Yokohama Station Fable » Review

Man stelle sich das mal vor, Gebäude und andere Strukturen, die zu lange als Baustelle vor sich hin vegetieren, fangen irgendwann einfach an sich selbstständig immer weiter auszubauen und ein Eigenleben zu entwickeln. Was hier erst mal völlig absurd klingt, ist in Yuba Isukaris “Yokohama Station Fable“ düstere Realität. Die Umsetzung des Romans als Manga verdanken wir Gonbe Shinkawa.


Was genau euch in dieser Sci-fi-Dystopie erwartet, welche nun bei “CARLSEN MANGA“ im Programm ist, erfahrt ihr hier!


Worum es bei “Yokohama Station Fable“ geht:


Über zweihundert Jahre ist es jetzt schon her, dass die Yokohama Station begann sich eigenständig zu vergrößern und in ihrem Inneren gewissermaßen eine neue Welt zu erschaffen. Alles wird streng kontrolliert, aber solange man sich an die Regeln hält (und im Zweifel das nötige Kleingeld parat hat) ist man hier zumindest sicher und gut versorgt. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings ein gültiges Ticket. Anders sieht es beispielsweise in “99 Steps Below“ aus, einer der Kolonien außerhalb der sich stetig ausdehnende Yokohama Station. Dort sind sämtliche Ressourcen knapp und die Menschen müssen sich mithilfe der Bahnhofsabfälle durchschlagen.


Hier lebt auch der junge Hiroto. Er hatte sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, in den ärmlichen Verhältnissen der Kolonien sein gesamtes Leben zu verbringen und schließlich dort zu sterben, ohne je erfahren zu haben, wie das Leben im Inneren des Bahnhofs wirklich ist. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen aus der Yokohama Station verstoßen werden und dann in 99 Steps Below landen, allerdings reden diese Leute meist nicht über das, was ihnen widerfahren ist. Anders ist es jedoch mit einem Mann namens Higashiyama, der unter anderem ganz offen verkündet, er sei Teil eines Schwarzfahrer-Bündnisses, welches die Menschen von der Tyrannei der Yokohama Station befreien will. Später unterhält er sich im Vertrauen mit Hiroto und überreicht ihm ein Ticket, mit dem er ab dessen Aktivierung 5 Tage in der Station verbringen konnte. Higashiyama bittet ihn, der Anführer ihrer Truppe ausfindig zu machen.


Als er mit dem dementen aber intelligenten Mann, den alle nur “Professor“ nennen, darüber spricht, sagt dieser nur, Hiroto müsse sich zum Ausgang Nr.42 begeben, dort fände er alle Antworten.


Letztlich mag der Junge seine eigenen Gründe haben, um sich auf diese Reise zu begeben. Doch kaum im Bahnhof angekommen jagt eine böse Überraschung die nächste und ihm wird klar, dass auch in der verheißungsvollen Welt der Yokohama Station beileibe nicht alles mit rechten Dingen zugeht.


Einschätzung:


Als ich las, dass in diesem Manga Suica-Karten eine wichtige Rolle spielen, habe ich mich sofort gefreut. Warum? Weil ich mich immer freue, wenn ich etwas über Japan gelernt habe, worauf ich dann später stoße und sagen kann “Oh, das kenne ich!“. Um es kurz zu erklären, in der Realität handelt es sich dabei um eine Art Prepaid-Karte, mit der man in verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch bei manchen Geschäften oder gar Getränkeautomaten flexibel bezahlen kann. Eine ziemlich praktische Sache eigentlich.


In “Yokohama Station Fable“ allerdings sind sie für viele Menschen eine absolute Notwendigkeit, um nicht fast in der Gosse zu landen. Viele Leute bekommen hier ab einem gewissen Alter sogar eine Suica ins Hirn gepflanzt.


Auch wenn ich keine Ahnung habe, warum muss ich gestehen, dass ich eine ausgewiesene Schwäche für dystopische Science-Fiction-Szenarien habe. Wenn, das ganze dann auch noch mit Referenzen zur japanischen Geografie und Kultur gespickt ist, bin ich erst recht Feuer und Flamme. Als Genre-Fan darf ich sagen, dass ich den ersten Band dieser Geschichte wirklich genossen habe, auch wenn es für meinen persönlichen Geschmack gern ein oder zwei witzige, auflockernde Szenen mehr hätte geben dürfen. Aber bei diesem Werk handelt es sich auch nicht um eine leichtherzige Comedy-Story, sondern um eine alles andere als wünschenswerte Zukunftsvision, bei der sogar Gebäude den Menschen feindlich gesinnt ist.


Die Umgebung selbst wird hier zu einem Konstrukt, welches die Natur mehr und mehr verdrängt und schließlich selbst den berühmten Berg Fuji unter sich begräbt.


Menschen erheben sich selbst in die Position über andere zu richten und erschaffen ein Machtgefüge, welches nicht zuletzt auf bloßer Angst fußt.


Auch wenn die Dinge, die hier passieren, absolut unglaublich sind, wird die Geschichte meist recht nüchtern erzählt. Dies trägt in Kombination mit dem leicht realistischen Zeichenstil zur beklemmenden Wirkung der Geschehnisse bei.


Ich für meinen Teil bin jedenfalls gespannt wie Hirotos Reise weitergeht.


Fazit:


Viele Details sorgen hier für ein stimmiges Gesamterlebnis, das unter die Haut geht. Für Fans düsterer, dystopischer Szenarien ist dieses Werk auf jeden Fall einen Blick wert!


Hier geht es zur „Leseprobe von: Yokohama Station Fable“!


Quelle „CARLSEN


Produktdetails
Titel Yokohama Station Fable
Genres Science-Fiction
Autor(en)/Zeichner Gonbe Shinkawa, Yuba Isukari, Tatsuyuki Tanaka
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 14 Jahre
Seitenanzahl 178
Serie Yokohama Station Fable
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-78945-7
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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