Planetarian: Storyteller of the Stars » Review

Wir alle kennen sicher das schöne Gefühl, von einem Anime positiv überrascht zu sein, welchen man zuvor so gar nicht auf dem Zettel hatte. Ein solches Erlebnis bescherte mir jetzt der von »Koch Films« unter dem Label »KSM« auf den Markt gebrachte Sci-Fi-Film »Planetarian: Storyteller of the Stars«. Warum das emotionale Drama mich tief berührt hat und eine Besonderheit in seinem Genre darstellt, erfahrt ihr in der folgenden Review.


Worum es bei »Planetarian: Storyteller of the Stars« geht:


Ein nuklearer Weltkrieg hat die Erde in ihren Grundfesten erschüttert und für eine neue Eiszeit gesorgt. Jahrzehnte nach diesen schrecklichen Auseinandersetzungen existieren noch in etwa 100.000 Menschen auf dem Planeten. Sie verteilen sich auf kleine Siedlungen, wobei sich jeder selbst der Nächste ist. Vielen fehlt es am Nötigsten und kostbare Dinge wie Nahrung, Wasser sowie Medizin werden streng rationiert. Eine grauenhafte Vorstellung, nicht wahr?


Vor diesem Hintergrund folgen wir einem alten Mann, der allein in einem heftigen Schneesturm unterwegs ist und schließlich vor Erschöpfung zusammenbricht. Nachdem sich das Unwetter wieder beruhigt hat, wird er von drei Kindern unter dem Schnee gefunden. Glück gehabt, da er daraufhin auch noch in der nächsten Siedlung ärztlich versorgt wird.


Die Kinder, die ihn gefunden haben, sind sichtlich froh über seine Genesung. Sie bauen eine emotionale Bindung zu ihm auf. Der alte Mann stellt sich als sogenannter „Mensch der Sterne“ vor, also jemand, der ein fundiertes Wissen über Astronomie, das Weltall, die Sonne und Sterne besitzt. „Was ist das?“, fragen die Kinder fasziniert. Dabei handelt es sich um eine sehr berechtigte Frage, denn seit dem Krieg ist der Himmel praktisch komplett verdunkelt und nur die ältesten noch lebenden Generation haben ihn jemals in seiner schönen Pracht bestaunen dürfen.


Der alte Mann erzählt ihnen aus seiner Vergangenheit.


Vor langer Zeit, als er noch jung war, kam er durch Plünderung und Schrotthandel über die Runden. Auf der Flucht vor Roboter-Wachposten, die vereinzelt in den menschenleeren Großstädten immer noch ihren Dienst verrichten, gelangt er in ein ehemaliges Einkaufs- und Erlebniszentrum. In der oberen Etagen traf er auf ein junges, liebenswertes Mädchen, was ihn freudestrahlend als Kunden im Planetarium begrüßt. Bei ihr handelt es sich ebenfalls um einen Roboter, der für den Zweck erschaffen wurde, den Besuchern eine unvergessliche Erfahrung mit den Schönheiten und Wundern des Himmels und Weltalls zu bescheren. Sie hört auf den Namen Yumemi Hoshino und ging auch 29 Jahre nach Beginn der Kampfhandlungen immer noch enthusiastisch ihrer Tätigkeit nach. Aufgrund ihrer Programmierung und der Tatsache, dass sie seitdem ihren Arbeitsplatz nicht verlassen hat, ist sich Yumemi der zerbombten und ausgestorbenen Welt um sie herum nicht bewusst.


Als kongeniale Partnerin der großen Show, fungiert eigentlich der gigantische Projektor Frau Jena (von Yumemi benannt nach dem Standort der Herstellerfirma Carl Zeiss). Leider ist die Maschine seit einiger Zeit außer Betrieb und ein fachkundiges Mechaniker-Team dürfte sich in den Ruinen wohl kaum mehr auftreiben lassen. Trotz anfänglicher Skepsis beschließt der Neuankömmling, dem Roboter-Mädchen bei der Reparatur zu helfen, was den beiden nach einiger Zeit tatsächlich gelingt.


Die folgende Darbietung im Planetarium wandelt das Wesen des sonst so verbitterten und pragmatischen Mannes. Wie kann etwas so Wundervolles in dieser traurigen und düsteren Zeit noch existieren? Alles hier Erlebte und nicht zuletzt auch Yumemi selbst, werden ihn nachhaltig prägen und sein Leben für immer verändern.


