Jagaaan » Review

Bei dem was Stefan sagte, als er mir diesen Manga überreichte, habe ich mit sonst was gerechnet - und was soll ich sagen... meine Annahme war berechtigt. Mehr als nur ein wenig skurril kommt „Jagaaan“, ein Action/Horror-Release von „Panini Manga“, daher.


Die Story von Muneyuki Kaneshiro, welche mit Zeichnungen von Kensuke Nishida bebildert wird, zeigt eine groteske, verzerrte Wirklichkeit, in der unterdrückte Sehnsüchte die Menschen zu blutrünstig durch die Stadt marodierenden Monstern mutieren lassen.


Worum es bei „Jagaaan“ geht:


Man hat eine bescheidene Schulzeit, man erlernt einen Beruf, den man dann ewig ausübt, man heiratet, zeugt oder bekommt ein Kind, wird alt und dann stirbt man. Fertig. Das ist das Leben, in dem Shintaro Jagasaki steckt, und es ist ihm unendlich zuwider.


Seine Freundin drängt, wenn auch vorsichtig, darauf, dass er nach Jahren endlich ihre Eltern kennenlernen soll, und in seinem Job als Nachbarschaftspolizist nimmt ihn niemand ernst. Er ist frustriert und nur ein Gedanke verschafft ihm so etwas Ähnliches wie Befriedigung: er will einfach nur alles abknallen!


An einem Tag, der zunächst scheint wie jeder andere, wird jedoch alles anders und das für ihn so unbedeutende Leben, wie er es kennt, ist mit einem Schlag vorbei.


In der Bahn erleben er und sein Kollege, wie ein Angestellter einen anderen anschreit und beleidigt. Shintaro versucht, seinem Job entsprechend, dazwischen zu gehen, doch die Situation eskaliert auf unglaubliche Weise. Während er sich weiter in Rage brüllt, verwandelt der Störenfried sich vor aller Augen in ein groteskes Monstrum mit vielen Zähnen und einer viel zu langen, rasiermesserscharfen Zunge. Ein Fahrgast nach dem anderen wird daraufhin grausam zerstückelt. Als Shintaro jedoch von seiner Dienstwaffe Gebrauch machen will, säbelt das Ungetüm ihm ein Stück von Zeige- und Mittelfinger ab.


Das war’s also? Überzeugt davon, in wenigen Sekunden tot zu sein, macht er mit seiner blutenden Hand eine Schussgeste. Diese eigentlich vollkommen nutzlose Handbewegung scheint jedoch irgendeine Art gewaltige Energie freizusetzen, welche seinen Feind regelrecht in Stücke reißt!


Während er ungläubig auf seinen wie mutiert wirkenden Arm starrt, beginnt plötzlich eine Eule mit Fliegerbrille, die ihm schon beim Betreten der Bahn aufgefallen war, ihn zuzutexten. Irgendetwas davon dass es Frösche regnet, von unterdrückten Begierden, Menschen die sich in blutdurstige Kreaturen verwandeln und dass er die Welt retten müsse. Völlig fertig mit den Nerven beschließt Shintaro, das Tier noch während es spricht zu erschießen. Schließlich war das eh alles nur ein Traum.


Als jedoch kurz darauf ein Frosch bei ihm zu Hause erscheint, sich daraufhin seine Freundin in eine Art aggressive Skorpion-Frau verwandelt und er fürchtet, dass sie ihn töten könnte wenn er sie nicht mit seinem Arm erschießt, da dämmert ihm so langsam, dass es wohl doch mehr als nur ein böser Traum war.


Einschätzung:


Auch wenn das so gesehen wohl auf jedes Machwerk zutrifft, kann man hier wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen: dieser Manga ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Nicht nur eine Menge Blut und ausgeweidete Frösche, auch die teils sehr groteske Darstellung der zu sogenannten Kaijin mutierten Menschen dürfte wohl polarisieren. Was der eine als passend und originell feiert, wird dem anderen den puren Ekel ins Gesicht treiben. Wer jedoch viele japanische Genrevertreter bereits gelesen hat, dürfte hier wenig schockiert sein.


Ich muss sagen, dass ich die grundlegende Idee für die Story wirklich gut finde. Die Vorstellung, was wohl passieren würde wenn fehlgeleitete, unterdrückte Begierden der Menschen sich physisch manifestieren und sie zu entsprechenden Monstren werden lassen, bietet durchaus eine Menge Potenzial. Besagte Idee ist hier sicherlich auf eine Art umgesetzt, die im Gedächtnis bleibt, ob das jedoch reicht um über mehrere Bände einen Spannungsbogen aufzubauen und aufrecht zu erhalten, bleibt abzuwarten.


Was die Charaktere angeht, so scheinen fast alle außer dem Protagonisten und der Eule, die ihm alles erklärt, wirklich bloße Randfiguren zu sein, die halt auch da sind. Einer lässt vermuten, dass mehr hinter ihm stecken könnte, der Rest ist im wahrsten Sinne Kanonenfutter.


Was den Hauptcharakter Shintaro betrifft, so dürfte es wohl vielen leichtfallen, sich zumindest ein Stück weit mit ihm zu identifizieren. Nicht wenige plagt schließlich manchmal der Gedanke daran wie eintönig, vorhersehbar und bedeutungslos das eigene Leben doch ist. Obwohl ich viele seiner Probleme durchaus nachvollziehen kann, ist er mir irgendwie etwas unsympathisch, aber ich sehe durchaus das Potenzial, dass er sich weiterentwickeln könnte, wenn er nicht mehr nur passiver Teilnehmer in seinem eigenen Leben ist. Einige kurze Sequenzen lassen bereits darauf hoffen.


Der Zeichenstil passt meiner Meinung nach perfekt zur Story und lässt die Dinge auf den Leser genau so wirken, wie sie es vermutlich sollen: skurril, brutal und bisweilen auf mal mehr, mal weniger dezente Art verstörend. Ob Mensch oder Monster, alles wirkt auf faszinierende Weise gleichermaßen realistisch und stark überzeichnet.


Abschließend würde ich sagen, dass dies wohl einer dieser Manga ist, von denen ich den zweiten Band lesen müsste, um mir ein genaueres Bild davon zu machen, wie ich ihn wirklich finde. Auch wenn es vielleicht scheint als würde ich vorwiegend negative Worte für diese Geschichte finden, so würde mich doch interessieren wie sie weiter- und ausgeht.


Fazit:


Eine gute Idee, deren grotesk-brutale Umsetzung die Meinungen spalten dürfte. Fans von skurrilem Action-Horror könnten wohl einen Blick riskieren. Lesern mit nervösem Magen würde ich von diesem Manga jedoch abraten.


Hier geht es zur „Leseprobe von Jagaaan


Quelle „Panini Verlags GmbH


Produktdetails
Titel Jagaaan
Genres Action, Fantasy, Horror
Autor Muneyuki Kaneshiro
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 16 Jahre
Seitenanzahl 196
Serie Jagaaan
Sprache Deutsch
ISBN 9783741617041
Verlag Panini
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / Panini


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Bildmaterial bedanken.

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