A Silent Voice » Review

Es gibt in unserer Gesellschaft leider immer noch eine Vielzahl von Tabuthemen, über die gerne der Mantel des Schweigens gehüllt wird, obwohl sie eigentlich eine öffentlich wirksame Transparenz, um sensibler mit den Betroffenen umzugehen, bitter nötig hätten. Zu diesen Themen gehören u.a Behinderung und Mobbing, die von Regisseurin Naoko Yamada in ihrem Meisterwerk „A Silent Voice“ überragend umgesetzt wurden. Dank „KAZÉ“ hat es das Drama auch zu uns nach Deutschland geschafft.


Worum es in „A Silent Voice“ geht:


Grundschüler Shoya Ishida ist stets für einen Streich zu haben, rauft sich liebend gern mit seinen Kumpels und genießt das Leben. Als eines Tages das schüchterne, gehörlose Mädchen Shoko Nishimiya neu in die Klasse kommt, verändert sich das soziale Gefüge unter den Kindern. Aufgrund ihrer Taubheit kommuniziert sie mittels eines Zeichenblocks mit den anderen, welche außerdem Diktate des Lehrers für sie mitschreiben müssen. Sie kann im Musikunterricht nur schief und nicht im Takt singen und um ihr die Verständigung zu erleichtern, soll die Klasse auch noch an einem Gebärdenkurs teilnehmen. Den meisten Schülern schmeckt das nicht, am allerwenigsten Shoya. Er beginnt, sie grausam zu mobben. Er macht sich über ihre Aussprache lustig, erschreckt sie laut von hinten, schreibt beleidigende Sprüche an die Tafel, zerstört reihenweise ihre Hörgeräte ...


Wie das bei Mobbing nun mal so ist, einige machen fröhlich mit, andere ignorieren es, aber niemand setzt sich für das Mädchen ein. Shoko selbst verzeiht dem Peiniger immer wieder, entschuldigt sich, obwohl sie gar nichts falsch gemacht und bietet ihm sogar mehrmals ihre Freundschaft an. Leider wird ihr gutes Herz lange mit Füßen getreten, was zur Folge hat, dass sie die Schule verlässt.


Kein Vergehen bleibt ungesühnt und so kommt es wie es kommen muss. Der Direktor macht Shoya als Haupttäter ausfindig. Nach und nach wenden sich alle von Shoya ab. Er bekommt nun zu spüren, was er Shoko angetan hat. Langsam findet ein Umdenken in ihm statt.


Einige Jahre später ist Shoya von Schuldgefühlen zerfressen und geißelt sich selbst, indem er sich von fast allen Menschen isoliert. Letztendlich versucht er sich das Leben zu nehmen. Der Selbstmordversuch scheitert.


Was soll er denn nur machen? Shoya beschließt, nach Shoko zu suchen, um sein Unrecht wieder gut zu machen. Wird es ihm gelingen?


Einschätzung


Da ich selbst eine körperliche Behinderung habe und an der Schule mehrere Jahre von Klassenkameraden gemobbt wurde, hat mich „A Silent Voice“ emotional wahnsinnig berührt und gerade an den Stellen, wo Shoko so leiden muss, auch echt mitgenommen. Ich entwickelte ihr gegenüber irgendwie sofort einen starken Beschützerinstinkt, wäre am Liebsten in den Fernseher gesprungen, um sie da rauszuholen. Genau solch einen Menschen hätte ich damals selbst gebraucht. Die Kleine ist sowieso total zum Knuddeln und lieb haben. Ihre Unsicherheit und Schüchternheit macht sie einfach irre sympathisch. :)


Gerade dieser Mut zu Transparenz und Authentizität gibt dem Film in meinen Augen eine unglaublich wertvolle und gesellschaftlich relevante Bedeutung. Hervorzuheben ist unter anderem die glaubhaft nachvollziehbare Charakterentwicklung von Shoya.


Animation und Zeichenstil können nur mit einem Adjektiv beschrieben werden: wunderschön. Figuren, Bäume , Wasser, Lichteinfälle ... Die Liebe zum Detail ist fabelhaft. Da wird uns ein wahrer Augenöffner geboten, gar keine Frage. Diese Hingabe spiegelt sich auch in dem Verwenden von originalgetreuer japanischer Gebärdensprache während vieler Dialoge wieder und es gibt einige interessante, metaphorische Stilmittel. Etwa Kreuze auf Gesichtern bei Leuten in Shoyas Umfeld, von denen er sich isoliert.


All dem steht die ebenso hochwertige deutsche Synchronisation in nichts nach. Ein Extralob gebührt hier Shokos Sprecherin Jill Böttcher, welche realistisch und nie unfreiwillig komisch die Aussprache einer Hörgeschädigten imitiert.


Einen minimalen Punktabzug gibt es nur dafür, dass der Mittelpart des Streifens teilweise etwas langatmig daherkommt. Ist allerdings Meckern auf sehr hohem Niveau, da die Ruhe und das sich Zeitnehmen für die Geschichte ebenso richtig und wichtig ist.


Fazit


„A Silent Voice“ ist einer der besten und anspruchsvollsten Anime Filme, die ich je gesehen habe und nicht zuletzt aufgrund meiner eigenen Erfahrungen ist diese Review eine echte Herzensangelegenheit für mich. Von solchen ambitionierten Projekten, die sich mit Tabuthemen auseinandersetzen, braucht es noch viel mehr. Ich hoffe sein Erfolg kann für andere Autoren inspirierend sein.


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Quelle „YouTube“.


Produktdetails
Titel A Silent Voice
Genres Drama
Regisseur Naoko Yamada
Medium DVD, Blu-ray
FSK ab 6 Jahre
Spieldauer 125 Minuten
Serie -
Sprache Deutsch, Japanisch (Untertitel: Deutsch)
Publisher KAZÉ
Kaufmöglichkeiten - Direktlink amazon / Thalia / KAZÉ

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Publisher für das Rezensionsexemplar und das Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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