Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima Band 2 » Review

Spielen wir Gott …


Atomenergie, Segen und Fluch zugleich. Wie dieses Thema wohl in der Zukunft im Geschichtsunterricht behandelt wird? Werden sich die zukünftigen Generationen an den Kopf fassen und sich fragen, wie wir nur so dämlich sein konnten? Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es so sein. Und dennoch, aktuell ist die Atomenergie nicht weg zu denken, egal ob wir sie mögen oder nicht. Ich selbst hätte damit auch kein Problem, wäre da nicht der Atommüll und die Gefahr, die von den Atomkraftwerken ausgeht. Auch wenn wir in Deutschland bald den letzten Reaktor vom Netz nehmen (was ich super finde), wird das Erbe uns noch lange beschäftigen.


Ich muss gerade an einen Spruch aus einem Otto-Film denke: Die Welt wurde uns nur geliehen, von zurückgeben hat aber keiner was gesagt.


Vor einiger Zeit habe ich eine interessante Dokumentation über »Fukushima« gesehen. Darin ging es um die ersten 48 Stunden nach dem Beben. Erstellt (und nachgestellt) wurde diese interessante (und an die Nieren gehende) Dokumentation an Hand von Berichten der dort zu diesem Zeitpunkt beschäftigten Arbeiter. Es ist Wahnsinn, was dort vor Ort geleistet wurde! Traurig ist, dass einfach zu viele unvorhergesehene Ausfälle die Arbeit dort erschwerten. So fiel der Strom aus, die Kühlung versagte, das Notsystem machte nicht das was es sollte, obwohl es autark lief u.s.w.. Selbst in den kühnsten Träumen hatte man sich solch ein Systemversagen nicht vorstellen können. Und dennoch, die Arbeiter vor Ort haben nicht aufgegeben, wohl wissend, dass sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben werden. Sie haben alles gegeben, um buchstäblich aus … Bonbon zu machen. Man kann einfach nur Respekt zollen, vor dem was die Arbeiter dort unter größter Anstrengung geleistet haben.


Dass zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr passiert ist, verdanken wir allerdings auch dem Zufall. Einige Bauteile hielten einfach mehr aus, als ursprünglich geplant. Wäre dies nicht der Fall gewesen, dann …


Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe …


Auch wenn das Schlimmste überstanden ist, die Gefahren vor Ort sind noch lange nicht gebannt. Das bedeutet, irgend jemand muss dort aufräumen! Nur wer will schon da arbeiten, wo der Tod an jeder Ecke auf dich wartet? Man kann gar nicht so viel verdienen, um das Risiko in Kauf zu nehmen. „Kazuto Tatsuta“ ist einer dieser (und ich sage bewusst) Helden, die sich dieser Herausforderung gestellt haben. In der Mangaserie „Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima“, welcher bei „CARLSEN“ im Vertrieb ist, hat er seine Erfahrungen und Eindrücke verarbeitet. Wahnsinn, was die Menschen auch heute noch vor Ort auf sich nehmen, damit andere in Ruhe und Frieden leben können.


Worum es im zweiten Band von „Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima“ geht:


„Kazuto Tatsuta“ berichtet auch im zweiten Teil über den Alltag auf dem Kraftwerksgelände selbst und rund um Fukushima. So berichtet er zum Beispiel über die Schwierigkeit, eine angemessene Wohnung zu finden, da die Zustände in den Wohneinheiten nicht mehr haltbar waren, auf Grund der vielen Helfer, die ja irgendwo schlafen müssen. Auch so einfache Dinge wie das Mieten eines Autos stellte sich als große Hürde dar. Schließlich will niemand seine Wohnung oder gar das Auto kontaminieren. Trotz dieser und anderer Widrigkeiten hielt „Kazuto Tatsuta“ an seinem Ziel fest. Er wollte an vorderster Front arbeiten. Das heißt, direkt am Reaktor, wo Tod und Verderben auf ihn warteten. Ob er sein Ziel erreicht hat, das erfährst du in diesem Band.


Ich weiß nicht was ich sagen soll …


Nimmt man es genau, dann kann man ein Werk wie „Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima“ gar nicht rezensieren. Wie denn auch? Soll ich die Zeichnungen bewerten? Oder gar seine tolle erdachte Story? Hier wurde nichts erdacht! Alles, was du liest, ist echt. Auch die Bilder entsprechen der Tatsache. Nicht mehr und nicht weniger.


Ich weiß, „Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima“ ist nicht jedermanns Sache. Ich selbst habe lange überlegt, ob ich Teil 2 lese oder nicht. Zu sehr ging mir Teil 1 an die Nieren. Außerdem vergisst man nicht, was man gesehen und gelesen hat. Die Angst ist allgegenwärtig. Da ich der Meinung bin, dass uns dieses Thema alle angehen sollte und es wenig Sinn macht, die Sache auszusitzen oder gar zu ignorieren, gehe ich mit gutem Beispiel voran. Es ist wichtig, Bescheid zu wissen und aus der Erfahrung „Fukushima“ zu lernen. Wir alle können nur gestärkt daraus hervorgehen.


Ein weiterer Aspekt, den man nicht aus den Augen verlieren sollte, ist: jeder der ein Exemplar von „Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima“ käuflich erwirbt oder wenigstens das Werk gründlich liest, zollt „Kazuto Tatsuta“ und allen anderen Arbeitern vor Ort Respekt.


Wärst du so mutig wie der Autor? Ich kann die Frage für mich mit JA! beantworten. Ich würde es tun, damit mein Sohn eine Zukunft hat. Er wäre der letzte, der für unsere Fehler büßen sollte.


Produktdetails
Titel Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima
Genres Dokumentation
Autor Kazuto Tatsuta
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 14 Jahre
Seitenanzahl 192
Serie Reaktor 1F - Ein Bericht aus Fukushima
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-76108-8
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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