Nie wieder Minirock Band 2 » Review

Der erste Band von „Nie wieder Minirock" aus dem Hause „altraverse“ gehört definitiv zu den intensivsten und gesellschaftlich relevantesten Mangas, die ich bisher gelesen habe. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte des früheren Idols Nina nun weitergehen wird.


Worum es bei "Nie wieder Minirock" Band 2 geht:


Einfach verschwinden, einfach fort von hier...


Es war eine unerwartete Kurzschluss-Reaktion, welche Nina dazu trieb, ihren mutmaßlichen Stalker Hikaru in ein Taxi zu zerren und mit ihm gemeinsam davonzufahren. Bis vor sieben Monaten war sie noch unter dem Namen Karen Amamiya bekannt, Leadsängerin der Pop-Idol-Gruppe Pure Club.


Die Idole im Fernsehen lächeln immer, egal was passiert. Von dem Moment an, als das kleine Mädchen mit leuchtenden Augen diesen Satz sagte, wusste sie, was ihre vermeintliche Berufung sein wird. Doch es kam alles ganz anders. Bei einem Meet-and-Greet stach ein wahnsinniger Fan plötzlich auf die junge Frau ein. Was daraus resultierte war ein schweres Trauma, das endgültige Ende ihrer Musik-Karriere und ein kompletter Restart unter anderem Namen, in einer anderen Stadt.


Mit kurzen Haaren und einem bewusst jungenhaften Äußeren wollte sie ihre Vergangenheit komplett hinter sich lassen. Doch Hikaru, der Judoka aus ihrer Klasse, erkannte sie trotzdem, gab Nina zugleich aber das Gefühl von Vertrauen, Halt und Zuverlässigkeit. Dank ihm war es ihr möglich, sich erstmals wieder einem fremden Menschen zu öffnen.


Dieser Typ, so sanftmütig und ganz anders als die prolligen Jungs aus der Jahrgangsstufe, soll tatsächlich Ninas Peiniger sein? Belastende, heimlich aufgenommene Fotos von ihr in seiner Sporttasche lassen praktisch kaum eine andere Schlussfolgerung zu.


Beide fahren mit dem Taxi zum ehemaligen Probenraum des Pure Clubs. Hier begann einst die große Karriere der Band.


Hikaru selbst weißt nicht recht, was er vom Verhalten seiner Begleiterin halten soll. Wie kann sie sich so sicher sein, dass er wirklich unschuldig ist, wo alle Beweise gegen ihn sprechen?


Ein stichhaltiges Alibi lässt schließlich alle Beteiligten erleichtert aufatmen: Hikaru ist nicht der Täter! Doch wer war es dann und versucht hier den Verdacht auf ihn zu lenken?


Hikaru fühlt sich für Nina verantwortlich und beschließt, sie ab sofort immer von der Schule abzuholen und wieder nach Hause zu geleiten.


Miku, die Schulschönheit, entwickelt zunehmend eine Abneigung gegenüber ihrer Nebenbuhlerin, dabei ist ihr jedes Mittel recht, um einen Keil zwischen die beiden Teenager zu treiben...


Einschätzung:


Nach dem extrem spannenden, emotional aufwühlenden Ende von Band 1 wurde man ahnungslos zurückgelassen, in welche Richtung die Story sich nun entwickeln wird. Der jetzt eingeschlagene Weg ist anders als ich es erwartet hätte und sagt mir nicht zuletzt wegen eben diesem Überraschungseffekt auch so zu. Wir erfahren deutlich mehr zur psychischen und seelischen Beschaffenheit Hirakus und welche Rolle hierbei seine kleine Schwester Rikka spielt.


Die glühende Anhängerin von Pure Club wurde bereits Opfer sexueller Übergriffe. In dem Moment, als sie sich ihm offenbarte, konnte er nicht die Hilfe sein, die sie eigentlich benötigt hätte. Langsam entwickelte sich daraus eine große Schuld und das Gefühl versagt zu haben. Bei Nina soll es nicht auch so kommen, hier möchte er es besser machen und sie vor ihrem Stalker schützen.


