Sprite » Review

In dieser Rezension geht es um die gruselige Manga-Serie „Sprite“, welche bei „CARLSEN“ im Vertrieb ist. Bis dato der härteste Manga, den ich aus diesem Verlag gelesen habe. Hmm, wenn ich so darüber nachdenke, ist es DER härteste Manga, den ich bis jetzt überhaupt gelesen habe… grrrr


Worum es in „Sprite“ geht:


Band 1:


Suh ist eine junge hilfsbereite Dame. So trägt sie unter anderem ihrem Sandkastenfreund die Hausaufgaben hinterher, obwohl er es ihr nicht dankt. „Mutter Theresa“ würde wohl besser zu ihr passen. Als sie sich auf den Weg zur Schule macht, regnet es schwarze Flocken. Diese sind aber genau so schnell verschwunden, wie sie gekommen sind. In der Schule angekommen, wird sie gleich von ihren beiden besten Freundinnen Kiriko und Miki in Beschlag genommen. Während Miki eher schmächtig ist, ist an Kiriko eindeutig ein Mann verloren gegangen. Das bezieht sich nicht auf ihre äußerliche Erscheinung, sondern eher auf ihren Charakter. Diese Eigenart wird sich an diesem Tag noch als nützlich erweisen.


Während des Unterrichts fällt Suh auf, dass wieder diese schwarzen Flocken regnen. Auch die anderen Mädels sehen dies. Nach dem Unterricht ist aber wieder alles vorbei. Sie spekulieren, dass es vielleicht vom Vulkan kommen könnte. Man beschließt, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern lieber zum Karaoke zu gehen. Vorher will Suh aber noch ihrem Onkel Essen vorbeibringen. Denn ihr Onkel lebt wie ein Einsiedler, der die Menschen scheut. Das geht nun schon seit zehn Jahren so. Das einzige was er tut ist spielen, ein online-RPG. Genau genommen spielt er dieses Spiel seit zehn Jahren. Und wenn man es noch genauer betrachtet spielt er bereits seit 43800 Stunden dieses Spiel. Das heißt, er hing ganze fünf Jahre seines Lebens vor dem Rechner. Ausgerechnet heute werden die Server abgeschaltet. Kein Spiel mehr, keine Freunde, alle Erfolge weg … kein Leben mehr. Absturz!


Suh, Kiriko und Miki machen sich auf in den 42. Stock des Hauses, in dem Suhs Onkel wohnt. Oben angekommen, staunen ihre Freundinnen nicht schlecht. Was für eine noble Bude! Währenddessen braut sich über der Stadt ein Unwetter zusammen. Tiefschwarze Wolken ziehen auf. Blitze jagen vom Himmel. Und als Suh aus dem Fenster schaut, sieht sie, wie eine tiefschwarze Tsunamiwelle die Stadt verschlingt. War das wirklich ein Tsunami? Begleitet wird dieses Unwetter von einem heftigen Erdbeben, wie es noch keiner erlebt hat. Nicht einmal das ältere Ehepaar aus einem anderen Apartment, das vor vielen Jahren bei einem anderen Erdbeben sein Kind verloren hat.


Das Haus bebt, Lampen fallen von der Decke, die Türen brechen. Kurzum - alle schließen mit ihrem Leben ab. Doch wie durch ein Wunder überleben Suh, ihre Freundinnen und Onkel Shogo. Auch das Ehepaar aus dem anderen Apartment überlebt. Nur bringt es ihnen nichts. Denn alles ist zusammengebrochen. Kein Strom, kein Funknetz … nichts. Und die Stadt? Sie liegt verborgen unter einem tiefschwarzen Nichts. Es ist rein gar nichts zu sehen. Nur allein der 42. Stock des Hauses ragt aus dem schwarzen Nichts heraus. Wo soll nur Hilfe herkommen? Kann man sich in die schwarze Flüssigkeit wagen, die im Treppenhaus steht? Nein! Das kann man nicht, wie sie feststellen müssen. Diese Flüssigkeit bedeutet den sicheren Tod. Also bleibt nur der Weg aufs Dach. Onkel Shogo könnte sich ja darum kümmern. Der ist aber zu nichts zu gebrauchen. Also macht sich Kiriko auf den beschwerlichen Weg. Und sie lässt sich mit Sicherheit nicht von den großen Steinbrocken abhalten, die überall rumliegen …


Band 2:


Der zweite Teil beginnt damit, dass Suhs Onkel eine grauenhafte Entdeckung macht. Der gesamte Bereich, in dem er die letzten Jahre gelebt hat, hat sich verändert. So zum Beispiel die Gaststätte vor seinem Haus, die eigentlich noch gar nicht fertig war. Und nun ist sie verfallen? Dann sind da noch diverse Häuser, die es vorher nicht gab. Am merkwürdigsten ist der Grundstein, der das Jahr 2059 datiert. Was zum Kuckuck ist hier passiert?


