Das Geheimnis von Scarecrow » Review

Mangas fanden zwar ihren Ursprung in Japan, aber auch außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne sind mittlerweile einige interessante und talentierte Autoren bzw. Zeichner ansässig. Eine von ihnen ist die Schweizerin Gin Zarbo, deren großartiges Horror-Fantasy-Werk „Das Geheimnis von Scarecrow“ ich euch heute mal etwas näher bringen möchte. Dass ich es überhaupt in den Händen halten und davon berichten kann, verdanken wir dem Publisher „altraverse“.


Worum es bei „Das Geheimnis von Scarecrow“ geht:


In einer mittelalterlichen Fantasy-Welt, die stilvoll mit einigen technischen Elementen angereichert wurde, verbreiten die Crows Angst und Schrecken. Diese riesigen, krähenartigen Kreaturen sind uns Menschen in Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer weit überlegen und verfügen außerdem über die Fähigkeit, ihre Feinde mit „Sicht“ einer Gehirnwäsche zu unterziehen und so gegeneinander kämpfen zu lassen. Niemand schien den Umholden gewachsen zu sein. Bis sich die geheimnisvolle Eliteeinheit der Scarecrows ihnen mutig entgegenstellte. Schon einer der mächtigen Kämpfer konnte im Alleingang dutzende Monster zur Strecke bringen. Von diesem Tag an wähnten sich Völker der Biester und Menschen in Sicherheit, bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Helden genauso plötzlich verschwanden, wie sie aufgetaucht waren.


Geschichte wurde zur Legende, Legende wurde Mythos und 100 Jahre lang wusste niemand mehr etwas von den Scarecrows. Die Bedrohung der Crows ist weiterhin allgegenwärtig. Nur die vier großen Himmelsstädte des Kontinents verfügen über die Mittel, sich mit magischen Barrieren vor ihren Angriffen zu schützen. Allen anderen bleibt nur die Möglichkeit, sich durch eine Maske vor dem Einfluss von „Sicht“ abzuschirmen.


Engell Athanasia, die Prinzessin des Königreichs Ostpol, ist überzeugt davon, dass die angeblichen Sagengestalten tatsächlich existiert haben. Sie ist wild entschlossen, jeder hilfreichen Spur nachzugehen. Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist die mutige Engell sogar bereit, die sicheren Mauern der Himmelsstadt Ostpol zu verlassen. Ein mysteriöses Buch aus der königlichen Bibliothek könnte die Antwort auf all ihre Fragen sein, vorausgesetzt es gelingt ihr, einen Sprachgelehrten zum Übersetzen aufzutreiben.


Einige Stunden später erreicht Engell das Ostviertel Nitz und macht dort Bekanntschaft mit dem verwaisten Wolfsjungen Rem. Er sieht das Buch, welches Engell bei sich trägt. Sofort fällt ihm das Siegel des Buches auf. Er ist sich sicher, dieses schon einmal gesehen zu haben. Er beschließt Engell zu begleiten. Gemeinsam reisen die beiden zu einer verwitterten Stadtruine. Dort angekommen offenbart sich dem Duo ein unfassbarer Anblick: An einem Baum, über die Jahre mit den Wurzeln verwachsen, befindet sich doch tatsächlich ein echter Scarecrow! Direkt vor ihm sieht man Spuren eines gigantischen Kampfes mit unzähligen Crow-Skeletten. Was ist hier damals nur vorgefallen? Bevor sie sich darüber weiterführend Gedanken machen können, taucht ein ausgesprochen lebendiges Exemplar der finsteren Wesen auf und verwandelt den armen Rem in seinen willenlosen Sklaven. Verängstigt ihrem Tod entgegenblickend, erwacht der legendäre Krieger hinter Engell plötzlich wieder zum Leben und die Karten werden neu gemischt…


Einschätzung


Fantasy und ich, das war schon immer eine ganz besonders schöne Beziehung. Seit ich mit 6 Jahren die faszinierende Welt von Mittelerde und J.J. R. Tolkien für mich entdeckt habe, hat dieses Genre einen wichtigen Platz in meinem Nerd/Otaku-Herzen eingenommen. Ein elementarer Grundpfeiler für eine gelungene Geschichte ist dabei natürlich das World Building. Eine fiktive Welt muss aus dem Nichts erschaffen werden, wobei unzählige Posten mit einbezogen werden: Völker, Religionen, Historie, Geografie usw. Ein schier endloser Prozess, der natürlich im ersten Band nur die Grundstrukturen abdecken kann. Dennoch gelang es diesem Manga bereits jetzt, mich von der ersten Sekunde an in seine Welt hineinzuziehen und einen unglaublichen Wissensdurst in mir hervorzurufen. Man will einfach unbedingt mehr von „Das Geheimnis von Scarecrow“ erfahren und am besten noch selbst erkunden, so schnell es nur irgendwie geht. Dieses Kribbeln, diese in mir aufsteigende Abenteuerlust, ist ein starker Indikator dafür, dass Gin Zarbo mit dem ersten Band hier alles richtig gemacht hat und wir es mit einem Vertreter des Genres zu tun haben, wie man ihn in der Masse der Veröffentlichungen längst nicht alle Tage präsentiert bekommt.


