Cowboy Bebop » Review

„See you Space Cowboy“. Diesen kultigen Schlusssatz, der am Ende von fast jeder „Cowboy Bebop“ Folge eingeblendet wird, sah ich vor einiger Zeit zufällig auf der Rückseite eines parkenden Autos. Sofort huschte mir ein angenehmes Lächeln aus Vertrautheit und Nostalgie über das Gesicht. Der Space-Western-Klassiker von Shin’ichirō Watanabe prägte mich seit meiner frühesten Zeit als Anime-Fan und gehört bis heute zu meinen All-Time-Favoriten. Nun habe ich mir ihn in Form der wunderschönen White-Vinyl-Komplettbox aus dem „Akiba Pass Shop“ endlich auch mal physisch für meine Sammlung gegönnt. In der folgenden Review möchte ich euch sowohl den Anime als auch die Komplettbox vorstellen.


Worum es in „Cowboy Bebop“ geht:


2021 gelang der Gate Company einer der sensationellsten technischen Fortschritte in der Menschheitsgeschichte: Die Entwicklung von Portalen im Weltraum, durch die man schnell in verschiedene Orte des Sonnensystems reisen konnte. Ein vom Unternehmen fatal unterschätzter Defekt der Konstruktion führte jedoch zu einer Sprengung großer Teile des Mondes. In Folge der daraus resultierenden Verwüstung, Klimakatastrophen und fast pausenlosen Meteoritenschauern zogen die meisten Menschen mithilfe der Gates fort und kolonisierten eine Vielzahl anderer Planeten bzw. Monde.


Die Geschichte des Anime beginnt 50 Jahre später. In der Galaxis verstreut treiben zunehmend mehr Kriminelle ihr Unwesen, deren Ergreifung Ruhm und Reichtum verspricht. Logisch, dass in dieser Zeit das Berufsfeld des Kopfgeldjägers, genannt Cowboys, zu den gefragtesten überhaupt zählt. Genau diesen Weg wollen auch der recht verträumte Elite-Kämpfer Spike Spiegel und der raue aber herzliche Ex-Cop Jet Black einschlagen. Blöd nur, dass die beiden Jungs bisher so gar kein Glück damit haben. Sie sind chronisch pleite und aus unglücklichen Verkettungen von Umständen entgeht ihnen fast immer in letzter Sekunde der Lohn für die eigentlich erfolgreich getane Arbeit. Man könnte fast meinen, das Schicksal treibt einen Scherz mit ihnen.


Trotz aller Frustration möchte sich Spike einen Grundsatz immer bewahren: „Es gibt drei Dinge, die ich echt hasse: Kinder, Köter und kapitalistische Mannsweiber.“ Davon kommt ihm nichts ins Haus… Pardon, Raumschiff natürlich!


In den nächsten Wochen und Monaten folgen weitere der schon erwähnten unglücklichen Verkettungen und die Crew der Bebop erhält einiges an Zuwachs. Da wären einmal die sympathisch überdrehte wie geniale 13jährige Hackerin Edward Wong Hau Pepelu Tivrusky lV (wer den Namen fünfmal schnell und fehlerfrei hintereinander ausspricht, kriegt eine Einladung zum All You Can Eat Sushi essen), kurz Ed, der durch wissenschaftliche Experimente ungewöhnlich intelligente Corgi-Hund mit dem kreativen Namen „Ein“ sowie die attraktive, glücksspielsüchtige und hochverschuldete Kopfgeldjäger-Kollegin Faye Valentine.


Ganz scheint das mit dem Grundsatz dann wohl doch nicht aufgegangen zu sein. :) Das bunt zusammengewürfelte Team ergänzt sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten aber überraschend gut und wird sich gemeinsam in eine Vielzahl spannender Abenteuer stürzen!


Doch es ist bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein, denn Spike war früher einmal Mitglied des Red-Dragon-Mafia-Syndikats, was er vor einigen Jahren fluchtartig verlassen hat. Zwischen ihm, dem sadistischen Vicious und der kühlen blonden Schönheit Julia spannte sich seitdem eine fast schon schicksalhafte Verbindung aus Liebe, Verrat und Rache, welche die drei unweigerlich wieder zueinander führen wird, und auch die anderen Mitglieder der Bebop werden bald mit den Schatten ihrer Vergangenheit konfrontiert…


Einschätzung


Meinen ersten Kontakt mit „Cowboy Bebop“ hatte ich im zarten Alter von vielleicht zehn Jahren, als er am späteren Abend einmal wöchentlich auf MTV lief. Der Plan hieß, heimlich nachts und unbemerkt aus dem Bett zu schleichen, um auch mal diese sagenumwobenen Ab-16-Animes gucken zu können. Soweit ich mich erinnern kann, ging das sogar meistens gut. :)


Beeindruckend empfand ich diese Serie schon damals, ihre wahre cineastische Schönheit und Brillanz offenbarte sich mir allerdings erst viele Jahre später.


