Märchenbücher aus dem Königsfurt Urania Verlag

Märchen sind im Volk überlieferte Erzählungen, in denen übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen und meist am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden. So die Definition aus dem „Duden“. (Duden | Märchen | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft)

Im März habe ich euch das Buch „Die schönsten japanischen Märchen“ von Rotraud Saeki vorgestellt, welches beim „Königsfurt Urania Verlag“ im Programm ist. In diesem Buch findet man eine Auswahl japanischer Märchen und Märchen, die von der Inselwelt Okinawa stammen. Ich denke oft über das Märchenbuch nach. Besonders über die Passage, dass es in Japan unzählige Märchen gibt. Und wenn man bedenkt, dass ein einziger Verein über 75000 Stück für die Nachwelt zusammengetragen hat, ist das Ganze noch beeindruckender.

Ich möchte euch heute vier weitere Märchenbücher aus dem Verlag vorstellen, die hervorragend zu unserem Themengebiet passen.

• 5-Minuten-Märchen
• Märchen vom Meer
• Katzen-Märchen
• Märchen von Wölfen

Diese Märchenbücher enthalten überlieferte Erzählungen aus der ganzen Welt. Die einen sind lang, die anderen wiederum sehr kurz und kurz heißt auch wirklich kurz. Als Beispiel sei hier das Märchen „Wie die Fische auf die Welt kamen“ genannt, welches in „5-Minuten-Märchen“ zu finden ist. Erzählt wird von der Zeit, als die Welt noch jung war. Ein alter Indianer saß am Fluss und schaute auf das Wasser. Tag für Tag war er traurig, denn er sehnte sich danach zu fischen. Warum das so ist, wird nicht erzählt. Na jedenfalls ging er in den Urwald und suchte viele Blumen in den verschiedensten Farben. Er ging zurück an den Fluss und warf diese ins Wasser. Da wurden die Blumen zu Fischen, so dass der Indianer von diesem Moment an fischen konnte.

Ich habe mich oft gefragt, ob es in Deutschland überhaupt Märchen gibt, die nicht von den „Gebrüdern Grimm“ erzählt wurden. Selbst die Alten aus dem Seniorenheim, denen ich aus den Büchern gerne vorlese, wussten keine. Umso erfreulicher ist es, dass sich welche in den oben erwähnten Märchenbüchern finden. Als Beispiel sei hier „Die schöne Prinzessin“ aus dem Märchenbuch „Katzen-Märchen“ genannt. In dieser Geschichte geht es um einen alten König, der drei Söhne hat. Nun, da seine Lebensjahre aufgebraucht waren, stellte sich die Frage, wer denn einst das Königreich regieren soll. In der Regel ist es ja der Erstgeborene. In diesem Märchen aber nicht, was zur Folge hat, dass sich die drei Brüder ständig streiten. Der Alte hatte darüber viel Ärger und Verdruss, da niemand dem anderen den Dreck unter den Fingernägeln gönnte. Also sagte er: (Zitat) "Ihr alle drei sollt erst einmal in die Welt hinausgehen und euch bewähren. Bei der Gelegenheit mir aber etwas mitbringen, und wer mir das Beste bringt, der soll das Königreich nachher haben." Tja, wer wohl das Rennen machen wird?

Als gebürtiger Fischkopf liebe ich das Meer. Auch wenn die Welt viele schöne Flecken zu bieten hat, das Meer ist und bleibt mein Sehnsuchtsort. Beim „Königsfurt Urania Verlag“ gibt es extra ein Märchenbuch über das Meer, welches ich mir unbedingt näher ansehen wollte. Enthalten sind Erzählungen, welche aus der ganzen Welt stammen. Als Beispiel sei hier „Der Glücks-Anders“ aus Norwegen genannt. In dieser Geschichte geht es um zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So wurde man aus dem älteren nicht richtig klug. Gut Kirschenessen war mit ihm auch nicht. Am besten war es, wenn man ihm einfach aus dem Wege ging. Sein jüngerer Bruder war da ganz anders. Er war wild und übermütig, aber immer gut gelaunt. Das wirklich Bemerkenswerte an ihm war seine positive Einstellung. Egal was auch immer ihm widerfuhr, er dachte positiv. Nun ergab es sich, dass der Vater starb. Wer sollte nun das Erbe antreten? Der ältere Bruder wollte natürlich alles für sich haben. Also ersann er eine List, um seinen jüngeren Bruder loszuwerden. Ob es ihm gelang?

Zum Schluss möchte ich noch auf „Märchen von Wölfen“ eingehen. Ein sehr interessantes Märchenbuch, welches dieses faszinierende Tier nicht nur als Bösewicht darstellt. Auch wenn uns die Gebrüder Grimm oder die Medien das weismachen wollen, dem ist nicht so. Ich möchte an dieser Stelle nicht den Wolf erklären, das wäre zu viel des Guten. Vielmehr möchte ich von der Erschaffung des Wolfes berichten, welche in Estland wie folgt erzählt wird:

Als Gott die Welt und ihre Tiere erschaffen hatte, fragte er den Teufel wie er denn sein Werk fände. Der Teufel fand das Werk Gottes im Großen und Ganzen sehr interessant. Nur (!) war der Teufel der Meinung, dass da doch noch ein Tier fehlen würde. Ein Tier, das alle anderen Tiere schütze. Gott war der Meinung, dass er mit dem Bär und der Schlange für ausreichend Schutz gesorgt habe. Der Teufel sah das anders, da diese beiden Wächter nur in der warmen Zeit ihrer Aufgabe nachgehen. Im Winter hingegen sind alle Tiere wehrlos. Gott fing an zu überlegen. War da vielleicht etwas dran? Also fragte er den Teufel, welches Tier er denn seiner Meinung nach noch erschaffen solle? Der Teufel hatte da eine Idee. Aber nicht Gott sondern er wollte das Tier erschaffen. Gott erlaubte es ihm, obwohl er dem Teufel nicht wirklich traute. Was der Teufel wohl wirklich im Schilde führt?

Einschätzung:

Wie schön es doch ist, dass es Verlage gibt, die sich der klassischen Märchen annehmen. Es ist wichtig, dass nicht vergessen wird. Schließlich gehören Märchen zu unserem Kulturgut und Kultur ist es wert erhalten zu werden.

Kinder brauchen Märchen, da sie aus ihnen lernen. Sie werden in gewisser Weise für sie zur Realität, da sie sich mit den Helden identifizieren. Die klare Struktur der Märchen bestimmt Werte für ihr eigenes Leben. Auch ich greife oft auf solche Werte zurück.

Was mir an den vorliegenden Märchenbüchern besonders gefällt: sie sind nicht so kinderfreundlich wie man es aus den meisten Märchenbüchern kennt. Ja, es ist wichtig, dass die Geschichten nicht zu brutal daherkommen. Dennoch denke ich, dass es ruhig ein wenig härter sein könnte, auch für unsere Kinder. Denn das Leben ist nun mal kein Ponyhof und es hilft niemandem, wenn die Kinder das Gelernte anwenden und sich dann wundern, warum das eine oder andere so nicht funktioniert. Mehr realitätsbezogene Erziehung wäre aus meiner Sicht wünschenswert. Da können ehrliche Märchen sehr hilfreich sein.

Fazit:

Wer Lust auf Märchen aus aller Welt hat, der sollte sich unbedingt beim „Königsfurt Urania Verlag“ umsehen.

Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.