Platinum End Starter Pack » Review

Der Tag, als sich Autor Tsugumi Ohba und Zeichner Takeshi Obata zusammen taten, kann wohl ohne Zweifel als ein Glücksgriff für die gesamte Anime- und Manga-Industrie bezeichnet werden. Diesem kongenialen Duo haben wir schließlich „Death Note“ zu verdanken. In den Augen vieler Fans und ebenso meiner, ist ihnen damit ein Meisterwerk gelungen, was seinesgleichen sucht. „TOKYOPOP“ bietet mit „Platinum End“ nun eine weitere Reihe der beiden im praktischen Starter Pack an. Dieses besteht aus den ersten beiden Bänden zum Vorzugspreis von nur 9,99 €. Gegenüber dem Einzelkauf spart hier also 3,91 € ein.


Im Folgenden gehe ich jeweils auf die Handlung der beiden Bände ein. Wer den Zweiten noch nicht kennt, würde hier also im entsprechenden Abschnitt auf Spoiler stoßen.


Worum es bei „Platinum End“ geht:


Band 1


„Alle Menschen kommen auf die Welt, um glücklich zu werden … und alle Menschen leben, um ihr größtmögliches Glück zu verwirklichen.“


Dieses Zitat war der Leitsatz, welchen die Mutter von Mirai Kakehashi zu ihrem Mantra machte und ebenso versuchte an ihre Familie weiterzugeben. Glücklich sein, ein Gefühl, was Mirai schon seit vielen Jahren nicht mehr erlebt und mittlerweile fast vergessen hat. Seine Eltern sowie sein kleiner Bruder Akira wurden alle bei einem Autounfall getötet. Mirai war zu dieser Zeit gerade einmal 7 und wuchs daraufhin bei Onkel und Tante auf. Wärme und Liebe wurde ihm dort allerdings nie gegeben. Sie hassen ihn abgrundtief, lassen ihn nur in einem Schrank schlafen, er muss praktisch rundum die Uhr wie ein Sklave arbeiten und Schikane über sich ergehen lassen.


Während alle Anderen in der Klasse den Abschluss feiern und sich auf die Highschool freuen, toben in dem Jungen nur negative Gedanken. Er hält das alles nicht mehr aus und beschließt, von einem Hochhaus zu springen.


Eine seltsame Aura umfängt ihn plötzlich, fühlt sich so etwa der Tod an? Als der Schüler realisiert, was gerade passiert ist, kann er seinen Augen kaum trauen. Ein lieblich, übernatürliches Wesen mit dem Namen Nasse hat ihn gerettet. Sie bezeichnet sich als Engel der Superklasse und wurde vom Allmächtigen selbst geschickt, um Mirai vor dem Suizid zu bewahren, schließlich ist er als einer von insgesamt 13 Gottesanwärtern um die Nachfolge des Schöpfers von hohem Wert. 13 Menschen bekommen damit die Chance, sich seiner innerhalb von 99 Tagen, als würdig zu erweisen. Dabei wird jedem von ihnen ein Engel zugeteilt und sollte sein Schützling in die Fußstapfen Gottes treten, würde auch der Bote des Himmels davon profitieren.


Entsprechend der Klasse des Begleiters kann ein Kandidat bis zu drei Fähigkeiten erhalten:


  • Engelsflügel, mit denen unglaubliche Strecken in kurzer Zeit zurückgelegt werden können.
  • Ein roter Pfeil (jede Person, die mit ihm getroffen wird, verliebt sich für 33 Tage in dessen Besitzer und gehorcht ihm blind).
  • Einen weißen Pfeil (alle, die von ihm durchbohrt werden, sterben augenblicklich).


Aufgrund von Nasse's Rang bekommt Mirai alle 3 Skills verliehen.