Stärke und Entschlossenheit sind ebenso Eigenschaften der Schülerin, mit denen sie ihr Trauma verarbeiten und einfach wieder leben möchte. Nichtsdestotrotz tut ihr seine verständnisvolle und hilfsbereite Art sichtlich gut und man bekommt zwischen den Zeilen den Eindruck, dass hier durchaus mehr als Freundschaft im Spiel sein könnte.


Bezeichnend empfand ich das profitgierige und penetrante Flehen des Managers, seine ehemalige Leadsängerin zurückgewinnen, um den sinkenden kommerziellen Erfolg von Pure Club aufzuhalten. Was muss eigentlich noch passieren, bis solche Menschen verstehen, dass hohe Verkaufszahlen und ausverkaufte Gigs nicht alles im Leben sind? Ein unscheinbarer Dialog, der aber präzise die Problematik der Idol-Szene und Musikindustrie generell aufzeigt.


Passend dazu bekommen wir durch Flashbacks Einblick in die Kindheit der Protagonistin, wie früh sich Nina bereits die Maxime verinnerlichte, immer alle glücklich machen zu wollen und die eigene Meinung dafür völlig hinten an zu stellen. Wenn ihre schwangere Mutter sie fragt, ob sie lieber einen kleinen Bruder oder eine Schwester möchte, sagt sie einen Bruder, obwohl sie lieber Einzelkind bleiben würde. Aber ihre Eltern möchten dies gerne hören, nur das zählt.


Nichts anderes wird von ihr später in der Band erwartet. Nina ist glücklich eine neue Frisur zu haben, aber da es bei den Fans nicht gut ankommt, muss schon beim nächsten öffentlichen Auftritt der alte Haarschnitt her. Bloß keine Dislikes und schlechte Publicity. Individualität wird nicht geduldet.


Miku wiederum war zwar kein Idol, lebt aber nach den gleichen Prinzipien, ohne sich dessen bewusst zu sein bzw. es sich nicht einzugestehen. Miku muss stets lächeln, figurbetonte und modische Outfits tragen, immer die Version ihres Selbst sein, die bei der Masse gut ankommt.

Niemand ist wie sie, nicht mal sie. Ich habe deshalb Mitleid mit ihr, gleichzeitig erzürnt mich das Intrigenspiel, was sie gegenüber den anderen beiden aufzieht, um Hikaru für sich zu gewinnen.

An dieser Dreierkonstellation haftet etwas Explosives und Toxisches und ich persönlich hoffe in dem Fall wirklich, dass es für alle Beteiligten gut ausgeht.


Der niedliche Shojo-typische Zeichenstil in Kombination mit der ernsten Geschichte steht fast schon sinnbildlich für die hier geäußerte Gesellschaftskritik. Alles wirkt so noch eindringlicher, noch unmittelbarer.


Zum Schluss muss ich noch eine meiner Aussagen aus der vorherigen Review revidieren: Ich ging fälschlicherweise davon aus, die seit 2018 in Japan und 2020 in Deutschland erscheinende Mangareihe sei mit nur zwei Bänden abgeschlossen. Mittlerweile konnte ich in Erfahrung bringen, dass ein dritter Band definitiv in Planung ist, aufgrund von gesundheitlichen Problemen der Mangaka Aoi Makino ist ein Release allerdings noch nicht absehbar. Fest steht, dass das sensible und wichtige Thema von „Nie wieder Minirock" für alle Beteiligten eine echte Herzensangelegenheit ist und es definitiv nicht abgebrochen oder eingestellt werden soll.


Fazit


Mit seiner kritischen Message gegen Sexismus, Chauvinismus und die Praktiken der Musikindustrie ist „Nie wieder Minirock" ein herausragendes Meisterwerk, was gar nicht hoch genug wertgeschätzt werden kann. Jeder sollte sich diese Geschichte zu Gemüte führen.


Hier geht es zur „Leseprobe von: Nie wieder Minirock“!


Quelle „altraverse


Produktdetails
Titel Nie wieder Minirock
Genres Drama, Shojo
Autor/Zeichner Aoi Makino
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 13 Jahre
Seitenanzahl 170
Serie Aoi Makino
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-96358-484-8
Verlag altraverse
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / altraverse


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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