Die Fehde zwischen Scarecrows und Crows mag zunächst vielleicht etwas einfach gestrickt aussehen, aber auch da stellen sich mir bereits einige spannende Fragen: Woher kommen die beiden, was ist ihre Bestimmung, sind insbesondere die Crows vielleicht viel mehr als blutrünstige Monster, sondern möglicherweise eine empfindsame Spezies mit klaren Zielen und einer richtigen Kultur?


Engell ist mir als Heldin von Anfang sympathisch gewesen. Klug, süß sowie voller Abenteuer-und Entdeckerdrang, spiegeln sich ihre Emotionen ein bisschen auch in mir wieder, was sie natürlich zu der Identifikationsfigur schlechthin in dem Plot macht. Allgemein erinnert mich die neugierige Prinzessin etwas an die Anfänge von Nami aus „One Piece“ und Lucy aus „Fairy Tail“. Rem wiederum verschafft uns einen Zugang zu dem Volk der Biester. Man verlangt bereits jetzt zu erfahren, wie die offensichtliche Geringschätzung der Menschen ihnen gegenüber wohl entstanden sein mag. Generell lässt sich schon abschätzen, dass der Wolfsjunge als Waise wohl eine schwere Zeit hinter sich haben muss und schon früh auf eigenen Pfoten stehen musste.


Über den auferstandenen Scarecrow möchte ich lieber noch nichts weiter erzählen, kann euch aber versichern, dass auch dieser Charakter sofort mein Interesse weckte.


Die Horrorelemente in dem Werk kommen vor allem in Form der Crows zum Tragen, deren bloßes Erscheinen schon eine gruselige und beklemmende Atmosphäre hervorrufen kann, geschweige denn sie in Aktion zu sehen.


Ein gepflegter trockener Humor kommt ebenso nicht zu kurz. Wirklich spaßig ist folgende Idee: Es gibt nach Abschluss jedes Kapitels immer eine einzelne Seite mit einem Gag, performt von auswählten Figuren. Was für ein cooles und witziges Konzept!


Der Zeichenstil wurde gut der jeweiligen Stimmungslage angepasst. Bei einer ruhigen Erkundungstour durch die Stadt wirkt alles einladend, warm und hell, während es z.B. bei den Ruinen deutlich angespannter und dunkler umgesetzt wird. Hier sieht man mal wieder, wie auch visuelle Eindrücke ihr Puzzleteil zu einer gelungenen Gesamtatmosphäre beitragen können.


Fazit


Gin Zarbo beweist, dass man manchmal nur in eins unserer Nachbarländer zu schauen braucht, um eine interessante Manga-Reihe zu entdecken. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es mit „Das Geheimnis von Scarecrow“ und der Karriere dieser vielversprechenden Newcomerin weitergehen wird, und wünsche ihr dafür alles Gute! Mindestens einen neuen Fan hat sie in mir auf jeden Fall schonmal gefunden. :)


Hier geht es zur „Leseprobe von - Das Geheimnis von Scarecrow“!


Quelle „altraverse


Produktdetails
Titel Das Geheimnis von Scarecrow
Genres Fantasy
Autor Gin Zarbo
Einband Taschenbuch
Altersempfehlung ab 15 Jahre
Seitenanzahl 172
Serie Das Geheimnis von Scarecrow
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-96358-561-6
Verlag altraverse
Kaufmöglichkeiten amazon / Thalia / altraverse


Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar und Bildmaterial bedanken.

Über den Autor

Hallo mein Name ist Frank und ich bin ein humanoides Wesen vom Planeten Erde.

Neben Animes und Mangas, fühle ich mich dem Punkrock sehr verbunden und gehöre dieser Szene seit 2008 an, zocke leidenschaftlich gern, bin Fußballfan des FC Energie Cottbus, FC Sankt Pauli und vom FC Bayern München.

Filmreihen wie Star Wars, Herr der Ringe, Blade Runner und Indiana Jones nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein.

Allgemein bin ich ein begeisterter Cineast. Von 1920er Stummfilmen bis heutiger Streifen interessiert und fasziniert mich eine breite Palette an unterschiedlichsten Genres.


Politisch engagiere ich mich z.B. für die Linke, die Partei, Campact, Amnesty International oder Sea Shepherd. Ich bin Flexitarier.

Frank Profi

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