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Dragon Head » Review

  • Frank
  • 19. Januar 2023 um 05:03
  • 800 Mal gelesen
  • 0 Kommentare

Der Mangaka Minetaro Mochizuki gilt als ein wahrer Meister seines Fachs, welcher bereits viele stilbildende, zeitlose Klassiker schuf. Nun hatte ich erstmals selbst das Vergnügen, ein Werk von ihm zu lesen. „Dragon Head​“ erschien bereits 2001 über „CARLSEN MANGA​“ in Deutschland und wird, nachdem er zwischenzeitlich lange vergriffen war, nun in 5 Doppelbänden neu aufgelegt.

Worum es bei „Dragon Head“ geht:

Zahlreiche Schulklassen befinden sich in einem Zug auf dem Weg zurück nach Tokio. Der Ausflug war cool und ereignisreich, aber so langsam freuen sich die Schüler doch, bald wieder Zuhause zu sein. Unter ihnen ist auch Teru aus der 5., der mit dem despotischen Lehrer "Minilla" (abschätziger Spitzname in Anspielung auf Godzilla) aneinandergerät. Minilla agiert dabei wie gewohnt hart ...

Der Mangaka Minetaro Mochizuki gilt als ein wahrer Meister seines Fachs, welcher bereits viele stilbildende, zeitlose Klassiker schuf. Nun hatte ich erstmals selbst das Vergnügen, ein Werk von ihm zu lesen. „Dragon Head“ erschien bereits 2001 über „CARLSEN MANGA“ in Deutschland und wird, nachdem er zwischenzeitlich lange vergriffen war, nun in 5 Doppelbänden neu aufgelegt.

Worum es bei „Dragon Head“ geht:

Zahlreiche Schulklassen befinden sich in einem Zug auf dem Weg zurück nach Tokio. Der Ausflug war cool und ereignisreich, aber so langsam freuen sich die Schüler doch, bald wieder Zuhause zu sein. Unter ihnen ist auch Teru aus der 5., der mit dem despotischen Lehrer "Minilla" (abschätziger Spitzname in Anspielung auf Godzilla) aneinandergerät. Minilla agiert dabei wie gewohnt hart und maßlos übertrieben auf vermeintliche Vergehen der Jugendlichen. Teru bekommt schon eine Standpauke, nur weil er einem Kumpel seine geliehene CD zurückgeben möchte.

Kurze Zeit später erregt der seltsam verdunkelte Himmel Teru's Aufmerksamkeit, ferner scheint eine Art Flammensäule auf die Erde hinabzustürzen. Der Zug wird schließlich von einer Erschütterung erfasst und Teru verliert das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kommt, muss er feststellen, dass der Zug entgleist ist. Umgeben von unzähligen Leichen, schafft es der Junge nur mühsam, sich aus den Trümmern, die ihn begraben haben, zu befreien. Schock und Fassungslosigkeit bestimmen seine Gedanken:

"Was ist hier los?"

"Wie konnte das passieren?"

"War das ein Erdbeben?"

Es gelingt ihm, ein noch intaktes Radio aufzutreiben. Aufgrund dessen, dass es sich in einem Tunnel befindet, sind die Nachrichten allerdings nur sehr abgehackt zu verstehen. Worte wie "Gefahr", "Eskalation" und "Ausnahmezustand", scheinen aber eine klare Sprache zu sprechen.

Ein anderer Überlebender namens Nobuo taucht auf. Teru's anfängliche Freude darüber, weicht bald einer gewissen Skepsis und Furcht. Irgendwie ist dieser Typ merkwürdig, wird schnell aggressiv und ist kaum zu einer Zusammenarbeit bereit. Außerdem finden sie das bewusstlose und leicht verletzte Mädchen Ako, die von Teru notdürftig medizinisch versorgt wird. Sie kommt schnell wieder zu sich und zeigt sich auch deutlich kooperativer, wenn es darum geht, im Team zu arbeiten.

