MPD Psycho » Review

Manchmal gibt es Manga-Klassiker, die bereits teils vor Jahrzehnten in Japan erschienen sind, aber jetzt erst den Weg in die deutschen Regale gefunden haben. Ein solches Beispiel ist „MPD Psycho“ von dem „CARLSEN MANGA“ Sublabel „HAYABUSA“, der erstmals 1996 im Reich der aufgehenden Sonne verlegt wurde.


Worum es bei „MPD Psycho“ geht:


Yosuke Kobayashi arbeitet als angesehener und aufstrebender Polizist in der Mordkommission. Zurzeit bestimmt ein besonders makaberer Fall seine Ermittlungen, in denen der Täter die ausschließlich weiblichen Opfer präpariert, ja regelrecht wie ein Kunstwerk zur Schau stellt. Die letzte bekannte Tote wurde nackt und enthauptet an einer Brücke aufgehängt, während der Kopf mit dem Blick nach oben exakt darunter positioniert war.


Nachdem Yosuke dem Täter im Fernsehen aufgefallen ist, schickt dieser ihm ein persönlich an den Kommissar adressiertes Paket, direkt ins Revier. Zum Entsetzen aller, enthält dieses Yosuke’s Freundin Chizuko, zusammengeschnürt und mit teilweise abgetrennten Gliedmaßen, um in den Karton hineinzupassen. Der junge Kriminalbeamte erleidet daraufhin einen völligen psychischen Zusammenbruch, welcher verschiedene multiple Persönlichkeiten in ihm hervorruft.


In einer seiner anderen Identitäten tötet er augenscheinlich Chizuko und auch der Serienmörder wird nach einer atemlosen Verfolgungsjagd von ihm unbewaffnet über den Haufen geschossen. Yosuke Kobayashi kommt daraufhin ins Gefängnis, wobei das eigentlich faktisch nicht korrekt ist, denn diese Person ist seit den Ereignissen nie wieder zum Vorschein gekommen.

Seine Hauptidentität nennt sich fortan Kazuhiko Amamiya.


Die Staatsanwaltschaft betrachtet Amamiya’s Erkrankung als Schauspiel. Eine Hypnosetherapie, die das Ganze möglicherweise belegen könnte, wird vom Häftling abgelehnt.


In der ebenfalls in der Mordkommission beschäftigten Polizistin Machi Isono findet sich praktisch der einzige Mensch, welcher noch an eine Resozialisierung des ehemaligen Cops glaubt. Als eine Entlassung auf Kaution angestrebt wird, möchte Machi das herausragende Talent des Profilers für geheime Ermittlungen nutzen.


Im weiteren Verlauf bekommen sie es mit einer ganzen Reihe von Serienmorden zu Tun und ein schrecklicher Verdacht steht im Raum:



Steckt eine von Amamiya’s Persönlichkeiten etwa noch tiefer im organisierten Verbrechen, als es dem Duo bislang klar war?


Einschätzung:


Allein schon die hier geschilderte Ausgangssituation hat mich restlos begeistert. In diesem Pulk aus verschiedenen Charakteren innerhalb einer Person ist Kazuhiko Amamiya definitiv der Good Guy. Sobald er bemerkt, dass es offensichtlich Seiten seines Wesens gibt, die kriminelle Handlungen begehen, ermittelt er sozusagen gegen sich selbst, um in Zukunft schlimmeres verhindern zu Können. Auf diese kreative Idee baut die gesamte Handlung auf, welche mich von der ersten Seite fesselte.


Seine dissoziative Persönlichkeitsstörung macht den Protagonisten hochinteressant und vor allem vielschichtig, ohne sich als Leser komplett auf seine Seite schlagen zu können. Schließlich bleibt auch uns verborgen, welche dunklen Geheimnisse und seelischen Abgründe sich noch in diesem mysteriösen Typen befinden könnten.


Machi wirkt im Kontrast zu ihm sehr klar, charakterlich gefestigt und idealistisch, mit einem starken Gerechtigkeitsempfinden. Das zwischenmenschliche Zusammenspiel der beiden sowie ihre Dialoge sind weitere Höhepunkte in „MPD Psycho“. Auflockerung erhält die Geschichte durch Machi’s kleine, ziemlich pubertäre und vorlaute Schwester Miwa.

Sie sorgt in der sehr düsteren Atmosphäre immer wieder für angenehme Comic Relief-Momente.


Generell bietet der Manga aber nur wenig Platz für Glücksgefühle und Spaß.

Man wird mit den kranken Perversionen zahlreicher Serienmörder konfrontiert. Das Blut fließt reichlich und gut in Szene gesetzt. Die Altersempfehlung ab 18 Jahren ist daher mehr als berechtigt und man sollte sich beim Lesen unbedingt auch psychisch stabil und gefestigt fühlen.


An der ein- oder anderen Stelle war die Handlung für meinen Geschmack etwas zu sprunghaft und unübersichtlich, was nicht zuletzt an den diversen Identitäten Amamiya’s gelegen hat. Ich bin aber zuversichtlich, dass dieses Manko in den nächsten Bänden behoben werden könnte, wenn wir mehr Kontext und Hintergründe zu einigen Szenen bekommen werden.


Für die optische Aufmachung muss Hayabusa indes einmal mehr ein großes Lob ausgesprochen werden. Das Titelbild ist schlicht, aber doch einprägsam und beklemmend, der Einband stabil und die dicken Seiten sorgen für eine hohe Reißfestigkeit.


Die schon im Manga erwähnten harten Kontraste und weichen Farbtöne vom Zeichenstil passen ausgezeichnet zum Genre des Psycho-Thrillers.


Fazit:


Ich bin überzeugt, „MPD Psycho“ wird auch nach mehr als 25 Jahren eine neue Generation von Lesern für sich begeistern können. Die ausgeklügelte, vielschichtige, aber auch brutale Story ist absolut zeitlos.


Fans des Films „Sieben“ oder der Serie „Hannibal“ (zu denen ich mich auch zähle), kommen hier definitiv auf ihre Kosten.


Hier geht es zur »Leseprobe von: MPD Psycho«!


Quelle: »HAYABUSA« (CARLSEN)


Produktdetails
Titel MPD Psycho
Genres Psychothriller, Horror
Autor/Zeichner (m/w/d) Eiji Otsuka, Sho-u Tajima
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 18 Jahre
Seitenanzahl 368
Serie MPD Psycho
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-62271-6
Verlag HAYABUSA (CARLSEN)
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / HAYABUSA (CARLSEN)


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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