Starving Anonymous Band 1 » Review

Das Horrorgenre hat mich in seiner Variabilität schon immer fasziniert, ebenso Darstellungen von expliziter Brutalität, wenn sie denn intelligent und/oder dramaturgisch sinnvoll eingesetzt wird. Erfahrt hier, warum „Starving Anonymous“ von „EGMONT“ all diese Kriterien erfüllt, aber mich trotzdem fast an meine Belastungsgrenze gebracht hat.


Worum es bei „Starving Anonymous“ Band 1 geht:


Hochsommerliche Temperaturen, mitten im März. Die Menschen schwitzen sich die Seele aus dem Leib, während eine Klimaschutzpartei in den Straßen eindringlich und emotional vor dem Klimawandel warnt. Nach einem Tag in der Highschool sitzen Ie und Kazu in einem Fast-Food-Restaurant. Ie verschlingt dabei nach Herzenslust die Chicken-Nuggets, welche ihm doch schon immer so gut geschmeckt haben. Sein Kumpel weiß zwischen den Zeilen auf die fragwürdige Herkunft des Fleisches hin, was Ie zwar bewusst ist, aber er möchte es lieber nicht zu nah an sich heranlassen.


Später steigen beide in einem vollen Bus auf dem Weg nach Hause, jetzt geht es in den Gesprächen um mögliche berufliche Perspektiven für die Zukunft. Plötzlich bemerkt Ie, dass alle anderen Fahrgäste inklusive Kazu um ihn herum das Bewusstsein verloren haben. Als er seine Mund-Nasen-Bedeckung abnimmt, atmet auch er das Betäubungsgas ein, was in das Fahrzeug eingelassen wurde und wird außer Gefecht gesetzt.


Wieder erwacht befindet sich der Highschoolschüler in einer riesigen Fabrikhalle mit unzähligen nackten Menschen, tot wie lebendig. Sie werden von Mitarbeitern in Schutzanzügen gefühllos und routiniert von A nach B transportiert und außerdem in seltsame Kategorien eingeteilt.


Als Ie panisch nach Antworten für das grausame Geschehen vor seinen Augen verlangt, wird er als „Typ 2“ klassifiziert und in einen tiefen Schacht geworfen. Dort finden sich unzählige stark übergewichtige Männer, die manisch eine Flüssigkeit aus Schläuchen aufsaugen und dabei stetig an Gewicht zunehmen. Sie werden wie Schlachtvieh gemästet. Unter ihnen ist auch Kazu der seinen Freund dazu einlädt, unbedingt mal einen Schluck zu probieren. Dieses Zeug sei das Beste, was ihm in seinem Leben je passiert ist. Zu seiner Erleichterung trifft Ie auf Yamabiki und Natsune, die ebenfalls normal geblieben und bereits seit mehr als 3 Tagen dort eingesperrt sind. Wird es dem Trio gelingen, mehr über die Anlage zu erfahren und aus diesem wahrhaftigen Albtraum zu entkommen?


Einschätzung:


Bereits der Anfang von „Starving Anonymous“ wusste mich mit seiner klugen Erzählweise zu begeistern. Auf nur wenigen Seiten werden uns erst der Klimawandel und in Form der vermeintlich unscheinbaren Chicken-Nuggets, auch noch die Massentierhaltung als eine seiner tragenden Ursachen vor Augen geführt. Beim Ortswechsel zu der Fabrik wird es dann vollends zur Groteske, denn hier liegen keine Tiere, sondern Menschen auf der Schlachtbank.


Die Darstellungen sind drastisch, brutal und ekelerregend. Ich halte, wie zuvor erwähnt, sehr viel aus, aber hier wurde streckenweise schon meine persönliche Grenze des Erträglichen ausgetestet. Der Manga weckte Assoziationen zu dem taiwanischen Horrorfilm „The Sadness“ in mir, welchen ich in den letzten Wochen gesehen habe. Da erging es mir recht ähnlich. Beide Werke eint allerdings, dass es sich um keine plumpe und hirnlose Gewalt handelt, die nur Gore-Fans zufriedenstellen möchte. Die Intension Gesellschaftskritik zu üben und schonungslos auf Missstände hinzuweisen, ist absolut gelungen und trifft auch mich, der sich größtenteils vegetarisch ernährt, wie ein Schlag in die Magengrube.


Man bekommt bereits im ersten Band das Gefühl, wie in Dante Alighieri’s „Göttlicher Komödie“ immer tiefer in den Höllenschlund hinabzusteigen. Das Grauen der Einrichtung offenbart sich dem Leser Stück für Stück ein wenig mehr. Im späteren Verlauf werden beispielsweise auch noch Vergewaltigungen gezeigt. Personen mit entsprechenden Trigger-Ängsten sollten vielleicht also lieber von „Starving Anonymous“ absehen. Der Freigabe ab 18 Jahren ist definitiv nichts hinzuzufügen.


Unweigerlich bringt die missliche Lage von Ie natürlich eine Menge Fragen auf, was es mit der Fabrik wohl genau auf sich hat. Es entsteht ein fesselnder Spannungsaufbau und man möchte trotz oder vielleicht sogar wegen dieses ganzen Grauens wissen, wie es im nächsten Band weitergeht. Zu den Charakteren lässt sich Stand jetzt noch nicht viel sagen. Sie wirken grundsätzlich interessant, aber bleiben dennoch ein wenig blass. Der weitere Verlauf der Handlung wird Aufschluss darüber geben, ob daraus ein negatives Kriterium werden könnte.


Fazit


„Starving Anonymous“ ist vielleicht der brutalste und scheußlichste Manga, den ich bisher gelesen habe. Das soll allerdings keine Kritik sein, denn er nutzt diese Stilmittel intelligent, um Massentierhaltung anzuprangern und unserer Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.


Ich bin gespannt auf den 2. Band.


Hier geht es zur »Leseprobe von: Starving Anonymous«!


Quelle »EGMONT«


Produktdetails
Titel Starving Anonymous
Genres Horror
Autor/Zeichner (m/w/d) Kazu Inabe Yuu Kuraishi Kengo Mizutani
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 18 Jahre
Seitenanzahl 192
Serie Starving Anonymous
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-7704-4367-3
Verlag EGMONT
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / EGMONT Manga


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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