Trotzdem schwindet mit jedem Tag der Optimismus des Trios, hier noch lebendig herauskommen zu können. Der Tunnel ist von beiden Seiten eingestürzt, ihn zu verlassen also unmöglich. Unerträgliche, fast schon übernatürliche Hitze, wird immer mehr zur psychischen wie körperlichen Belastung. Das Wasser geht zur Neige, Lebensmittel im Speisewagen beginnen zu verderben.

Zu guter Letzt ist da noch Nobuo. Der stets unbeliebte und von vielen gemobbte Schüler, meint seinen schlimmsten Peiniger selbst über dessen Tod hinaus um sich zu haben und verfällt zunehmend dem Wahnsinn.

Einschätzung:

Der Name Minetaro Mochizuki war mir schon länger ein Begriff, nun aber endlich auch in eine seiner Geschichten eintauchen zu können, ist eine Erfahrung, die ich definitiv nicht bereut habe. Treibende Kraft, die beim Leser unglaubliche Spannung hervorruft, bleibt dabei definitiv die Frage, was genau eigentlich passiert ist. Mittels der Radioübertragungen greifen wir immer wieder lose Gesprächsfetzen auf, die viel Interpretationsspielraum bieten. Mich persönlich beschlich die böse Vorahnung, dass wohl auch außerhalb des Tunnels eine ähnliche Hölle auf Erden herrscht, wie sie die 3 überlebenden Schüler ertragen müssen.

Beeindruckend empfand ich die klaustrophobische Atmosphäre in „Dragon Head“. Man fühlt sich fast schon selbst eingesperrt und fern jeder Hoffnung, gemeinsam mit den anderen Charakteren einem ungewissen Schicksal ausgeliefert zu sein.

Die in ihrer Art doch sehr unterschiedlichen 3 Hauptfiguren werden allesamt interessant und differenziert beleuchtet. Gern wird auch das Stilmittel der Rückblende aufgegriffen, um das Leben mit ihren Familien darzustellen. Entscheidungen, die sie aus jetziger Sicht bereuen und vielleicht noch einmal überdenken würden. Um Spoiler zu vermeiden, möchte ich aber an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen.

Gesellschaftliche Fragen wie der plötzliche Verlust von Führung und Autorität, der neue Hierarchien entstehen lässt und die sozialen Beziehungen untereinander verändert, erinnern an William Golding's Romanklassiker „Herr der Fliegen“. Der schon angesprochene Lehrer Minilla war offenkundig ein Unsympath, wie er im Buche steht. Trotzdem fühlt sich Nobuo ohne ihn zeitweise hilflos und verloren, mehr noch, in einem bizarren Schauspiel ignoriert er sogar dessen Ableben völlig. Intelligente Themen, die zum Nachdenken anregen und meine Begeisterung für den Manga noch zusätzlich veredeln.

Zeichnerisch ist die bis auf den Anfang häufig allumfassende Dunkelheit sicher eine spannende Komponente. Nur minimal vorhandene Lichtquellen gewähren kaum Einblick in das Grauen, was die Geschichte im weiteren Verlauf wohl noch für uns und das Trio bereithalten wird.

Fazit:

Bereits nach dem ersten Band möchte ich „Dragon Head“ gern das Potenzial zu einem Meisterwerk attestieren. Die Frage nach der Ursache des Unglücks erzeugt nervenzerreißende Spannung. Man fühlt sich praktisch als Teil der Überlebenden und kann ihre Verzweiflung regelrecht greifen. Kluge Gesellschaftskritik rundet das Ganze zu einem wirklich besonderen Leseerlebnis ab.

Hier geht es zur »Leseprobe von: Dragon Head«!

Quelle »CARLSEN«

Produktdetails
Titel Dragon Head
Genres Horror
Autor/Zeichner (m/w/d) Minetaro Mochizuki
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 15 Jahre
Seitenanzahl 432
Serie Dragon Head
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-76339-6
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Frank Anfänger
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