Nami und das Meer » Review

Ich mag Grafik Novels, da die Bilder oftmals die Geschichte erzählen. Ein interessantes, wenn auch gewöhnungsbedürftiges Werk ist "Nami und das Meer" von "CARLSEN". Es erwartet dem Leser eine tiefgründige Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Das Ziel der jungen französischen Zeichnerin Nami ist es, die schöne Natur Japans auf Leinwand zu bannen. Das ist gar nicht so einfach, da Japan nicht nur eine schöne Ecke hat. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass, egal wo auch immer hingelaufen bin, mir das Land einfach gefallen hat. Es ist egal, ob du in Tokio durch die Straßen läufst, oder draußen in der Natur unterwegs bist. Japan weiß zu verzaubern. Und genau das und auch andere Themen werden in diesem Werk behandelt.

Nami ist natürlich nicht nach Tokio gefahren, sondern raus aufs Land. Wo, wenn nicht dort, sieht man die unberührte Natur. Und das ist genau das, was sie auf die Leinwand bringen möchte.

Es macht Spaß, der Hauptcharaktere aus dieser Bildergeschichte über die Schulter zu schauen. Schon allein die ganzen Landschaftsbilder sind wunderschön anzusehen. Wie gerne würde ich jetzt in diesem Moment über die eine oder andere Straße schlendern, die in diesem Buch dargestellt wird. Oder wie schön wäre es am Meer zu stehen, unter einem Baum zu sitzen, ein Onigiri zu essen, in einer heißen Quelle zu liegen u.s.w. Japan ist und bleibt ein Sehnsuchtsort.

Mir gefallen die philosophischen Fragen, die in der Geschichte untergebracht sind. Der Vergleich zwischen der westlichen und der asiatischen Kultur und Denkweise ist sehr gelungen. Man liest die Geschichte nicht nur und man schaut sich auch nicht nur die Bilder an, man denkt darüber nach. So empfinde ich unter anderem das Gespräch als sehr spannend, welches über die Kunst geführt wird. Oder nehmen wir das Thema richtig leben. Die Asiaten wissen, wie man richtig lebt, besonders die Japaner. Und wir Europäer? Wir leben doch nur noch auf der Überholspur. Wir wissen doch gar nicht mehr, was richtig und vor allem besonnenes Leben bedeutet. Denk doch mal darüber nach, wann ihr das letzte Mal in der Natur stehen geblieben seid, um einfach nur den Moment zu genießen. Na, fällt euch was ein? Wenn nicht, dann aber nichts wie raus in die Natur und dort einfach mal die Augen schließen und nur zuhören. Hört einfach mal in die Natur rein und ihr werdet merken, wie sich alles verändert.

Es gibt etwas, was mir nicht gefällt. Während die Landschaftsbilder wirklich schön gezeichnet sind, finde ich die Charaktere in ihrer Gestaltung sehr anstrengend. Ich frage mich, warum diese komische Form der Charakterdarstellung genutzt wurde? Ja, ich weiß, das ist eine Kunstform. Das mag ja sein, gefällt mir aber trotzdem nicht. Ich finde diese komische Darstellung belastend. Das Charakterdesign passt für mich zu dieser philosophischen Geschichten überhaupt dazu. Dieses Charakterdesign gehört für mich in den Bereich der Karikatur, ich meinte damit Bilder, die lustig sein sollen. Auch wenn es in diesem Buch lustige Szenen gibt, das meiste regt er zum Nachdenken an.

Von dem merkwürdigen Charakterdesign mal abgesehen, möchte ich dieses Werk jedem empfehlen. Besonders nach einem stressigen Arbeitstag, mach es einfach Freude, in diesem Buch zu blättern. Schnappt euch das Buch, macht euren Geist frei, schaut euch die schönen Bilder an und ihr werdet merken, dass es nicht Nami ist, die durch die Landschaft schlendert, sondern ihr selbst.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Träumen.

Hier geht es zur »Leseprobe von: Nami und das Meer«!

Quelle »CARLSEN«

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.