Einschätzung:


Mein Empfinden beim Anschauen von »Planetarian: Storyteller of the Stars« kann durchaus mit einem Besuch im Planetarium verglichen werden, denn auch ich wurde in einen fast schon magischen Bann der Schönheit und Faszination gezogen, welcher der Anime auf mich ausgeübt hat. Der Titel war mir zuvor gänzlich unbekannt und sorgte für die schon angesprochene positive Überraschung, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe.


Führen wir uns einzig den ersten Abschnitt der Handlung vor Augen, würden nicht wenige wohl einen harten Sci-Fi Actionfilm erwarten, bei dem sich verschiedene Fraktionen einen erbitterten Kampf um die verbleibenden Ressourcen unseres Planeten liefern. Nichts könnte dem ferner liegen, denn wir haben es hier mit einem zu Herzen gehenden, ruhigen und angenehm entschleunigten Drama zu tun. Das Planetarium und seine lebensfrohe Mitarbeiterin sind ein Symbol der Hoffnung, der Beweis, dass selbst in der finstersten Dunkelheit, immer noch ein kleiner Platz für etwas Licht und Wärme sein kann. Man kann auch nur bedingt von einer illusorischen Realitätsflucht sprechen, schließlich ist alles, was der Projektor zeigt, zwar von Wolken verdeckt, aber immer noch existent, als letzter verbleibender schöner Teil einer ansonsten kaputten Welt.


Unglaublich gut in Szene gesetzt ist das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren. Zu Beginn ist der Plünderer sehr vorsichtig und behält stets eine Hand am Abzug seiner Waffe. Die vielen Gefechte mit Kampfrobotern könnten ein Indiz für seine recht feindselige Einstellung gegenüber KIs sein. All diese Vorurteile werden ihm aber genommen, als er Yumemi besser kennenlernt und anfängt sie zu verstehen, während die Roboterin durch ihn inspiriert, zumindest in Ansätzen Teile der eigenen Programmierung hinterfragt und auch individuelle Entscheidungen trifft.


Interessant empfand ich ihre Leidenschaft für eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Maschine, ob irdisch oder über den Tod hinaus in einem gemeinsamen Himmelreich. Sie ist sehr aufopferungsvoll und selbstlos, andere glücklich zu sehen ist dabei manchmal schon ein Lohn von unschätzbarem Wert.


In der Gegenwart knüpft der Plot qualitativ nahtlos an die Rückblenden an. Wir bekommen glaubwürdig vermittelt, wie der Mann sich bis ins hohe Alter charakterlich entwickelt hat, was seine Wünsche und Träume für den Lebensabend sind.


Die ebenfalls sehr handlungsrelevanten Kinder sowie die Leiterin der Siedlung, bekommen meiner Meinung nach etwas zu wenig Sceentime, um vollumfänglich ihre Motive zu beleuchten, aber dabei haben wir es eher mit Meckern auf hohem Niveau zu tun.


Als Extra findet sich auf der Disc die Prequel OVA »Snow Globe«. Die halbstündige Episode in deutscher Synchronisation zeigt Einblicke in die ersten Arbeitstage Yumemis und ihrer Entwickler, die von Anfang an mehr in ihr als einen Nutzgegenstand gesehen haben. Es handelt sich also um einen echten Mehrwert für die Komplettierung der Geschichte.


Atemberaubend schön ist nicht zuletzt die optische Aufmachung. Mit viel Liebe zum Detail wurden hier Animationen erster Güte, mit der Planetarium Vorführung als Highlight, umgesetzt. Man fühlt sich in der Szene als würde uns das Mädchen selbst als Gäste willkommen heißen und für einen Moment alle Sorgen des Alltags vergessen lassen.


Fazit:


»Planetarian: Storyteller of the Stars« ist ein echter Geheimtipp, das kleine Meisterwerk hat es sowohl geschafft, mich vor Rührung als auch Traurigkeit zum Weinen zu bringen. Eine schöne und inspirierende Erfahrung, welche ganz anders ist, als die üblichen Titel seines Genres.


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Quelle »YouTube«


Produktdetails
Titel Planetarian: Storyteller of the Stars
Genres Science-Fiction, Drama
Regisseur Naokatsu Tsuda
Medium DVD, Blu-ray
FSK ab 12 Jahre
Spieldauer 153 Minuten
Sprache Deutsch, Japanisch, Englisch (DVD: Dolby Digital 5.1; BD: DTS-HD Master Audio 5.1)
Publisher »Koch Films« unter dem Label »KSM«
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / ANIME-planet

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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