Spätestens als Mirai sich mit den Flügeln in die Lüfte erhebt und das Gefühl von grenzenloser Freiheit genießt, verschwinden die Schatten, welche ihn umfangen. Vielleicht kann er nun endlich das glückliche Leben führen, was sich seine Mutter für ihn immer gewünscht hatte. Den Platz als Gott einnehmen und den Konkurrenten die Stirn zu bieten ist allerdings nicht seine Intention, genauso wenig alle Träume und Wünsche mit einem Fingerschnippen in Erfüllung gehen zu lassen. Auf ehrliche Art und Weise zum Erfolg zu kommen, hat für die aufrichtige, gute Seele oberste Priorität, wenn da nicht Saki wäre. Jene Klassenkameradin, in die er unsterblich verliebt ist, von ihr selbst aber kaum wahrgenommen wird. Sollte er bei ihr vielleicht zu einem roten Pfeil greifen? Wenn es ihm gelingt, dass seine Angebetete sich innerhalb der 33 Tage tatsächlich in ihn verliebt, wäre das vielleicht eine realistische Option.


Bevor der Gedanke vertieft werden kann, offenbart Nasse ihm, alles über sein bisheriges Leben zu wissen. Darunter auch, dass der schreckliche Autounfall damals kein Zufall war, sondern von Tante und Onkel herbeigeführt wurde. Außer sich vor Zorn und Schmerz begibt sich Mirai nach Hause und feuert den roten Pfeil auf seine Tante, um die Wahrheit zu erfahren.


Band 2


Saki, seine geliebte Saki, sie ist also auch eine Gottesanwärterin. Zu spät, dämmert Mirai diese Erkenntnis, er wurde bereits von einem roten Pfeil getroffen und ist nun wie Wachs in ihren Händen.

Das Mädchen konnte nicht ahnen, dass ihr Opfer bereits in sie verliebt ist, was dazu führte, dass der Effekt jetzt um ein vielfaches verstärkt wurde.


Saki und Lebel, ein Engel zweiter Klasse, wollen Mirai benutzen, um aus Metropoliman’s Fängen zu entkommen. Der mächtige Gottesanwärter verfügt über einen (noch unbekannten) Superklasse-Engel und inszeniert sich mittels seiner Fähigkeiten als maskierter Held, bekämpft Verbrecher und ist daher weltweit beliebt und in aller Munde. Doch der Schein hinter den noblen Absichten trügt, denn in Wahrheit möchte Metropoliman nur alle seine Konkurrenten ausschalten und so der neue Gott werden.


Da Saki ausschließlich den roten Pfeil besitzt, synchronisiert sie sich mit dem Gefangenen und kann so gemeinsam mit ihm fliegen, falls Gefahr droht. Kurz darauf betritt Nasse das Geschehen und Dank guter Überzeugungsarbeit, verbünden sie sich schließlich miteinander gegen Metropoliman. Ein wichtiges Argument waren Mirai’s romantische Gefühle. Denn selbst, nachdem die Wirkung des Pfeils verblasst ist, würde er die Frau seiner Träume niemals im Stich lassen. Sowohl für ihn als auch Saki ist das natürlich eine peinliche Situation.


Schließlich wird der selbst ernannte Superheld aktiv und lädt seine 11 Gegner zu Friedensverhandlungen ein. Das Treffen soll als großes TV-Event im voll besetzten Jinbo-Baseball-Stadion stattfinden.


Einschätzung:


Ohba und Obata werfen uns in „Platinum End“ direkt in die Handlung, ungeschönt werden wir hierbei mit Mirai’s dramatischer, persönlicher Situation konfrontiert und entwickeln schnell eine große, emotionale Identifikation mit ihm. Als Harry Potter-Fan kam ich nicht ohnehin, dabei an die Tyrannei der Dursleys zu denken und in puncto Sympathie, stehen Onkel und Tante ihnen hier in nichts nach.


Ähnlich wie in „Death Note“ enthält der Protagonist übernatürliche Fähigkeiten, während ein mystisches Wesen ihn auf seinem Weg begleitet. Doch Mirai ist in keinster Weise mit Light Yagami vergleichbar. Er ist aufrichtig und dankbar für die zweite Chance, würde die ihm verliehene Kraft aber höchstes marginal nutzen, um seinem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist, dass er nur das Geld aus dem Erbe seiner Eltern erhalten möchte (was ihm rechtmäßig sowieso zustehen würde), obwohl es theoretisch möglich wäre, jede Bank der Welt zu knacken, wenn man nur die richtigen Leute manipuliert. Der Wettstreit mit den anderen Gottesanwärtern interessiert ihn nicht.