Suhs Onkel zeigt den anderen den Grundstein. Während Suh und ihre Freundinnen verwundert drein schauen, scheint es die Kinder, die Kiriko auf dem Dach getroffen hat, nicht sonderlich zu verwundern. Warum nicht? Haben sie etwas mit den Geschehnissen zu tun?


Nur langsam kommt Licht ins Dunkel, als eins der Kinder etwas preisgibt, von dem die anderen nicht im entferntesten geträumt haben. Und als wäre dies noch nicht genug, erfahren die Überlebenden im Laufe der Geschichte, dass die Menschheit von einer Seuche heimgesucht wurde, die dafür sorgte, dass alle Erwachsenen verschwanden und sämtliche Kinder im Zeitraffer gealtert sind. Nur was bringt dieses Wissen? Wird es ihnen möglich sein, in ihre Zeit zurückzukehren?


Einschätzung:


Was für eine Story! „Sprite“ ist hart, sehr hart sogar. Es gab diverse Momente wo es mir kalt den Rücken runterlief. Ich war sogar versucht den Manga zur Seite zu legen. Das liegt unter anderem an meiner sehr lebhaften Vorstellungskraft. Schon allein die Vorstellung, dass in einem Moment noch alles in Ordnung ist und dann auf einmal ist alles weg was du kanntest. Du schaust aus dem Fenster und nichts ist mehr da. Du kannst aber auch nicht weg. Alles was dich umgibt sind vier Wände und nichts weiter. Klaustrophobie lässt grüßen.


Du bist nicht überzeugt? Dann lass mich dir das Gefühl, das „Sprite“ versprüht, durch eine wahre Geschichte vermitteln, die ich am eigenen Leib erfahren habe. Es war vor einigen Jahren. Da waren wir in Köln und haben uns die Stadt angesehen. Meine Frau, ich und unser kleiner Sohn waren an diesem Tag auch im Kölner Dom. Kirchen versprühen ohnehin einen besonderen Charme. Und nun stell dir Folgendes vor: Draußen wird es finster, sehr finster sogar. Der Wind steigert sich schlagartig zu einem Sturm. Die Menschen können sich nur unter Anstrengung auf den Beinen halten. Du willst raus aus der Kirche, kannst es aber nicht, weil es dich wegreißen würde. Die Türen werden geschlossen. In der Kirche beginnt rein zufällig das Orgelkonzert zur Mittagsandacht. Orgelmusik kann in solchen Momenten wirklich gruselig sein. Und draußen wird es Nacht. Du hast dein Kind vor dir, deine Frau im Arm und diese Musik. Das war wie Endzeitstimmung. Einige Minuten später war zum Glück alles vorbei. Wir konnten wieder raus. Das Gefühl was mich umgab, war aber immer noch da. „Sprite“ vermittelt dir genau dieses Gefühl, wenn du der Story folgst.


Fazit:


Es gibt harte Mangas, es gibt Gruselmangas und es gibt „Sprite“. Diese Aussage trifft es genau. Denn „Sprite“ vereint diese beiden Genres, ohne unnötig brutal zu werden. Hier wirst du nicht von Zombies angegriffen oder von irgendwelchen Kreaturen ins Nirvana geschickt. Hier wird einfach nur durch die Erzählweise und durch die sehr gekonnte bildliche Darstellung Gruselfeeling vom Feinsten vermittelt. Ähnlich wie beim Psychofilm greift hier jedes Wort und jedes Bild gekonnt nach dir. Du willst wegschauen, liest aber weiter, weil du wissen willst wie es weiter geht. Du liest die nächste Seite und die nächste und … Es wird einfach nicht besser.


Wenn du einer von der ganz harten Sorte bist, der auch noch über eine gute bildliche Vorstellungskraft verfügt, dann lies „Sprite„ bei schlechtem Wetter mitten in der Nacht, allein im dunklen Wald. Ich kann nur sagen: Viel Spaß!


Produktdetails
Titel Sprite
Genres Horror
Autor Yugo Ishikawa
Einband eComic
Altersempfehlung ab 16 Jahre
Seitenanzahl 208
Serie Sprite
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-646-70540-9
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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