H.P. Lovecrafts Berge des Wahnsinns 2 » Review

Nachdem ich mich nun nicht zuletzt durch einige von Gou Tanabes Adaptionen immer mehr mit der Materie des so genannten „kosmischen Horrors“ beschäftigt habe, freute ich mich ganz besonders darauf, dass mit H.P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns 2“ endlich die Geschichte weitererzählt wurde, vor deren Romanvorlage ich damals kapitulieren musste. Wie auch die anderen Bände dieser Reihe erschien diese schaurige Mystery-Story der etwas anderen Art bei „CARLSEN“.


Worum es bei H.P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns 2“ geht:


Was Professor Dyer und der Rest des Suchtrupps vorfanden, als sie die kläglichen Überreste von Lakes Camp betraten, war der blanke Horror. Nicht nur, dass alles verwüstet war und man seltsame, sternförmige Hügel fand, unter denen riesenhafte, groteske Kreaturen begraben lagen. Wie sich herausstellte war von Lakes Sonderexpeditionsteam nichts weiter übrig als einige grausam zugerichtete Leichen im Eis. Niemand hatte überlebt. Zumindest schien es so. Doch offenbar fehlte unter den Toten jemand, nämlich Gedney, Lakes Assistent. Dies nahm Dyer zum Anlass, den Verschollenen im schwarzen Gebirge zu suchen. Wenn es eine Chance gab, zu erfahren, was geschehen war und wofür all diese Leben geopfert wurden, dann bestand sie darin, Gedney zu finden.


Nach einiger Zeit, in welcher sie das Gebirge überflogen, bot sich Dyer und seinem Assistenten Danforth ein Anblick, der weit über ihre Vorstellungskraft hinaus ging. Scheinbar endlos erstreckte sich unter ihnen eine riesige Stadt, deren gebäudeähnlichen Strukturen und Wege mehr als abstrakt geformt waren und bisweilen im Unklaren ließen ob sie natürlich entstanden oder von einer unbekannten Spezies vor Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, geschaffen worden waren. Der Professor entschied sich, zu landen, um sich das Ganze aus der Nähe anzusehen. Danforths Warnungen schlug er angesichts dieser historischen Entdeckung schnell in den Wind.


Auf ihrem Weg durch die Reste dieser Megastadt sahen die beiden Wissenschaftler vieles, was sie nicht begreifen konnten. Beispielsweise Skulpturen, deren Alter sie auf über 500.000 Jahre schätzten, gebaut mit Steinen aus der Zeit des Tertiär. Was sie jedoch am meisten faszinierte, war ein riesiges Gebäude, welches ebenfalls unvorstellbar alt sein musste. Doch unerklärlicherweise war die Konstruktion trotz ihres Alters und der widrigen Wetterbedingungen bis auf den eingestürzten Dachstuhl vollständig intakt. Sie wagten sich immer weiter in das mysteriöse Konstrukt vor. Und auch wenn sie bedeutende Entdeckungen machten, so wünschten sie sich bald mit jedem Schritt mehr, diesen gottverlassenen Ort niemals betreten zu haben. Diesen Ort, der sie bestenfalls nur ihr Leben kosten würde.


Einschätzung:


Ich glaube, je mehr man sich mit Lovecrafts Schaffen befasst, desto besser kann man es verstehen. Womit ich natürlich keinesfalls andeuten möchte alles begreifen zu können, was in seinen Geschichten beschrieben wird. Dass man genau das nicht kann, gehört meines Erachtens nach zum Lovecraft-Horror dazu.


Wie eingangs erwähnt habe ich mich beim Lesen der ins Deutsche übersetzten Originalvorlage etwas schwer getan, wenn ich auch nicht recht sagen kann warum. Doch wie so oft schafft es Gou Tanabe meisterhaft, den literarischen Stoff relativ gut zugänglich zu machen, ohne dabei jedoch irgendetwas zu vereinfachen oder auszulassen. Dabei helfen unter anderem die gleichermaßen faszinierenden und erschreckenden Bilder, die er mit atemberaubendem Detailreichtum inszeniert. Seien es die Landschaften der schier endlosen, kargen Antarktis, die abstrakt konstruierte Welt im schwarzen Gebirge oder die fremdartigen, mythologisch anmutenden Kreaturen aus den Tiefen des Kosmos. Alles erwacht auf ganz eigene Weise zum Leben, selbst wenn es sich um grausame Darstellungen des Todes handelt.


Trotz der sich zunächst langsam aufbauenden Spannung, welche mit der Zeit doch sehr an Fahrt gewinnt, kann man sich während der Lektüre dieses konstanten Gefühls von Beklemmung kaum erwehren, welches zweifellos von Autor und Mangaka gleichermaßen beabsichtigt war. Hier wird unter anderem trefflich mit der Angst vor dem Unbekannten gespielt. Mit der Angst vor dem Unbegreiflichen, davor dass es etwas geben könnte, das viel größer und mächtiger ist als der Mensch je sein oder auch nur verstehen könnte.


Vielleicht braucht es zumindest ein gewisses Mindestmaß an Faszination für genau diese Form von Horror und das Okkulte, damit man sich wahrhaftig auf ein Werk wie dieses einlassen kann. So oder so dürfte außer Frage stehen, dass es sich hier um ganz besonderen Lesestoff handelt, der vermag, das Unbeschreibliche in genau dem richtigen Maße zu beschreiben und den Leser so schnell nicht wieder loszulassen.


Fazit:


Eine großartige Fortsetzung für diese Adaption von Lovecrafts Originalgeschichte aus den 1930ern. Bildgewaltig und faszinierend ist dieser Manga für Fans quasi obligatorisch. Neueinsteiger sollten beim Lesen jedoch eine gewisse Vorsicht walten lassen.


Hier geht es zur „Leseprobe von - Berge des Wahnsinns“!


Quelle „CARLSEN


Produktdetails
Titel Berge des Wahnsinns
Genres Horror
Autor Gou Tanabe
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 15 Jahre
Seitenanzahl 320
Serie Berge des Wahnsinns
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-551-72457-1
Verlag CARLSEN
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / CARLSEN


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

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