Ganz anders ist Metropoliman, der, nach dem bisherigen Kenntnisstand, sinnbildlich für viele Schattenseiten unserer Gesellschaft steht, inklusive des rücksichtslosen Strebens nach Macht und Einfluss. Gleichzeitig sieht man ihn aber auch als Poser und Entertainer, der immer eine große Show um sich machen und von der Menge geliebt werden möchte. Man könnte es, wie schon zuvor gesagt, als eine Superhelden-Fantasie bezeichnen. Schon als Kind war er von ihnen in den Comics begeistert, jetzt kann er als Metropoliman selbst einer sein!


Saki hat einfach nur Angst um ihr Leben und möchte aus allem heil herauskommen.


Es ist fast schon eine Art von Sozialstudie, wie unterschiedlich alle Figuren darauf reagieren oder damit umgehen. Dies lädt dazu ein, sich selbst einmal zu fragen, was für eine Art von Gottesanwärter man selbst wäre. Oder nehmen wir an, man ist wie Mirai unglücklich verliebt. Könnten wir es mit unserem moralischen Kompass vereinbaren, diese Person mit einem roten Pfeil für uns zu gewinnen?

Schließlich wollen wir nur das Beste für sie und eben das sind wir doch auch, oder etwa nicht? Solche Rückschlüsse und Interpretationen empfinde ich immer als extrem spannend. Oftmals wird auch der Leitsatz der verstorbenen Mutter als essenziell wichtiges Element der Handlung verwendet, bei dem gewissermaßen alle Fäden zusammen laufen.


Mittels der Pfeile, genauer gesagt ihren Regeln und Anwendungsgebieten, wird eine stetige Neugier beim Leser geweckt. Faszinierend, wie etwas scheinbar so simples, dann doch eine ganze Menge unerwartete Überraschungen bereithalten kann.


Bemängeln muss man allerdings, die etwas dünnere Charakterzeichnung der Engel im Vergleich zu den Menschen. Von überflüssigen Anhängseln kann bei Weitem nicht die Rede sein, aber dennoch hätten sie meiner Meinung nach deutlich mehr hervorstechen können. Irritierend empfand ich zudem mein Gefühl bei den Szenen im Jinbo-Baseball-Stadion, die trotz’ toller Ideen langatmiger als erwartet daherkamen.


Zeichnerisch hatte ich für Obata’s Stil schon immer eine Schwäche, dem in seiner detaillierten und erwachsenen Darstellung, auch mehr oder weniger eine gewisse Kühle und Schwere innewohnt. Die recht explizite Darstellung von Nacktheit kannte ich aus „Death Note“ oder dem ebenfalls von den beiden sehr zu empfehlendem Manga „All You Need Is Kill“ noch nicht. Wirkt befremdlich, aber zur jeweiligen Szene und Dramaturgie nicht unpassend.


Fazit


Anhand der ersten beiden Bände hat „Platinum End“ bei mir einen hervorragenden Gesamteindruck hinterlassen. Der Plot ist interessant, mit klugen politischen und philosophischen Botschaften angereichert, die Figuren meist tiefgründig und in ihrer Persönlichkeit sehr unterschiedlich. Zudem sieht er optisch fantastisch aus. Einige Kritikpunkte, könnten sich im Laufe der noch folgenden zwölf Bände als Kinderkrankheiten herausstellen und das Ganze auf ein noch höheres Qualitätslevel heben. Ich habe diesbezüglich ein gutes Gefühl und bin optimistisch gestimmt. :)


Hier geht es zur „Leseprobe von: Platinum End“!


Quelle „TOKYOPOP


Produktdetails
Titel Platinum End
Genres Mystery
Autor/Zeichner (m/w/d) Takeshi Obata, Tsugumi Ohba
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 16 Jahre
Seitenanzahl 400
Serie Platinum End
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-8420-7156-8
Verlag TOKYOPOP
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / TOKYOPOP


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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