holt (hier denke ich auch an Mangas wie “Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit“ oder “Der Mann meines Bruders“).

Egal ob man selbst betroffen ist, Betroffene kennt oder noch nicht wirklich Berührungspunkte hatte, ich denke jeder sollte solche Geschichten lesen.

Fazit:

Ein starkes Werk voller Emotionen und Informationen! Gleichermaßen witzig und ernsthaft beschreibt hier eine Transfrau ihren Weg in ein glücklicheres Leben. Meiner Meinung nach eine ganz klare Empfehlung!

Hier geht es zur „Leseprobe von: Lunas Reise zum Ich“!

Quelle „CARLSEN“

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.