Barfuß durch Hiroshima - Der Tag danach » Review
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Frank -
18. April 2020 um 12:15 -
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Nachdem ich bereits den ersten Band von „Keiji Nakazawa“ autobiografischem Manga „Barfuß durch Hiroshima“ rezensierte, folgt nun Nummer 2. Herausgegeben wurde die Reihe hierzulande von „Carlsen Manga“.
Worum es in „Barfuß durch Hiroshima - Der Tag danach“ geht:
Der sechsjährige Gen Nakaoka ist wie versteinert. Eine gigantische Explosion erschütterte ganz Hiroshima, alles liegt in Trümmern, die schrecklich entstellten Menschen um ihn herum flehen verzweifelt nach Wasser, bevor sie tot zusammenbrechen. Eigentlich kann dies nur ein Albtraum sein, aber es ist die bittere Realität.. Ebenso real ist es, dass sein Vater und die beiden Geschwister von dem einstürzenden Haus der Familie begraben wurden und die hochschwangere Mutter eben ein Mädchen zur Welt gebracht hat. Geburt und Tod, Freud und Leid könnten nicht dichter beieinander liegen.
Aufgrund der akuten Mangelernährung kann die Kleine nicht gestillt werden. Reissuppe wäre ein guter Ersatz für Muttermilch, doch woher sollen sie die nehmen? Gen muss die beiden schützen und für sie sorgen, um jeden Preis! Also begibt er sich auf eine Suche ins Ungewisse, um vielleicht irgendwo in der Verwüstung etwas Reis aufreiben zu können. Außerdem will er seine restliche Familie finden, sie können nicht tot sein. Wenn er nur fest genug daran glaubt, wird alles wieder gut werden. Es muss so sein...
Einschätzung
Im ersten Band fühlte man als Leser die ganze Zeit ein unglaubliches Unbehagen, je näher der Atombombenabwurf der Alliierten rückte. Hier werden wir nun mit den schrecklichen Auswirkungen der Katastrophe konfrontiert. Etwas Reis zu bekommen, mag sich in unser heutigen, konsumverwöhnten Gesellschaft so einfach anhören, hier war es aber ein harter Kampf ums Überleben. Ich persönlich empfinde anhand von Beispielen wie „Barfuß durch Hiroshima“ eine große Dankbarkeit dafür, dass ich und alle Menschen, die mir wichtig sind, so etwas nicht bzw. nicht mehr erleben müssen.
Band 2 hält die hohe Qualität seines Vorgängers mit Bravour. Nakazawas eindringliche Message gegen Krieg, politische Machbesessenheit und Faschismus lässt einen auch jetzt noch mit einem beklemmenden, markerschütternden Gefühl zurück. Weiter entfernt von einem Feelgood-Manga könnte dieses Werk gar nicht sein. Eine gewisse unwohle, emotionale Belastung ist quasi euer ständiger Begleiter. Aber genau dieser Effekt auf den Leser gehört zu seinen großen Stärken, nicht zuletzt weil sich vieles davon auch in die Gegenwart transportierten lässt und nichts von seiner Relevanz nach heutigen Gesichtspunkten verloren hat.
Zu guter Letzt möchte ich noch einige lobende Worte an das Cover von Band 2 verlieren. Im Vergleich zu dem Erstling besitzt dieses hier mit den Kampfflugzeugen eine viel stärkere Aussagekraft. Es verdeutlicht für mich das Grauen, was über die Menschen in Hiroshima hereingebrochen ist.
Fazit
„Barfuß durch Hiroshima-Der Tag danach“ zeigt den tapferen Überlebenskampf des kleinen Gen packend und schonungslos. Das ist wie schon beim Vorgänger wirklich harte Kost, aber in Anspruch, Intensität und historischer Bedeutung ein zeitloser Klassiker, den man gelesen haben muss.
Empfehlenswert ist auch der Anime.
Quelle » YouTube «
Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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