Es ist der vielleicht amerikanischste Anime, den ich bisher gesehen habe. Referenzen an den von mir verehrten klassischen Film „Noir“ der 30er bis 50er Jahre sind unverkennbar: Eine melancholische Grundstimmung mit dazu harmonierenden Jazz-Klängen, komplexen, oft auch zynischen Charakteren, der optische Einsatz eher dunklerer Farben und nicht zuletzt die ästhetische Darstellung von fast ständig rauchenden und trinkenden Charakteren. :)


Generell wird hier sehr feinfühlig und verneigend aus der gesamten Filmgeschichte zitiert. So erinnert Spikes Kampfstil nicht nur zufällig an den legendären Kung-Fu-Meister Bruce Lee. Eine andere Folge um einen außerirdischen Parasiten steckt voller Anspielungen auf den ersten „Alien“-Teil usw.


Die Handlung folgt einem episodischen Aufbau, mit vielen jeweils abgeschlossenen Geschichten. Kernelement und roten Faden stellt die Entwicklung und Vergangenheitsbewältigung unserer Helden dar, hilft ihre Motive und Ansichten zu verstehen und eine Verbindung zum Zuschauer herzustellen. Dies gelingt absolut famos und ich habe sie alle auf ihre Art ins Herz schließen können. Ein trockener Humor untereinander sowie die kindliche Verspieltheit von Ed und Ein bringen zwischendurch immer wieder angenehme Auflockerung im insgesamt recht ernsten und nachdenklichen Plot. Zudem schätze ich Vicious als Hauptantagonisten sehr. Bis heute treiben mich Fragen und Interpretationen umher, warum er so geworden ist, wie er ist, und ob er früher vielleicht ein ganz anderer Mensch war.


„Cowboy Bebop“ ist zeitlos, was sich nicht zuletzt auch in dem Zeichenstil und den Animationen widerspiegelt. Selbstverständlich kann man ein 22 Jahre altes Werk nicht mit heutigen Produktionen vergleichen, aber die Bluray-Umsetzung macht immer noch was her und kann sogar den ein oder anderen Wow-Effekt hervorrufen.


Wer mich kennt, weiß, dass Yoko Kanno für mich das Nonplusultra der Anime-Komponisten ist, und das beweist sie hier erneut gewohnt eindrucksvoll. Blues und Jazz regieren in dem Fall ihren komplexen Klangteppich und erzeugen schon allein beim Hören faszinierende Western-und Noir-Bilder vor meinem geistigen Auge. Selbst vor dem Hintergrund einer Sci-Fi-Welt wirkt das nicht artfremd, sondern wie ein stets durchdachtes Konzept, was ineinander greift und ein großes Ganzes bildet.


Abschließend möchte ich noch auf die White-Vinyl-Komplettbox selbst eingehen. Der Preis von knapp 98 € ist sicher ordentlich, aber jeden Cent wert, für das was ihr da geboten bekommt:

  • komplette Anime jeweils auf Bluray und DVD + Bonusmaterial
  • Soundtrack auf CD
  • 100seitiges Artbook
  • 2 Charakter-Sammelmünzen
  • 2 besondere Illustrationen von japanischen Künstlern

Alles verpackt in einer wundervollen Vinyl-Optik.


Definitiv die schönste und stilvollste Veröffentlichung, die bis jetzt den Weg in meine Sammlung gefunden hat. Ich möchte sie keinen Tag mehr missen.


Fazit


Mit dieser Review möchte ich euch gerne einen echten Klassiker ans Herz legen, von dem die meisten sicherlich schon einmal gehört haben, aber der eben leider nicht so präsent in den Köpfen ist wie z.B. „Dragon Ball“.


„Cowboy Bebop“ ist immer noch genial und sollte auf der Watchlist eines jeden Otaku stehen.


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Quelle „YouTube


Produktdetails
Titel Cowboy Bebop
Genres Action, Adventure, Comedy, Drama, Sci-Fi, Space
Regisseur Shinichiro Watanabe
Medium DVD, Blu-ray
FSK ab 16 Jahre
Spieldauer 650 Minuten
Serie Cowboy Bebop
Sprache Deutsch, Japanisch (Untertitel: Deutsch)
Publisher Peppermint
Kaufmöglichkeiten amazon / AKIBAPASS


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Publisher für das Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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