Kennt ihr das auch? Ihr denkt, ihr schaut euch einen Anime an, der bestimmt total witzig wird, aber dann ist da Krieg und ihr als Zuschauer fangt an, eure komplette Lebenseinstellung zu hinterfragen? Ungefähr so würde ich mein Erlebnis mit „The Dragon Dentist“ wohl in einem Satz zusammenfassen. Mit dieser Fantasy-Story der Macher von „Neon Genesis Evangelion“ hat „KAZÉ“ zweifelsohne ein ganz besonderes Werk zu uns geholt, doch was genau hat es damit auf sich? Findet es in dieser Review heraus!
Worum es bei „The Dragon Dentist“ geht:
Vielleicht sind sie ein wenig zu beneiden. Diese Drachenzahnärzte, die hoch über den Wolken auf dem Rücken einer riesenhaften, mythischen Kreatur leben. Sicher, der Beruf ist kein Zuckerschlecken und manche Schädlinge im Maul eines Drachen können auch für Menschen gefährlich werden. Doch zumindest sind sie relativ weit entfernt vom erbitterten Krieg, der unten auf der Erde tobt.
Eine von ihnen ist Nonoko, die trotz ihres jungen Alters schon einen wirklich guten Job macht. Eines Tages trifft sie jedoch eine folgenschwere Entscheidung, welche all ihre Kollegen nur als böses Omen deuten können. Als ein bewusstloser junger Mann, wohl ein Soldat der feindlichen Truppen, aus den Zähnen des Drachen hervorkommt, rettet sie ihn geistesgegenwärtig vor gefräßigen Schädlingen. Das sorgt für einiges Aufsehen, nicht zuletzt, weil nun die militärische Abteilung an Bord des Drachen den Jungen verhören will. Doch Nonokos Chef lässt dies trotz Bedenken nicht zu und erinnert alle an das Gesetz: Wer aus den Zähnen des Drachen zurückkommt, wird zum Drachenzahnarzt.
Der Junge, Bell, begreift zunächst nicht, was vor sich geht, und steht den Bewohnern des Drachen feindselig gegenüber. Als Nonoko ihn aber unter ihre Fittiche nimmt, dauert es nicht lang, bis der Soldat und die Drachenzahnärztin sich in gewisser Weise anfreunden. Wahrscheinlich wäre alles in Ordnung, wäre da nicht neben Krieg und Verrat noch eine weitere Sache, die Bell nicht akzeptieren kann: alle Drachenzahnärzte sind dem Tod geweiht und niemand will etwas dagegen unternehmen.
Einschätzung:
Zuallererst möchte ich anmerken, wie beeindruckend ich es finde, dass hier das Material eines Kurzfilms auf Spielfilmlänge gebracht wurde, ohne dass man das Gefühl hat, irgendetwas wurde nur eingebaut um das Werk künstlich in die Länge zu ziehen. Ganz im Gegenteil! Man würde sich manchmal wohl eher ein paar mehr Erklärungen zu dieser umfangreichen Welt wünschen. Vermutlich hätte es Stoff für zwei oder drei Filme gegeben, aber so muss man als Zuschauer immer wieder einige Dinge einfach als gegeben akzeptieren.
Wenn man bereit ist, über ein paar Momente der Verwirrung hinwegzusehen, bleibt ein Anime, der eine Menge zu bieten hat. Die Auszeichnung für die beste Animation beim Shanghai International TV Festival kommt schließlich nicht von ungefähr. Doch nicht nur die visuelle Gestaltung der Charaktere, der Welt und der Effekte vermag zu überzeugen.
Obwohl ein Großteil dieses Anime recht skurril ist und eine Menge Fragezeichen im Publikum hinterlassen dürfte, so sind letzten Endes die Hintergründe und Handlungen der einzelnen Charaktere stets sehr gut nachvollziehbar und menschlich. Das macht es recht leicht, sich emotional einzufühlen und so die Geschichte auf einer ganz besonderen Ebene zu erleben.
Manch einer könnte sich wohl am ausgefallenen Zahnarzt-Szenario stören, doch letztlich ist dies eine Geschichte über das Leben, das Schicksal, Freundschaft und Verrat. Im opulenten Fantasy-Gewand finden sich hier viele mehr oder weniger subtile Denkanstöße, mit denen der aufmerksame Zuschauer noch eine ganze Weile nach dem Abspann beschäftigt sein dürfte. Besteht der Sinn des Lebens einfach nur darin, möglichst alt zu werden? Wogegen sollte man ankämpfen, und was am besten akzeptieren? Selbst zwischen Action-geladenen Kämpfen und einem gewissen Maß an Humor fällt es bei diesem Werk nicht schwer, schnell philosophisch zu werden.
Fazit:
Trotz einiger verwirrender Momente bietet dieser Anime sowohl visuell als auch emotional ein besonderes Erlebnis mit erstaunlich viel Tiefgang. Auch wer skeptisch ist, sollte diesem Werk eine Chance geben.
Quelle „YouTube“
Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Publisher für das Rezensionsexemplar und das Bildmaterial bedanken.
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